Es ist nun exakt eine Woche seit meiner Rückkehr aus England vom Rat Race Man vs Coast vergangen. Immer noch bin ich von den unglaublichen Eindrücken die ich während dieses Laufes erleben konnte beeindruckt. Naja und der mächtige Sonnenbrand der meine Arme ziert, erinnert mich beim morgentlichen Blick in den Spiegel auch noch eine Zeit lang daran 😊 Aber fangen wir wie üblich mit dem Allgemeinen an um ein wenig Spannung aufzubauen.
Rat Race (m)eine Liebesfortsetzung
Der Man vs Coast sollte mein 4ter Lauf aus der Rat Race Serie in England werden und dadurch, dass er heuer erstmalig stattfand, stand er unter einem besonderen Licht. Ich wusste vom letztjährigen Man vs Lakes so in etwa was auf mich zukommen würde und so harrte ich gespannt den Entwicklungen rund um die Organisation. Der Internetauftritt ging online, ein ansprechendes Werbevideo mit bekannt malerischen Szenen wurde veröffentlicht und ich wurde ganz kribbelig. Verena hatte von meinen Erzählungen rund um die Rat Race Veranstaltungen auch Interesse bekundet und so fand sich schnell ein 4er Grüppchen (Verena, Gerald, Markus und ich) die wir uns ein 5er Ticket sicherten. Durch das Dirty Weekend auf Rat Race’s angerissen, stieß Christian Ende Mai zu unserer Küstentruppe und vervollständigte das Quintett.
Auf zum Ende von England
Um an den gaaaanz westlichen Teil Englands (Cornwall) zu kommen bedarf es schon eines gewissen Aufwandes. Vom Londoner Flughafen Heathrow aus gibt es die Möglichkeit per Inlandsflug dem Start im idyllischen Küstenörtchen Penzance näher zu kommen oder auch per Bahn (rd 5 Stunden von London Paddington) wie natürlich auch per Mietwagen. Wir wählten letztere Variante da dies schlichtweg die kostengünstigste ist. Aufgeteilt in 2 Mietwägen spulten wir die gut 500KM von Heathrow herunter und landeten in einer mediterran anmutenden „Wunderwelt“. Strahlend blauer Himmel begleitete uns den ganzen Weg über und die Küste Cornwalls zeigte sich von ihrer herrlichsten Seite.
In Penzance angekommen führte uns unser Weg gleich einmal zur Registration, da diese bei den Man vs. Bewerben immer schon und nur am Vortag erledigt werden konnte. Die vorgeschriebene Pflichtausrüstung wurde freundlich aber penibel überprüft bevor uns dann Startnummern und GPS Tracker ausgehändigt wurden. Nebst der Premiere des Laufes war auch die Zeitnehmung rein per GPS Tracker eine Neuerung. Im Internet gab es eine Seite über die man die Starter sehr schön beim Lauf „verfolgen“ konnte. Im Anschluss fuhren wir zum Zielgelände nach Land’s End und parkten mein Auto dort (Start und Ziel sind ja nicht derselbe Ort).
Den Abend verbrachten wir in unserer sehr netten Unterkunft dem Longboat Inn, dass nebst Restaurant/Pub auch Herberge ist. Auf der Leinwand wurde das Spiel Brasilien gegen Belgien übertragen und so machten wir uns einen gemütlichen Abend.
Hey hey it’s raceday
Mit dem Start um 09:00 Uhr und der Nähe zum Startgelände konnten wir ausnahmsweise entspannt frühstücken. Der Hafenchor in Form einigen Möwen verabschiedete uns dann um 08:00 Uhr zum Marazion Beach, wo im Schatten des Saint Michaels Mount der Startschuss erfolgen sollte. Bekannt gut ausgeschildert und organisiert fanden wir schnell zum Parkplatz auf dem sich schon einige Läufer tummelten.
