02:50 Uhr Tagwache. Es geht los, Startsignal für meinen ersten Spartan Lauf. 04:00 Uhr, U6 Station Siebenhirten. Hier treffe ich auf Andreas und Peter. Schnell die Sachen im Auto verstaut und los geht es.
Die Autofahrt vergeht recht schnell, die letzte Müdigkeit wird weggeschlafen. 07:00 Uhr, bald sind wir da. Die Aufregung steigt, die Temperaturen sind allerdings schon längst gesunken.
-14°C…… -16°C…… -13°C……-19°C…… -22°C!!!!!!!!!!!!! Alter Schwede, machen wir das wirklich? Wenigstens sieht es so aus, als würden wir einen strahlenden blauen Himmel ohne Wolken bekommen. Um ca. 08:00 Uhr kommen wir in Svit an und sind von der Landschaft beeindruckt. Die -16°C sind kurz vergessen. Eine Beschilderung ist vorhanden und (wie mir gesagt wurde) für Spartan Verhältnisse recht groß. Wir parken uns ein und beschließen, unsere Startunterlagen zu holen. Dort treffen wir einen Teil unserer Truppe. Darunter David, der nur Stunden zuvor den Burgenland Extrem Lauf beendet hat (120km um den Neusiedlersee!!!).
Mit unseren Startutensilien ausgestattet, gehen wir zurück zum Auto. Jetzt heißts schnell der Kälte trotzen und unter den wachsen Augen zweier slowakischer Polizisten am Parkplatz umziehen. Kaum sind meine Zehen aus den Schuhen, werden sie zu Eisklumpen. Schuhe anziehen, Herausforderung Nummer eins.
Einsatz bereit geht es zurück zum Startbereich. Meine Zehen sind eisig. Ich bewege sie, damit es erträglicher wird. Nach kurzer Zeit spüre ich außer Kälte nicht mehr viel und bin unsicher, ob ich sie überhaupt noch bewege. Am letzten Stück zum Areal begegnen wir dem Rest der Gruppe. 11 Männer und ich. Sozusagen ein Spartan Race Einstand als Henne im Korb. Das schüchtert mich nicht ein, sondern motiviert!
10:00 Uhr, es ist so weit. Nach einem kurzen gemeinsamen Aufwärmen und AROO Kampfschrei, ertönt der Startschuss und wir werden in den künstlich geschaffenen Nebel entlasten. Schon nach den ersten Metern werde ich freundlich von David überholt. Wiiiieee???? Tief beeindruckt laufe ich weiter, meine Zehen tauen auf, werden wieder warm. Der erste Kilometer beginnt mit einigen Höhenmetern. Der Anstieg ist steil, allerdings nicht lange. Kurz vor Ende merke ich bei den Läufern vor mir Unruhe.
Trotz sprachlicher Barrieren erkenn ich schnell, dass es der Weg ist, der für Verunsicherung sorgt, da dieser anscheinend nach links weiter geht und nicht gerade aus, so wie ihn einige bereits beschritten haben. Ich entdecke eine orange Markierung und beschließe ebenfalls links abzubiegen. Geschafft, nun geht es bergab. Da es mein erster Lauf im Schnee ist, bin ich zuerst vorsichtig. Dank meiner Ascis merke ich, dass ich ruhig an Tempo zu legen kann und tue dies. Es spornt an, Leute zu überholen, also werde ich wieder etwas schneller.
Kurz vor Kilometer zwei entdecke ich eine Horde Mitläufer, die aufgeregt von einer Seite zur anderen hüpfen, während ein anderer Teil weiter läuft. Nach einem kurzen Gedrängel stelle ich fest, dass es sich um das erste Hindernis handelt. Ein Memory Test. Schnell mit den letzten zwei Zahlen der Startnummer die zu merkenden Worte suchen. 83Federio9652 na gelleg. Ok, kein Problem für mein Gedächtnis. Noch schnell eine Eselsbrücke gebildet und weiter geht es. Die nächsten Meter wird diese Kombination durchgegangen, doch dann erblicke ich ein Bergpanorama und vergesse alles um mich herum. Sich von dieser Landschaft nicht ablenken zu lassen, fällt wirklich schwer.
Nach einem kurzen Stück kommt eine kleine Böschung, danach macht sich schon das nächste Hindernis bemerkbar. Schnell auf den Hintern setzen und runter rutschen, für vorsichtiges runter marschieren haben wir doch keine Zeit!
