Ein leider zu kurzer Trip oder Baltikum Teil 2. Was letztes Jahr mit einem ebenfalls nur sehr kurzen Abstecher nach Lettland zu einem Lauf der Drosmes Skrējiens Serie begann, wurde nun fortgesetzt. Das nächste baltische Land wurde für die d.c erobert, Estland. Estland hat wie Lettland eine recht überschaubare OCR Szene die rein aus lokal organisierten Läufen besteht. Facebook und Google brachten mich zu der Serie Vägilase Jooks die mit 3 Veranstaltungen die Hindernislaufsportler lockt. Es warten dabei 4 bzw. 8 KM an Strecke mit 15 bzw. 30 Hindernissen auf die Teilnehmer. Ein Blech ließ sich aus Videos erkennen und somit war dann mein Entschluss recht schnell gefasst. Zeitlich und organisatorisch (Anreise und so) passte mir der Lauf nahe der estnischen Hauptstadt perfekt und so war die Kreditkarte schnell gezückt.
Leider gibt es von Wien keine Direktverbindung nach Tallinn … tja man kann nicht immer alles haben. Zu meiner Freude fand sich auch mein treuer und sehr unkomplizierter OCR Reisegefährte Christan schnell als Begleitung. Nach etwas Bedenkzeit gesellten sich dann noch Marion, Monika und Nicole zum Eroberungsausflug. Am Plan Stand eine sehr zeitige Anreise Samstagfrüh, ein bisserl Sightseeing am Nachmittag in Tallinn, Sonntagmittag den Lauf und dann am Abend wieder nach Hause. Ich wählte ein verkehrsgünstig (Öffis natürlich 😊) gelegenes Hotel in Tallinn. Die Aussicht aus den Zimmern ließ die Vorfreude auf den Nachmittagsspaziergang steigen und so zogen wir los in die Innenstadt.
Der ursprüngliche Plan war es eine als „musstduhinweilechttollundtrendy“ Pizzeria aufzusuchen und anständig Carboloading zu betreiben. Da diese Pizzeria aber auch am frühen Samstagnachmittag voll war und der Kellner meinte „2 Wochen im Voraus reservieren, spontan geht da nix“ zogen wir hungrig und etwas schmollend wieder von Dannen. Google konsultiert … aha da gibt’s gleich in der Nähe diverse Lokale … wollma da den Italiener anschaun? Jo passt! Keine 2 Gehminuten entfernt fand sich in einer Quergasse ein Sammelsurium an Lokalen, Restaurants und Bars. Schräg gegenüber des Alternativitalieners stand ein Außenbereich mit sehr rustikalem Charme. Mein Interesse war geweckt und nach kurzer Überzeugungsarbeit „Gemma do hin, des schaut interessant aus“ war unser Grüppchen auch schon dort.
Die Tür des zugehörigen Gebäudes öffnete sich und heraus trat ein mittelalterlich gekleideter „Lakai“ 😊. Wollen wir was essen? Ja wollen wir! Im 2ten Stock ist ein Tisch frei für euch. Aha?! Na dann mal rein ins Vergnügen. Und was für ein Vergnügen es war. Das Olde Hansa in Tallinn ist ein mittelalterliches Lokal mit hohem Unterhaltungsfaktor, wenn man es mag/zulässt. Recht finstere und hohe Speiseräume die einen mit Kerzenschein und Holzbänken ins Mittelalter versetzen. Die Speisekarte überschaubar und mit ebenfalls mittelalterlich inspiriertem Inhalt. Über das Preis-/Leistungsverhältnis sahen wir Hinweg und tauchten ein ins 15 Jahrhundert. Kräuterbier, Honigbier, Zimtbier schmeckten sehr interessant und auch die Speisen standen dem Erlebnis um nichts nach.
Nach einem ausgiebigen Verdauungsspaziergang und einer „Erfrischung“ an der Hotelbar, ging es dann zu einer christlichen Zeit ins Bett. Da unser Start um 12:10 Uhr erfolgte ließen wir uns am gut sortierten Frühstücksbuffet ordentlich Zeit. Einen kurzen Hatscher vom Hotel entfernt bestiegen wir einen Regionalbus der Mitten im Nirgendwo an einer offiziellen Haltestelle hielt, in deren Nähe der Lauf stattfand. Karjääri ist ein kleines Örtchen in dessen Näh sich ein Schotterteich samt Wasserskianlage und eine Motocross Strecke findet. Genau da war das Start-/Zielgelände aufgebaut. Ein kurzer Spaziergang von der Bushaltestelle und schon waren wir da. Musik, Fahnen, Zelte, Hindernisse und quirliges Treiben empfingen uns.
Die Registrierung verlief super schnell und schon hatten wir die Rennmontur angelegt. Blauer Himmel mit Sonne, 15 Grad … Estland zeigte uns ein sehr freundliches OCR Gesicht. Christian und Ich waren in der 12:10 Uhrer Startwelle eingetragen und die Mädels in der 12:20iger. Der Startblockkontrolleur zeigte sich unnachgiebig auf die Frage ob wir alle 5 gemeinsam starten könnten und so ging es halt für d.c Buben und Mädels getrennt auf die Strecke.
Die 8km waren wunderschön wie auch fordernd (tiefer weicher Sand) zu laufen. Durch den Wald auf diversen Wegen, auf der Motocross Strecke im tiefen Sand und durch ein erfrischendes Bächlein spulten wir die Kilometer ab. Die Hindernisse lagen gut verteilt und hielten die ein oder andere kreative Überraschung bereit. Die Klassiker wie O-U-T, eine Mauer, robben, Monkeybars, Sandsack- und Reifentragen, einer Balancewippe, dem Reifenflip waren alle dabei und wurden durch „The floor is lava“, Sandsackzielwerfen und meinem persönlichen Highlight den „Schwingbrettern“, aufgepeppt.
Beim „The floor is lava“ hängt man unten an 2 Metallrohren und es gilt eine Art A-Frame zu überwinden. Die Schwingbretter sind super einfach konstruiert und machten mit Mega Spaß. Man stellt sich auf ein vertikal hängendes Brett mit 2 kleinen Trittflächen und schwingt/steigt auf das nächste Brett bis zu einer Glocke. Es bedarf an Geschick und Timing 😊 Da ich ohne Uhr lief vergingen die 8km gefühlt viel zu schnell und da ich eigentlich eine 2x4km Strecke erwartete, war ich überrascht als der Streckenposten im Ziel sagte „Congratulations you finished“. Egal ich holte mir meine hölzerne Medön und plauderte mit Christian über die Erlebnisse auf der Strecke.
Die Mädels bewältigten die Strecke im Team und wir feuerten sie im Zielbereich kräftig an. Begeistert und geduscht gaben wir uns einer großen Portion Reisfleisch (im Startpreis von € 20 enthalten 😊) hin und ließen den tollen Lauf Revue passieren.
Mein Fazit:
Der Vägilaase Joks ist wohl am ehesten mit einer Wildsau bei uns zu vergleichen. Allerdings in den wesentlichen Belangen besser. Besserer Preis (für € 20 Startgebühr gibt es eine Zeitnehmung, eine Medaille und All-you-Can-Eat), ein schickes Finishershirt (gibt’s für € 15 zusätzlich) sowie mehr und kreativere Hindernisse. Mit einem sehr sehr positiven Gesamteindruck traten wir die Heimreise an und erklären Estland für die d.c als erobert.
Florian „Beidentallinnesenistessehrschöngewesen“ Zuschnig