Wir schlenderten noch ein wenig am Strand herum, schossen ein paar Fotos von der herrlichen Kulisse bevor dann wie angekündigt um 08:45 Uhr das Mission Briefing begann. Wir wurden über mögliche Gefahren des Küstenweges, Versorgungsstationen, Notfallkontakte usw aufgeklärt wie dann auch die Länge des Laufes mit 22 Meilen (ursprünglich 23 Meilen) verlautbart wurde. Ich dachte mir „No schau, nur mehr rund 35KM statt 37, das passt mir für heute gut“ Tjo, sollte dann aber doch anders kommen 😊
In Wellen auf den Strand
Die Menge von rund 900 Startern wurde in 3 Wellen eingeteilt (wir waren Welle 2) und um kurz vor 09:00 Uhr bewegten sich die ersten Starter zum Zielbogen am Strand. Wir und die meisten anderen erklommen eine kleine Düne und schauten dem Geschehen etwas abseits zu. Der Countdown begann … 4 … 3… 2… 1… und los ging es für die Welle 1. Nach 100m stoppten die Läufer und legten die Rucksäcke ab??? Hähhh? Was ist denn da los. Gleich einmal rein ins Wasser, ein Stückchen Schwimmen zu einer aufblasbaren Riesenwurst (engl. Originalton: Hit the floating sausage 😊) und wieder retour zum Strand.
Markus unser ganz schneller Läufer haderte ein wenig mit diesem Start, da er nicht gleich nasse Füße bekommen wollte. Ich lachte nur und sagte „Markus nix da, du machst das gefälligst“ … und er folgte brav, wenn auch etwas zähneknirschend. Um 09:10 Uhr wurden wir mit der Welle 2 losgelassen und es begann einer meiner schönsten Läufe bisher. Nach der ersten doch sehr erfrischenden Abkühlung folgte etwa 1KM Strandlauf später auch schon die Zweite. Diesmal musste aber deutlich länger ins Meer hinausgeschwommen werden und ein schwimmendes Stufenpodest erklommen werden.
Markus konnte bei den 2 Schwimmpassagen etliche Plätze gutmachen und zog an Land mit strammen Schritt voran. Ich ließ mir beim Schwimmen etwas mehr Zeit. Verena, Gerald und Christian waren ein Stückchen hinter mir und wir winkten uns bei den gegenläufigen Wasserpassagen munter zu. Gut gekühlt wurden so die ersten 4KM am Strand absolviert bevor es durch eine kleine Bachmündung unter einer Unterführung hindurch ins Landesinnere ging. Die Strecke schlängelte sich durch kleine Hintergassen von Penzance in Richtung Norden. Für mich vergingen die ersten 11 Kilometer bis zur Labestation wie im Flug. Die Beine liefen gut, die Temperatur mit 20 Grad in Kombination mit der anfänglichen Wasserkühlung war sehr angenehm und so lief es einfach.
Die Küste raubte mir den Atem
Die erste Labe wartete in gewohnter Rat Race Manier mit einer Fülle von Leckereien auf. Müsliriegel, Gummibären, Knabberzeugs, Bananen … mhmm. Ich warf mir ein Gel und eine Banane ein und zog dann auch schon wieder weiter des Weges. Bei KM14 wurde ein traumhaftes Hochplateau überquert. Ein schmaler Weg schlängelte sich weit durch hüfthohes Gras-/Buschland dahin. Die Streckenmarkierungen waren sehr gut und häufig gesetzt, sodass man sich jederzeit dem Laufgenuss völlig hingeben konnte.
Kurz danach war dann wieder die Küste erreicht und es ging ein Raunen durch die gesamte Läuferschaft. Der Anblick war unfassbar schön. Der blaue Himmel strahlte über kristallklarem Wasser welches sich an der schroffen Küstenlinie schlug. Die Strecke führte dicht an den Klippen entlang und führte mit einem stetigen auf und ab durch diese wundervolle Natur. Ich hielt einen Moment inne und starrte ungläubig in die Gegend. „Bin ich echt in England? Nein ich muss träumen. So etwas gibt es doch nicht…“
Kur vor der 2ten Labestation bei KM22 begann meine Seele lautstark zu protestieren. Warum? Es tauchte plötzlich ein malerischer weißer Sandstrand in einer kleinen Bucht auf. Türkises Wasser brandete in sanften Wellen an und eine zarte Meeresbriese strich mir um die Nase. Ich haderte sehr mit mir denn alles zog mich an diesen Strand und wollte sich einfach nur dahinlegen und liegenbleiben 😊 Mit einiger Überwindung wendete ich meinen Blick nur mehr stur auf den Weg und trottete weiter dahin.
