Auf Grund von privatem Trubel und der Covid-19 bedingten Einschränkungen und Absagen, war mein sportliches Jahr 2021 bisher eher recht unsportlich bzw. kaum vorhanden. Ehrlich gesagt fehlt mir ohne Wettkampf oft die Motivation und der Sinn im Training. So habe ich mich auch erst recht spät dazu entschlossen in St. Pölten überhaupt zu starten. Dies war aber auch ein gutes Stück weit der Spartan Preispolitik im DACH-Raum geschuldet – aber dazu noch später ein paar Worte.
Wie erwartet sollte der Kurs relativ flach und schnell sein und nach anfänglichem Zweifel an mir selbst, ob das was wird, wollte ich dann doch mein Bestes geben. Denn wenn ich schon in der Age-Group starte dann gscheit und ned nur mal schauen wie das Rennen so verläuft.
Nach dem Start ging es flott den Hügel hinunter, wo sich nach dem „O-U-T“ und dem „Barbed-Wire-Crawl“ schon mal das Feld ein wenig aufteilte. Nach dem Atlas und dem „Hercules-Hoist“ warteten dann kleinere Laufpassagen, welche abwechslungsreich von Hindernissen begleitet wurden. Die schnellsten Athleten waren recht bald aus meinem Blickfeld, wobei ich bei den Hindernissen, bis zum Schluss immer wieder Läufer einholen konnte und somit besser ins Rennen fand, aber selbst nicht wirklich wusste auf welchem Rang ich mich gerade befand.
Die ersten 10km ging es für mich eigentlich recht gut dahin, wobei sich das fehlende Lauftraining der letzten Monate in meinen Beinen bemerkbar machte. Vor allem nach einer technisch anspruchsvollen Passage durch „sumpfiges“ Terrain mit dichtem Bewuchs, in der es ein ständiges hin und her bzw. auf und ab war, begannen meine Beine zu krampfen. Herrlich vor allem wenn das Ganze beim Balancehindernis passiert, trotzdem lief es bis jetzt ja ganz gut und daher wurden die schweren Beine so gut es ging ignoriert. Neben einigen Klassikern wie dem Twister und den ersten Tragehindernissen (Munitionskiste, Ketten und Holzstamm) gab es im Rennverlauf endlich auch mein persönliches Highlight, den Ape-Hanger.
Noch immer Fehler- und Burpeefrei, ging es langsam Richtung Ziel-Gelände. Dort war mit dem Sanbag- und Bucket Carry, unterbrochen von den Monkey-Bars allerdings noch einiges an Kraft in den Armen gefragt. Mit großer Anstrengung durchs Multirig gehangelt ging es noch schnell Richtung Speerwurf. Wunderschön flog der Speer gerade und/aber 10cm neben dem Heuballen in die Luft und ich sprintete Richtung Burpee-Zone. Nach 31 Burpees (zur Sicherheit +1) machte ich mich mit wackeligen Beinen auf Richtung letzter Wand, dem Fire-Jump und über die Ziellinie.
Super glücklich gabs, nachdem ich wieder Luft zum Atmen hatte, noch reichlich Small-Talk im Zielbereich mit den anderen Finishern. Beim Überprüfen meiner offiziellen Zeit stellte ich erstaunt fest, dass ich von sämtlichen Age-Group Startern die drittbeste Zeit erlaufen habe und in meiner Altersklasse sogar den zweiten Platz ergattert habe. An so ein gutes Ergebnis hätte ich vor dem Start nicht einmal gewagt zu denken und bin daher noch viel glücklicher als sowieso über eine Podiums-Platzierung.
Off Topic:
Wie anfangs erwähnt möchte ich noch ein paar Worte zur Preisgestaltung der Rennen vor allem im DACH-Raum widmen. Mir ist klar, dass die Organisationskosten und manches andere im Vergleich zu den Läufen im „Osten“, sicher teurer ist, trotzdem wird ein Großteil der Helfer durch Volunteers gestellt und man hat zahlreiche namhafte Sponsoren, die sowas abfedern sollten.
Der Traum vom Spartan-Race Gründer Joe De Sena, dass dieser Sport einmal olympisch werden soll, steht für mich im Widerspruch zur Gestaltung der Startgelder. Der Sport an sich und daher aber auch die Teilnahme muss bezahlbar bleiben bzw. werden um wirklich jeden zu erreichen. Wie und ob sich sozial schwächere Menschen einen Beast-Startplatz um schlanke € 200,00 aufwärts leisten sollen ist für mich fraglich, abgesehen davon, dass das Preis-/Leistungsverhältnis mittlerweile komplett aus dem Ruder gelaufen ist und auch für den Normalverdiener eine finanzielle Belastung darstellt.
Der Wettbewerb und sportliche Reiz, gerade in der Elite und Age-Group lebt vom Konkurrenzkampf unter den Athleten und der wird bei steigenden Preisen und sinkenden Teilnehmerzahlen irgendwann auf der Strecke bleiben. Gerade erst eine Vielzahl an Athleten macht das Event zum Wettkampf, wenn Sportler unterschiedlichster Länder und dabei unabhängig von finanziellen Möglichkeiten, sich in den jeweiligen Renn-Serien alles abverlangen. Für viele Hobby-Sportler aus der Ost-Region sind die Startgelder in Österreich schlicht weg zu teuer, wobei gerade dort äußerst talentierte Läufer unterwegs sind und eine Bereicherung wären.
Leider weichen auch schon eine Zeit lang viele heimische OCR Begeisterte zu den Rennen in die umliegenden Länder aus, dort wo ein Spartan Race trotz Anreise und Hotel noch immer günstiger als hierzulande ist. Ob sich da in nächster Zeit etwas ändern wird ist fraglich und so wird jeder der in St. Pölten, Kaprun, etc. starten möchte auch wohl weiterhin tief in die Tasche greifen dürfen.
Andreas “Mr. Understatement” Kolbert