26.09. – Tag der Abreise. Das Ziel der Reise Squaw Valley in Kalifornien, wo nach der Premiere 2015 auch heuer die Spartan Race Weltmeisterschaften ausgetragen wurden.
Das eingeplante Sightseeing-Programm abgespult, verschlug es die beiden Buben Jan und Tom in die Unterkunft nach Squaw Valley. Sichtlich überrascht, dass unser gebuchtes Hotel direkt am Startgelände liegt, bezogen wir das Apartment.
Vorab konnten wir bereits erste Teile der Strecke erkunden. Im Start- und Zielgelände ragten bereits etliche Hindernisse in den Himmel. Zwischen den typischen Spartan Hindernissen Rope Climb, Hercules Hoist, Inverted Wall, Dunk Wall, Slippery Wall und Cargo Container, staunte man nicht schlecht über ein Multi-Rig mit Monkey Bars, Ringen und Seilen, das sich über eine beachtliche Länge zog. Der „Thig Master“, der bei der WM das erste Mal im Spartan Programm zu sehen war. Boxsäcke die nebeneinander hängen an denen sich die Teilnehmer durchhangeln mussten und am Ende das obligatorische Glöckchen läuten durften.
Rund um das Gelände konnte man die Berge bewundern und machte sich Gedanken auf welche oder auf wie viele Berge die Strecke geführte. Dem Entdeckerdrang von Jan nachgegeben begaben wir uns auf Erkundungstour der Strecke. Nach machbaren Bergauf-Passagen (kein Vergleich zu dem Wahnsinn der in Europa wartet) sahen wir den bereits gefürchteten Bucket Carry. Schon im Vorfeld unserer Reise hörten wir von Flo wie sehr einen dieser Carry fertig macht – er sollte Recht behalten. Ein knapper Kilometer, die Hälfte rauf die andere wieder runter mit dem Kübel in Händen sollte dem eigenen Körper die Grenzen aufzeigen. An diesem Punkt durften wir dem CEO Joe De Sena die Hand schütteln. Dieser entschuldigte sich noch im selben Atemzug, da er noch viel zu tun habe. Im Gegensatz zu uns stürmte er die Carry-Strecke hinauf und dem Gipfel entgegen.
Im Laufe des Tages holten wir uns die Startnummern für das WM-Beast am Samstag und warteten in der Schlange zum Merchandise-Shop bis dieser seine Tore öffnete und wir die ersten Bestellungen aufgeben konnten. Um auch noch das letzte aus einem heraus zu holen gab es aus gegebenem Anlass einen Besuch beim Friseur. Das Motto: Harre ab, die bremsen nur! Gesagt getan. Etwas erstaunt fragte mich die Dame ob sie jetzt wirklich alle Harre vom Kopf scheren soll. Mit einem Nicken und einem darauffolgendem Lächeln quittierte ich die Frage und sie startete die Maschine.
Ruckzuck waren die Haare der Buben ab und es ging wieder zurück ins Hotel. Im nächsten Supermarkt wurden noch Rasierartikel eingekauft um auch die letzten Millimeter Kopfbedeckung gründlich zu entfernen. Für die nötige Energie wurde bereits kräftig eingekauft. Am Menüplan standen Spaghetti. Die sollte es in den Tagen rund um die Läufe noch länger geben. Spaghetti Bolognese, Spaghetti mit Käse oder zur Abwechslung auch noch Spaghetti „ohne nix“.
Tag X beginnt. Der riesige Parkplatz vor dem Hotel schon deutlich gefüllt. Hunderte Zuschauer und noch mehr Athleten am Festivalgelände. Da unsere Heat erst um 10:30 Uhr starten sollte konnten wir ganz entspannt in den Tag starten. Frühstück (hier gab´s keine Spaghetti), nochmals beim Merchandise Stand einkaufen und den Start der Championship Elite verfolgen.
Und wie es prognostiziert wurde kühlte es deutlich ab.
10:30Uhr – es ist so weit, der Startschuss fällt und die Zeit läuft. Etwas langsam begibt sich dieses Heat aus Riassln und Ruas auf die WM-Strecke. Durch das Olympic Valley raus, quer über den Parkplatz wo schon das O-U-T wartet. Dicht gefolgt vom Rolling Mud, das durch die Temperaturen ziemlich kalt ausfällt. Danach gab es noch zwei Wände zu überwinden bevor es die ersten der 1400 Höhenmeter zu bezwingen galt. Nach etwa 2km konnte ich die letzten vom 15Minuten zuvor gestarteten Heat ein- und überholen. Am höchsten Punkt der Sprint-Strecke galt es sich durch die Monkey Bars durchzuhangeln. Hier begann es sich auch langsam zu stauen. Nach den Monkey Bars konnte man den Berg hinunter Gas geben und zahlreiche Starter überholen.
Nur einige der Hurdles standen im Weg, die sich als gewaltiges Hindernis für manche entpuppte. Die Bergab-Passage gemeistert fand man sich wieder im Festivalgelände ein wo eines der neuen Hindernisse – der Thig Master – für Aufmerksamkeit unter den Zuschauern sorgte. Was neu ist, muss leider auch genau inspiziert werden. Deshalb standen vor dem Hindernis bereits geschätzte 150 Starter und warten darauf sich auf einen Boxsack zu stürzen. Ich nahm hier meine ersten 30 Burpees in Kauf um hier nicht weitere Zeit zu verlieren. Weiter, immer weiter geht’s den Berg hinauf. Der Bucket Carry wird links liegen gelassen. Er wird uns erst gegen Ende der Strecke die letzte Kraft aussaugen. Es geht über ein A-Cargo und weiter die Single-Trail-Strecke den Berg hoch.