Auf in die 2te Hälfte und weiterhin Natur pur
Kurz nach der 2ten Labestation folgte der Erste von 4 Klippenabschnitten. Hierbei zweigte die Strecke ziemlich steil nach unten ab, wo es dann doch recht anspruchsvolle Passagen über die schroffen Klippen zu absolvieren galt. Der erste Abstecher führte für einen Sprung nach unten. Laufrucksack ab- Schwimmweste angelegt und im Gänsemarsch nach vor zur Absprungstelle. Kurze Einweisung vom Rettungspersonal und huiiiiii … platsch hinunter in die kühlen Fluten.
Kilometer um Kilometer entlang des Küstenweges ging es weiterhin voran in Richtung Lands End. Irgendwann bei KM 26 tauchte dann in einiger Entfernung der kleine Leuchtturm auf einem Felsen auf, der vor Lands End steht. Mein Bauchgefühl sagte mir mit Blick auf die Uhr, dass aus den kolportierten 35 Rat Race KM wohl doch mehr werden würden. Dieses untrügliche Gefühl zusammen mit der Sonne zehrten schon deutlich an meinen Kräften. Aber egal, diese Laufstrecke entschädigt für so manches. Am Weg zur dritten Labestation gab es noch 2 weitere Klippenklettereien für uns Läufer, bevor es dann wieder Futter satt gab 😊 Auf die Frage an eine der netten Damen bei der Labe wie weit es denn noch sei, kam ein knappes 6 Miles (also 10KM), welches mein Bauchgefühl bestätigte. 30KM standen hier auf der Uhr plus noch 10 weitere machen nach Adam Riese 40KM … tjo 35 hätten mir eigentlich gereicht.
Endspurt
Die letzten 3 Kilometer waren an Bestialität wohl nicht zu übertreffen *hihihi* Hier findet sich die kleine Ortschaft Sennen die mit 2 Badestränden gesegnet ist, wie man sie in England wohl nur schwer findet. Auf den Stränden sonnten, badeten, surften und lachten Einheimische und feuerten jeden Läufer tatkräftig an, der mehr oder weniger schweren Schrittes des Weges daher kam. Natürlich verlief die Strecke direkt über den Strand und man wurde bei 3 Stationen wieder ins Wasser gelotst. Das Wasser war so herrlich klar und kühl, ich wollte eigentlich gar nicht mehr heraus.
Dann kündigte ein kleines Schild auch schon die letzte Meile an, doch es gab noch eine coole Überraschung. Eine kleine Schleife über die Klippen wo 2 Netzbrücken aufgebaut waren und natürlich ein Klippensprung. Dann stand die letzte Meile am Programm. Die letzten Höhenmeter die Küsten hoch einen Abstecher durch das Besucherzentrum und dann war es geschafft. Auf der Uhr hatte ich 40KM mit 960 Höhenmetern stehen. Zufrieden stapfte ich durch den Zielbereich und gesellte mich zu Markus der eine Spitzenzeit hinlegte. Über das Trackingsystem verfolgten wir das Näherrücken der 3 anderen und so fanden sich schlussendlich alle wohlbehalten im Ziel als Finisher des Man vs Coast ein.
Mein Fazit
Für einen Startplatz muss man je nach Zeitpunkt der Buchung zwischen € 130 und € 190 hinblättern. Das mag einige wohl auf den ersten Blick abschrecken aber dafür bekommt man eine perfekte Organisation, überschwängliche Labestationen, ein unvergessliches Erlebnis nebst einer Medaille und einem Finisher Shirt natürlich. Ich sage es gerne und immer wieder, Rat Races sind ihr Geld einfach wert. Wer nach einem genialen Küstentraillauf sucht der wird beim Rat Race Man vs Coast voll auf seine Kosten kommen … sofern halt das Wetter mitspielt. Im Juli kann es in Cornwall auch gerne mal miserabel zugehen.
Der einzige kleine Kritikpunkt der mir einfiele wäre die Zeitnehmung. Diese erfolgte rein über den ausgehändigten GPS Tracker und das funktionierte teilweise gar nicht oder sehr ungenau. Von uns 5en finden sich eine Woche nach dem Event bspw. nur 2 in der Gesamtergebnisliste. Mich persönlich stört das aber überhaupt nicht, da ich ein herrliches Wochenende mit 4 sehr lieben Menschen verbracht habe.
Die Fakten auf einen Blick
Streckenlänge: 40,5 KM
Höhenmeter: 960
Ambiente: Unbeschreiblich Schön
(Florian Zuschnig)
Link zum Video von Markus: hier
Link zur Homepage: hier
Link zu den Ergebnissen: hier
Bericht zum Rat Race Man vs Lakes: hier