Hindernis zwei, genannt O-U-T lässt mein Herz höher schlagen. Kurz die Taktik innerlich fokussiert, wird der durch die Böschung vorhandene Schwung genutzt und mit den Beinen voraus durchgesprungen. Oh jaaaa! Kurz danach folgt Hindernis vier und fünf. Wände, einmal drunter, dann wieder drüber. Das Herz kann sein Glück nicht fassen.
Nummer 5 wird etwas kniffliger. Schmale, schräge Balken, schön vereist die darauf warten balanciert zu werden. Ich möchte es wagen, aber die Versuche der Anderen dauern mir zu lange, also wähle ich freiwillig die 30 Burpees. 10….20….25…. nur noch 5…. Geschafft. Schnell noch den Schnee von der Nasenspitze wegwischen, die Jacke ausziehen (puh doch so heiß) und weiter geht es.
Und auch hier, eine atemberaubende Umgebung. Weitere Hindernisse lassen nicht lang auf sich warten. Auch hier ist viel Armkraft und Geschicklichkeit gefragt. Besondere Freude macht mir die Triceps bar. Die hätte ruhig länger sein können.
Kurz vor Kilometer 5 ist es endlich soweit. Seilklettern mit Kuhglocke läuten. Mein Hindernis! Meine Disziplin in der ich schon zu Schulzeiten spitze war. Freudig und motiviert gehe ich es an. Aber Kacke, was ist das? Eis. Diese nicht mental einkalkulierte Tatsache trifft mich blöderweise so überraschend, dass ich runter rutsche. Ich versuche, das erste Desaster zu beseitigen, doch ich habe den Kampf bald verloren und muss Burpees machen. Enttäuscht und verärgert über meine „Leistung“ begebe ich mich auf der Seite, unter den wachsamen und Mitgefühl spendenden Augen des Streckenpostens (der meinen Ärger sichtlich mitbekommen hat), absolviere ich auch diese 30.
So auf, weiter, Ärger beiseiteschieben, jetzt wird wieder gelaufen. Die Laufpassagen machen mir großen Spaß. Ich freue mich, dass ich sie alle laufen kann und auch hier meine Asics mich nicht im Stich lassen.
Die letzten zwei Kilometer kommen noch einige Hindernisse, die ich gerne und ohne wirkliche Schwierigkeiten meistere. Die Anordnung der Hindernisse finde ich wirklich gut gewählt.
Kurz nach Kilometer 6 erinnert sich mein Gehirn, dass es sich etwas merken musste. 83Fe… Fe… oh Mist, nein…. Fe….9652. Gibt’s ja ned, wie war der Name???
Ich bleibe vor der erwartungsvollen Dame, die mich befragt stehen. Noch bevor sie meine Startnummer und den dazugehörigen Namen sieht, quatsche ich auf Englisch die Kombination schnell runter. Leicht verwirrt, da es ihr sichtlich zu schnell ging, nickt sie nur und bittet mich weiter zu laufen. YES! Taktik aufgegangen. Die letzten Kilometer und letzten Hindernisse nähern sich mir. Gepackt durch die Stimmung am anderen Ufer gelegene Ziel, gebe ich nochmal alles. Ich freue mich, wenn ich ihn geschafft hab aber genauso traurig finde ich immer die Tatsache, dass er vorbei ist. Zweimal den teils zugefrorenen Fluss überqueren und das Ziel ist wieder ein Stücken näher gerückt. Positiv überrascht, dass ich nicht eingebrochen bin, laufe ich zu Aufgabe 19, dem Schneeball werfen. Tja, als Bogenschützin zeig ich denen wie das geht. Oder auch nicht. 30 Burpess. Yes, Sir!
Ein sichtlich motivierter Streckenposten schreit mir auf Slowakisch einige Wörter entgegen. Wie bei den anderen Aufpassern einige ich mich drauf, dass er mir sagt, wie gut und toll ich bin und wie super ich das mache. Zur Sicherheit lasse ich ihn doch merken, dass er mit Englisch bei mir besser ankommt. Freundlicherweise stellt er sich neben mich und zählt für mich. Sehr aufmerksam. Gut, nach dem dritten Mal pumpen geht es nur wenige Meter zur nächsten Aufgabe. Einen Sandsack schnappen, den Berg ein Stück rauf, rüber und wieder runter. Hat mir gefallen, aber auch hier hätten ruhig ein paar mehr Meter bergauf dabei sein können.