Bis zum Gipfel warten noch ein Cargo-Net und der Spearthrow auf uns. Am höchsten Punkt reihen sich die Hindernisse nacheinander. Begonnen wird mit einem neuen Hindernis. Eine Abwandlung der Traverse Wall. Diese jedoch in Schräglage mit kurzen Ketten, Griffen und Löchern zum weiterhangeln. Es folgt ein Sled-Pull gefolgt vom Atlas Carry. Begleitet vom starken Wind kämpft man sich durch die Hindernisse bevor man zur nächsten Hindernis-Batterie gelangt.
Ein weiteres neues Hindernis bäumt sich vor einem auf – Olympus. Ein steil aufgestelltes A-Frame wie aus dem Osten bekannt. Man muss sich innen hochhangeln, eine Glocke läuten, innen auf der anderen Seite hinunterhangeln und erneut eine Glocke läuten. Darauf folgt die Tyrolean Traverse, dem Barbed Wire Crawl und der nächsten Überraschung dem Ape Hanger. Eine Kombination aus Rope Climb und Monkey Bars. Ein Stück das Seil hochklettern und dann mit der Strickleiter etwa 5m über den Wassergraben hangeln. Kurz gesagt ein Burpee-Maker! Weiter auf der Strecke geht’s mit den Carry Hindernissen. Ein Sandbag Carry folgt dem Log-Carry. Unhandliche teils riesige Holzstümpfe oder –scheiben die sich über einen 300m Spaziergang freuen.
Der Sandbag Carry auf einem nicht minder steilen Gelände angelegt. Sandsack zurück geschmissen in die Holzbox steht der „Lord-Flip“ an. Eine mit Wasser gefüllte Gummiwurst wird zweimal hin und zweimal zurück geflippt. Gut gefüllt und schwer zu nehmen treibt es so manchem gut die Farbe ins Gesicht. Gut aufgewärmt wartet eine kräftige Abkühlung auf uns. Der gefürchtete Bergsee wird durchschwommen. Wie es bei den Amerikanern üblich ist, wird jedem eine Schwimmweste umgeschnallt und man wird ins Wasser entlassen. Wem das zu viel ist, darf sich mit 90 Burpees frei kaufen. Hier möchte ich anmerken, dass die Kontrolle der Burpees nicht wirklich zielführend war. Nicht nur in Italien, auch hier ist die Zählweise eine andere.
Raus aus dem See und so schnell es geht wieder ins Laufen kommen damit man nicht auf den letzten Kilometern eingeht. Eine 8ft. Wall will alleinstehend in der Prärie noch bezwungen werden bevor die letzten Kilometer zum Ziel auf Single Trails zurückgelegt werden. Ebenso alleine wie die Wand stehen auch die Stairway to Sparta in der Landschaft. Auch hier haben sich die Verantwortlichen eine Neuerung überlegt. Die ersten 4m sind komplett zugemacht worden. Keine Sprosse an der man sich festhalten kann. Ein Seil hiflt beim Aufstieg bevor man die erste Sprosse erreicht und das Hindernis überwinden kann.
Nach 3km Single-Trail, immer wieder von Gruppen von langsameren Läufern aufgehalten läuft und geht man dem Bucket Carry entgegen. Kübel bis zu den Löchern anfüllen (am besten überfüllen) und los stapfen. Durch das Füllmaterial (Kies, Erde, Steine, Holz) ist das der bisher härteste Bucket Carry den ich erleben durfte. 500m hoch und 500m hinunter, der Aufstieg kostet unglaublich viel Kraft. Immer wieder muss der Kübel abgesetzt werden. Auf der Strecke liegen und sitzen die Teilnehmer wie tote Fliegen neben der Strecke.
Nach einer gefühlten Ewigkeit habe ich den Bucket Carry hinter mich gebracht, kurz an der Labestation erfrischt und rein in die letzten Kilometer. 6 Hurdles überwunden geht es zurück ins Festivalgelände. Ein Balance-Hindernis, der Hercules Hoist, eine Dunk Wall und die Slippery Wall überquert, über den Cargo-Container gekraxelt warten noch zwischen den Zuschauermaßen der Rope Climb und das Multi-Rig bevor es nach 24km über die Ziellinie geht und die Spartan Race Worldchampionships 2016 Geschichte sind. Medialle umhängen, Riegel schnappen, Finisher-Shirt abholen und Foto machen und auf dem schnellsten Weg ins Hotel, raus aus der Kälte und den nassen Sachen.
Zusammenfassend ein Top-Event von Spartan Race, Vor, während und nach dem Lauf merkt man die Routine die die Veranstalter aufweisen können. Die zweiten World Championships in Lake Tahoe im Olympic Valley sind geschlagen und ein neuer Weltmeister und eine alte Weltmeisterin die ihren Titel verteidigen konnte wurden gefeiert. Es wird Zeit das die WM den amerikanischen Boden verlässt und sich einen neuen Austragungsort sucht. Neben den europäischen Top-Strecken würde sich wohl auch Kanada über den Austragungsort freuen. Detail am Rande, 50% am Podium von Frauen und Männern waren aus Kanada!
Damit die Buben nicht nur wegen einem Lauf in die Staaten fliegen – was schon ziemlich verrückt klingt, haben wir uns entschlossen am Tag darauf nochmal die WM-Strecke in Angriff zu nehmen.
Der Unterschied waren viel viel weniger Zuschauer, deutlich weniger Starter, dafür keine Anstellzeiten an den Hindernissen und freie Bahn auf der Strecke.
(Thomas Gschweidl)
Fotos: hier