Nachdem der groß beworbene UrbanElementsRun in Wien kurzfristig abgesagt wurde, musste eine Alternative her. Ein Wochenende ohne Wettkampf wäre doch langweilig. Praktischerweise fand sich relativ schnell ein interessant klingender Ersatz. Der Tvrďák, was so viel heißt wie harter Mann, zog meine Neugier auf sich als ich Constantins Teilnahmeanzeige auf Facebook sah. Tvrdak … ein zungenbrecherischer Name gemischt mit einer recht bescheiden gehaltenen Homepage. Zur Sicherheit noch kurz noch auf Youtube Videos vom letzten Jahr angesehen und dann war die Anmeldung auch schon fixiert. Um unser dritrun.company 3er Team zu komplettieren sprang kurz entschlossen und hoch motiviert Martin mit ein. So ging es am Samstagmorgen begleitet von Reiner (offiziell ernannter Fotograf und Gepäcksbewacher) und Martin (seines Zeichen Dirtrun Azubi) in das Wildwasser- & Freizeitzentrum nach Čunovo. Eine gemütliche Autostunde von Wien entfernt auf einer Halbinsel in der Donau wehten die Tvrdak Fahnen und ließen uns wissen, dass wir hier richtig waren.
Die Registration empfing uns mit den osttypisch hübschen Mädels und ging (leider) sehr fix von statten . Uns wurde die Startnummer auf den Arm geschrieben, der Chip ausgehändigt und dann schlenderten wir erstmal ein wenig über das Gelände. Ein Beachvolleyballplatz wurde mit 2 Netzen zu einer „Krabbelstube“ umfunktioniert um dann über 2 Reifenreihen eine Schrägwand zu erklimmen. Am Start gleich auf allen Vieren im Sand dahin, sowas hatte ich bisher so noch nicht und umso mehr war ich gespannt darauf.
Nicht lange dauerte es als wir ein bekanntes Leiberl in der Menge entdeckten. Das dirtrum.company Logo prangte an der stolz geschwellten Brust von Constantin. Heute stand für sein Töchterchen Mavie die Teilnahme beim Kinderlauf am Programm. Die Knirpse starteten gleich wie die Großen über den Sandplatz auf die Schrägwand. Die Sandsackrunde wurde durch das Rollen von Autoreifen ersetzt und dann galt es eine kleine Gatschgrube zu durchqueren. Flux noch über die Wiese und ein paar kleine Hürden ging es dann auf die Zielgerade.
Alles gut überstanden wurde Mavie dann in die Obhut von der Oma übergeben und die Männer machten sich an die Startvorbereitungen. Wie bei den großen Hindernisläufen wurden auch beim Tvrdak die Startwellen mit fetziger Musik und ein paar Aufwärmübungen auf die bevorstehende Herausforderung eingestimmt. Das Wetter top, die Stimmung top wurde noch schnell ein Gruppenbild geschossen.
Pünktlich um 11:00 ging es dann los. In kleinen Wellen zu rund 10 Personen wurden die Teilnehmer auf den Kurs losgelassen. Constantin und ich kamen in der zweiten Welle los, Martin startete in der Vierten. Der Countdown ertönte 4… 3… 2… 1… und los ging die wilde Jagd, oder besser die Krabbelei. Constantin und ich kamen gut weg und waren unter den ersten auf der Schrägwand. Der Puls stieg bei diesem Start gleich mal Sprunghaft an um dann erst mal auf diesem Niveau zu verbleiben.
Hinter der Schrägwand galt es einen Sandsack in einer kleinen Runde „spazieren“ zu tragen. Die Organisatoren machten hier eindeutig klar, dass Sand hier in der Gegend keine Mangelware ist. Wir wuchteten uns die Säcke auf die Schultern und trabten die Runde ab.
Nach der Sandsackschleife ging es über ein paar kleine Hürden runter ans Donauufer um den Uferbereich entlang zu laufen. Mit gut gekühlten Beinen kraxelten wir die Uferböschung hoch um uns dann über resp. durch 3 Wände zu schwingen. Dicht danach 2 Kriechgräben gefolgt von einem Reifenlauf zum auslockern hin zu vier Gatschgruben mit den obligaten Erdhäufen. Die Gatschgruben hatten es wahrlich in sich. Hüfttief gegraben, voll mit Wasser und mit sehr lockerem Erdreich umgeben wurde die Traktion der Schuhsolen ausgiebig getestet. Mit einem Puls der sich am Hals sehr deutlich abzeichnete ging es hinein in einen Graben der mit Folie abgedeckt und ausgelegt war. Zusammen mit Wasser hätte es eine spaßige Rutschpartie werden können, jedoch gab es da einen Metallstift vom Gitter darüber der mich jäh stoppte. Mein Vorwärtsdrang wurde mit einem *ratsch* am Rücken quittiert. Im Rückwärtsgang und fluchend ein kurzes Stück zurück gesetzt und dann konnte die Rutschpartie starten. Kaum Dreck und mit gut 10cm Wasser im Tunnel ging es zügig hindurch. Anständig gewässert und gekühlt entstieg ich dem Graben um mich gleich wieder wie ein Schnitzel zu panieren.