Unten angekommen wird der Sandsack abgelegt und weiter gelaufen. Das Ziel ist so nah, keine Zeit zum Gehen! Ein kurzes Stück bergab und da sehe ich sie, Ringe. Meine Augen strahlen. Euphorisch schwinge ich mich rauf, hangle mich das Rohr entlang, greife zu dem Ring und…..fliege runter. Mist verdammt! Zu spät danach gegriffen. Der Ärger über mich ist wieder da. Egal, kurz beiseiteschieben, das letzte Mal 30 Burpees absolvieren, übers Feuer springen und habe fertig.
Im Ziel angekommen werde ich freudig von einer hübschen Mitarbeiterin umarmt, abgebusselt und mit der schönste Medaille beschmückt, die ich je bekommen hab. Nach Abnahme meines Chips durch einen anderen Mitarbeiter erblicke ich Martin, der stolz und freudig meinen Einzug ins Ziel beobachtet hat. Ich bin glücklich! Noch schnell eine Banane, einen Tee und mein Finisher Shirt abholen und weiter geht’s zu den Anderen. Wie vermutet, kam ich als letzte ins Ziel. Enttäuscht bin ich jedoch nicht, denn ich werde vom Rest der Gruppe gefeiert, als hätte ich den Lauf gewonnen.
Am Weg zum Auto bleiben wir noch beim Spartan Schild stehen. 1….. 2….. 3…. Oberkörper frei! In Pose stellen, Foto schießen und auf geht’s Richtung Heimat.
Mein Fazit zum Spartan Winter Sprint in Svit:
Schöne Strecke, gute und zum Teil knackige Hindernisse, da es auch einige Rampen gab, die sowohl von der einen, als auch von der anderen Seite bezwungen werden mussten. Tolle Kombination aus Hindernis und Laufstrecke, wobei das ein oder andere etwas fordernder hätte sein können. Was mir ganz besonders gefallen hat waren die vielen Streckenposten, die ihre Aufgaben hart aber herzlich wahrgenommen haben. Schon oft habe ich es erlebt, dass keine vorhanden waren oder es ihnen egal war, ob und wie ein Hindernis bewältigt wird. Die Organisation vor Ort fand ich überraschend gut, da ich schon von chaotischeren Zuständen gehört hab. Dass nicht geduscht werden konnte bzw. nicht wurde, störte mich nicht, da ich aufgrund der Kälte nicht gemerkt habe, dass ich überhaupt geschwitzt habe.
Für meinen ersten Spartan Lauf, bin ich voll und ganz zufrieden und kann die nächste Veranstaltung kaum erwarten!
(Verena “Schnucki” Haberl)
Fotos: hier
Ergebnisse: hier
Platzierungen der dirtrun.company
Christopher Hirschegger: Rang 15 gesamt, Rang männlich gesamt 15, Rang 15 EH 00:44:23
Lukas Lechner: Rang 22 gesamt, Rang männlich 22, Rang 21 EH 00:46:57
Jan Gschwantner: Rang 111 gesamt, Rang männlich 50 00:56:18
Constantin Schüler: Rang 171 gesamt, Rang männlich 166, Rang 69 EH 00:59:39
Peter Grossschmidt: Rang 246 gesamt, Rang männlich 157 01:02:45
Gerd Fuetscher: Rang 300 gesamt, Rang männlich 192 01:04:59
Florian Zuschnig: Rang 312 gesamt, Rang männlich 201 01:05:18
Martin Pairer: Rang 315 gesamt, Rang männlich 204 01:05:30
Mario Galowsky: Rang 377 gesamt, Rang männlich 363, Rang 104 EH 01:07:21
Martin Schnecker: Rang 432 gesamt, Rang männlich 306 01:09:11
Andreas Dietrich: Rang 461 gesamt, Rang männlich 332 01:10:03
David Muhm: Rang 497 gesamt, Rang männlich 364 01:10:56
Thomas Leitinger: Rang 554 gesamt, Rang männlich 411 01:12:54
Verena Haberl: Rang 1086 gesamt, Rang weiblich 80 01:28:31
Insgesamt 1969 Finisher