Spartan Races im Winter haben ihren Reiz, auch wenn ich persönlich vom Spartan Rennzirkus nach mittlerweile nun 5 Jahren in Folge schon sehr übersättigt bin. Im Winter schwitzt man nicht, naja außer man meint es mit dem Laufoutfit zu gut, im Winter gibt es keine Wasserhindernisse (zB Dunkwall) und im Winter gibt es keinen Schlamm. Aber was bleibt dann? Immer noch genug und vor allem eine eigene Wintermedaille – also auf nach Valcianska Dolina!!
Anreise
Claudia, René und ich machten uns deshalb auf, zu einem netten kleinen Winterlauf. Es war auch eine Premiere für mich, nicht in sportlicher Hinsicht mehr in reisetechnischer. Mein erster Lauf im Osten und ich war Beifahrer. Ein sehr angenehmes Gefühl, dass gebe ich gerne zu. Pünktlich um 15:30 Uhr kam das Shuttle und holte mich von der Haustür ab und es begann das Laufjahr 2018.
Valcianska Dolina ist ein nettes kleines Skigebiet das nahe der Stadt Martin in der Zentralslowakei gelegen ist. Von Wien aus sind es etwa 3 sehr angenehme Autostunden (300 km) zum Großteil auf gut ausgebauten Autobahnen.
Die slowakischen Autobahnen und Schnellstraßen sind seit 2015 mautpflichtig, aber über die Internetseite https://eznamka.sk/selfcare/home/ kann ganz einfach eine Onlinevignette erworben werden. Die Slowakei empfing uns wenig winterlich. Bis zur Stadt Zilin zog sich das triste Braugraun durch die Landschaft bis es dann endlich weißer wurde. Viel Schnee lag nicht aber zumindest sah die Umgebung ein wenig winterlich aus.
Direkt an der Talstation in Valcianska Dolina gibt es zwar Unterkünfte, diese sind aber schnell vergriffen oder von vorherein ausgebucht. Da ich 2016 bei meinem ersten Besuch ein nettes Hotel gebucht hatte, viel auch heuer die Wahl wieder darauf. Das Hotel Turiec liegt sehr zentral, hat genügend Parkplätze und ein tolles Frühstücksbuffet. Im Hotel war aufgrund einer Veranstaltung leider das Restaurant bei unserer Ankunft schon geschlossen. Das tat aber unserer guten Laune keinen Abbruch und so spazierten wir keine 5 Minuten ins Zentrum und suchten uns eine nette Pizzeria. Eine Sache die ich und auch meine Freunde bei solchen Ausflügen in den Osten lieben sind die Preise. Ein großes Bier € 1,40, die Pizza um € 5,50 … hier bekommt man noch was für sein Geld 😊
Das Rennen
Tja es begann wie es immer beginnt, mit dem Läuten des Weckers zu einer unangenehmen Zeit für einen Samstagmorgen. *dididit dididit dididit* 05:45 Uhr … raus aus den Federn. Ja, schon klar wir hätten auch eine spätere Startzeit vorab wählen können, aber wir wollten früh wieder nach Hause. René und ich hatten Start um 08:00 Uhr, Claudia startete um 08:15 Uhr in der ersten Damenwelle. Noch etwas „gezeichnet“ von der für meinen Geschmack scharfen Pizza Mexicana (ja der Name hätte schon ein Hinweis sein können…), schlug ich die Decke auf die Seite und tappste zur morgentlichen Routine. Bei Claudia hatte das „Schärfeduell“ vom Vorabend deutliche Spuren hinterlassen und ihr Magen rebellierte noch etwas. Hilft alles nix, es wurde der Wasserkocher für einen Tee angeworfen und die altbekannten EnergyCakes ausgepackt um wenigstens etwas in die Mägen bekommen vor dem Lauf. Riegel drin, Tee draufgegossen eine halbe Semmel hinterher und ab in die Rennklamotten. Ich und René waren frech und starteten unten kurz.
Valcianska Dolina empfing uns wolkenverhangen bei 0 Grad und leichtem Schneefall. Beim Weg vom Parkplatz hin zum Startgelände trafen wir auf eines unserer neuen Mitglieder in der dirtrun.company, Markus. Markus kam in Begleitung von seiner Freundin und der Frau Mama. Die beiden Damen waren obgleich der kurzen Hosen etwas verwirrt, aber nahmen dies gelassen. Wir plauderten ein wenig und fassten die Startunterlagen aus. Nettes Detail am Rande, der Bag Check in Valcianska war gratis (sonst € 1) also kein kramen mit klammen Fingern im Geldbörserl 😊 Das bei Winterspartans immer vorhandene Zelt mit Heizung war schnell gefunden und wärmte uns nochmal gut durch bevor René und ich uns in den Startblock aufmachten. Claudia blieb verständlicher Weise noch in der warmen „Stube“. Markus startete um 08:30 in AgeGroup Welle und hatte so ebenfalls noch etwas Zeit.