Feiner Sand und Kiesel wartete auf uns zusammen mit einem weiteren Kriechhindernis. Da sich Constantin aufgrund meines Hängers etwas abgesetzte hatte rollte ich mich durch um schneller voran zu kommen. Über eine Brücke verlief die Strecke in den Wald. Auf dem schattigen Weg kam mein Puls langsam wieder auf erträgliches Niveau. Hinter einer scharfen Kurve erwarteten uns ein paar Traktorreifen die es galt 2mal Überzuwerfen, der klassische „Tire Flip“ halt. Weiter entlang im Schatten schloss ich dann wieder zu Constantin auf und wir schickten uns an die Schotterhügel zu besteigen. Die ersten beiden waren ja noch unterhaltsam aber als sich dann ein langer und 10 Meter hoher Haufen mit lockerem Schotter auftürmte, war Schluss mit Lustig. An der Flanke galt es einen Kübel zu füllen und diesen den hoch und wieder runter zu schleppen … der verdammte „Bucket Carry“. Einen Schritt rauf einen halben zurück, keuchten wir den Kieshügel mit schweren Schritten empor. Gut das danach ein reiner Laufkilometer folgte der sich zum Zeitgutmachen perfekt eignete. Die Strecke führte zurück auf die Hauptstraße zurück in Richtung des Veranstaltungsgeländes. Hier galt es zwei Balancehindernisse zu bewältigen und etliche Schilder zu unterwandern.
Nach einer zweiten Brücke und scharf links abgebogen lauerte der „Tractor Pull“. In der Tvrdak Variante hieß es zwei schwere Metallwalzen, die natürlich blockiert waren, in einer Runde zu ziehen. Weiter entlang am Rande des Wassersportkanals hinunter zu einem Wehr um dann retour mit dem „Log Carry“ oder zu Deutsch Baumstammtragen belohnt zu werden. Auf den letzten 2 Kilometer reihten sich weitere Klassiker wie der Barren, eine Rutsche, eine derbe Matschgrube sowie 2 Mauern zusammen mit einer sehr langen Wasserwanderung, einer Klimmzugstation (5 Stück).
Die 3,20iger Wand vor dem Ziel verlangte den Läufern noch einmal alles ab bevor es dann durch eine Sprühwasserwand letztlich über die Ziellinie ging. Eine kleine Medaille, ein Finishershirt und einen Rundschal mit Tvrdak Logo ausgefasst und dann kräftig bei den Isogetränken zugelangt. Prost
Mein Fazit zum Tvrdak:
Klein, fein, super organisiert aber nichtsdestotrotz eine Herausforderung. Die 5 Kilometer gespickt mit Hindernissen und Aufgaben sind sehr gut gemacht und können absolut mit einem Spartan Sprint mithalten. Außer beim Preis, hier liegt der Tvrdak eindeutig vorne. Zwischen € 22 und € 40 je nach Anmeldungszeit und Veranstaltungsort (es gibt in Summe 3) kostet der Spaß. Ein gut geschnittenes und nett gemachtes Tshirt kostet zwar € 5 extra aber das finde ich angemessen. Was uns noch gut gefallen hat war die Einstellung der Mehrheit der Teilnehmer. Im Osten nehmen die Leute solche Veranstaltungen wesentlich ernster weshalb es kaum zu unnötigen Verzögerungen (Poserfotos im Gatsch usw.) kommt wie auch schnelleren Läufern ohne zu murren Platz gemacht wird. Über 1.200 Teilnehmer auf einer knapp 5km langen Strecke und trotzdem kaum Stau bei fordernden Hindernissen sprechen für sich. Uns hat es gut gefallen und wenn sich’s nächstes Jahr ausgeht sind wir wieder dabei.
(Florian Zuschnig)
Platzierungen der dirtrun.company
Schüler Mavie: Rang 10 gesamt / Rang 9 AK bis 9 in 04:09
Schüler Constantin: Rang 81 gesamt / Rang 18 AK M30-34 in 39:06
Zuschnig Florian: Rang 60 gesamt / Rang 12 AK M30-34 in 37:43
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