Startschuss
3… 2… 1… Go Spartans AROOO, es fiel der Startschuss. In gewohnter Manier für Ost-Spartanraces ging es nach der kurzen Startgerade gleich bergauf. Entlang einer gesperrten Piste zog die erste Startwelle ihre Spuren durch den Schnee hinauf in Richtung einer Waldschneise. Das OUT (Over Under Through) verhalf meinem Puls gleich zu neuen Höhenflügen, als ob der Anstieg nicht schon genug wäre. Oh wie schwer waren meine Beine. Die letzten 2 Monate hatte ich nicht trainiert, nichts, nada, gar keinen Sport. Ich habe die Zeit mit der Renovierung meiner neuen Wohnung zugebracht. Ich verfluchte die Wohnung und die viele Heimwerksarbeit innerlich und schritt den Berg hoch so gut es ging. Bald schon sah ich auf einem kleinen Plateau die Läufer vor mir links abbiegen und ich dachte hoffentlich ein wenig geradeaus, bitte nur ein kleines Stück. Tja, ein kleines Stück war es bevor es einen noch steileren Weg in Richtung Gipfel hochging. Zwischenzeitlich drehte ich mich in meinem Elend kurz um und erblickte René nicht weit hinter mir, wie er souverän nach oben stapfte.
Am Gipfel tauchten langsam Fahnen als Hinweis für ein Hindernis auf. Was mag es wohl sein, dass hier oben wartet? Die Balancebalken waren es. Puls auf Anschlag, Körpergefühl auf Null und so kam bereits beim 3ten Schritt das aus. Wie erbärmlich… zähneknirschend schritt ich in die Burpeezone und begann mit dem guten alten „up and down“.
Endlich bergab
Renè kam zwischenzeitlich heran, stieg auf einen Balken, schritt darüber und lief weiter. 30 lähmende Burpees später schnaufte ich weiter. Der höchste Punkt war nach einem weiteren kurzen Anstieg erreicht und dann ging es bergab … endlich bergab … Gott sei Dank! Mit mir und meinem erbärmlichen Trainingszustand fand ich mich ab um mich geistig auf weitere, viele weitere, Burpees einzustellen. Wie praktisch, da kam auch schon der A-Frame. Die Handschuhe welche ich trug boten auf nassen und glattem Alu keinen Halt, also zog ich sie aus und dachte schon an weitere 30. Aber siehe da, der A-Frame wurde bezwungen. Ein kurzer Moment des Glücks durchfuhr meine Glieder.
Bei KM 5 etwa stand die Inverted Wall an welcher mich die erste Dame überholte. Naja innerlich hatte ich ohnehin schon mit dem Rennen abgeschlossen und wollte nur mehr ins Ziel. Wieder am Starthügel angekommen kam ein kleiner Schwenk nach links und es gab erneut 30 Burpees. Diesmal durch die Slacklines verursacht. René der hier selber verkackt hatte gab mir noch den Tipp, dass links außen die Bänder straff und gerade seien. Ein wackliger Schritt und noch einer und Tschüss … es ging in die Burpee Zone. Hoch und nieder, ich war schon richtig zwieder! Die Schultern vermeldeten nach dieser Burpeerunde auch, dass sie nicht mehr wollten. So zog ich weiter, in tiefstem Unbehagen. Es kamen die Trizepsbars, der Schlitten und…?
Dem Ende ja so nah
Und dann kam auf freier Flur das Multirig, oder besser gesagt weitere 30 Burpees. Jämmerlich hing ich kurz an einem Ring und rutschte beim Versuch auf den 2ten zu greifen ab.
90 Burpees intus rutschte ich unter dem Stacheldraht hindurch um dann in die letzten 400m der Strecke einzutauchen. Eine Mauer und danach der Speer. Mit einem Gefühl völliger Gleichgültigkeit über den Erfolg beim Wurf zog ich den Speer zu mir und wuchtete ihn nach vorne. Oho schau an, der Speer traf wie aus dem Bilderbuch den Ballen und steckte. Kopfschüttelnd und grinsend zog ich von dannen und erklomm den Stairway to Sparta. Gleich danach wartete die Z-Traverse auf Mutige … oder Opfer je nachdem wie man es nimmt. Ich fasse mich kurz, es wurden wieder 30. In großer Gesellschaft pumpte ich zum 4ten Mal an diesem (entsetzlichen) Tag meine Strafe ab bevor ich über die Slippery Wall und weiter ins Ziel. Der Tee im Ziel wärmte zumindest meinen Körper, meine Stimmung blieb eisig. Medaille samt TShirt abgeholt und ab ins warme Zelt zum Umziehen. Bald danach kam auch Markus ins Ziel und lieferte mit 01:05 eine gute Zeit ab. Claudia genoß die Strecke, die Landschaft und die Atmosphäre etwas ausgiebiger 😊
Nach dem obligatorischen Gruppenmedaillenfoto ging es wieder zurück in die Heimat.
Mein Fazit zum Winter Sprint in Valcianska Dolina
Der Sprint in Valcianska Dolina war mit 7KM und 350HM ein klassischer Spartan Sprint wie er im Osten halt so gemacht wird. Diese Wintervariante beinhaltete eine kurze knackige Strecke mit den wesentlichsten Hindernissen, jedoch ohne Wasser/Schlamm, Seilklettern oder Trageelementen. Das Schneeballwerfen der letzten Jahre wurde heuer (wahrscheinlich mangels der weißen Pracht) in klassisches Speerwerfen umgewandelt. Im Osten ist nicht alles perfekt aber das Preis/Leistungsverhältnis stimmt allemal!
(Florian “Der Fürst” Zuschnig)
Ergebnisse
Markus Simon: 01:05:13, Gesamt 254 von 2.500, AgeGroup Platz 12
René Bruckner: 01:15:19, Gesamt 542 von 2.500, Elite Platz 101
Florian Zuschnig: 01:20:41, Gesamt 755 von 2.500, Elite Platz 112
Claudia Forster: 02:08:55, Gesamt 2.193 von 2.500, Elite Platz 21
Fotos: hier
Hier geht es zum Bericht vom Winter Sprint in in Svit 2016.