Griechenland gehört was Hindernisläufe anbelangt zu einem sehr schwierigen Pflaster. Seit 2 Jahren veranstaltet Spartan Race einmal jährlich seine Trifecta WM in Sparta und ansonsten wird’s bedingt durch die Landessprache recht schwierig an Informationen zu kommen. Umso mehr weckte ein Eintrag in der OCR EM Qualifikationsliste mein Interesse der für Griechenland eine Veranstaltung namens Odyssey Challenge auswies. Dazu existierte auch eine Homepage, die grundsätzliche Informationen bereitstellte. Zusammen mit der Facebookseite konnte ich alsbald erkennen, dass 2019 der Lauf in Parga im Norden Griechenlands stattfinden würde. Die Anmeldung öffnete im Juli und schon war ein Ticket gesichert.
Ein mühsamer Weg nach Parga
Auf der Suche nach Direktflügen verglich ich die Anreise über Athen bzw. Thessaloniki und entschied mich dann für Athen, da es etwas günstigere Flüge gab. Vom Flughafen Athen sind es gut 460KM nach Parga, also schnell noch das notwendige Mietauto gebucht. Im Nachhinein kann ich aber jedem wärmstens empfehlen der Interesse an diesem Lauf hat, die Anreise über Korfu anzutreten. Außer man hat Lust auf einen 4,5 bis 5 stündigen Roadtrip durch Griechenland, der an 10 Mautstationen einen zusätzlichen Tribut fordert. Eine Richtung schlägt mit rd. € 40 an Autobahnmaut zu Buche.
Parga hingegen entschädigt für die Reisestrapazen voll und ganz. Eine wunderschöne kleine Küstenortschaft mit 2 malerischen Buchten empfing mich mit spätsommerlichen 26 sonnigen Grad. Das Meer hat auch noch angenehme 24 Grad also vertrat ich mir nach Bezug des Zimmers erst einmal ein bisschen die Beine und warf mich in die Fluten.
Ein herzlicher Vorgeschmack auf in die Odyssey
Die Organisation verkündete, dass die Startnummernausgabe sowie eine Renninfo am Samstagabend erfolgen würde, sowie auch am Renntag (Sonntag) in der Früh. Da mein Hotel einen gemütlichen Spaziergang entfernt vom Hafen/dem Festivalgelände lag, fand ich mich am Samstag dort ein und fasste mein Startsackerl aus. Obwohl ich der einzige Nicht-Grieche im Teilnehmerfeld war, empfing man mich sehr herzlich und war äußerst hilfsbereit. Besonders Kosta der Chef der Organisation war sehr um mich und die Beantwortung meiner kleineren Fragen zum Ablauf bemüht. Auch wenn Homepage, Facebookseite und Registrierung überwiegend auf Griechisch verfügbar sind, sollte man sich davon nicht abschrecken lassen. Das gesamte Team um Kosta spricht sehr gut Englisch und ist wie erwähnt sehr hilfsbereit. Im Startsackerl fanden sich ein Finishershirt sowie ein Zeitnehmungschip.
Lasset die Spiele beginnen
Meine Startzeit (Welle 1) war für 08:45 Uhr anberaumt also konnte ich noch halbwegs gemütlich ein kleines Frühstück einwerfen. Da die Strecke direkt an meinem Hotel vorbeiführte, waren da bereits einige Hindernisse am Strand aufgebaut die man vorweg betrachten konnte. Ich spazierte also zum Start und sah mir an, was mich in den kommenden Stunden erwarten würde. Ein Ringhindernis, eine Monkebarvariante (Peg Monkey) mit kurzen Griffen, ein Olympus mit Seilen, eine 2,10er Mauer sowie Trageelemente für den Farmers Walk sowie den Atlascarry fanden sich auf diesem Strandabschnitt.
Im kleinen Hafen von Parga herrschte schon reges Treiben. Ich suchte mir ein ruhiges Plätzchen auf der Kaimauer und genoss ein die wärmende Morgensonne. Um 08:30 Uhr erfolgte nochmals das Athletenbriefing. Da die Odyssey Challenge zur OCR EM Qualifikation zählt wurde das Regelwerk entsprechend betont. 1 Versuch pro Hindernis, 20 Burpees Strafe bei Nichtbewältigen, Volunteers erklären wie Hindernisse zu bewältigen sind usw. Im Anschluss setzte sich der Läufertross in Bewegung zum Start, der 5 Minuten entfernt an der anderen Seite der Bucht lag. Pünktlich um 08:45 Uhr wurde meine Welle am Strand losgelassen. Die ersten 200m gleich mal im weichen Kies/Sand ließen meinen Puls schnell beschleunigen. Aha was nun … es warteten sogleich stattliche Sandsäcke für eine Tragerunde. Ich packte einen Sack, wuchtete ihn auf den Rücken und es ging wieder retour zu Start. Dort eine Wende und wieder zurück. Puhhh der Sack lag zwar gut auf meinem Rücken aber der weiche Sand machte das Laufen sehr anstrengend. Also stapfte ich mit der breiten Masse die Tragestrecke im strammen Schritt ab.
Rauf auf die Uferpromenande und auf dieser entlang ging es weiter quer über das Zielgelände. Hier warteten Trizepsbars. Meine Hände waren trocken, die Stangen griffig und so turnte ich flott über die Konstruktion.
Durch das Örtchen und über den Hügel der die beiden Buchten trennt trabte ich gemütlich im Tross der LäuferInnen dahin. Nach dem Anstieg eine kurze Abwärtspassage und dann scharf links auf den Strand zum Farmerswalk. Zwei Betonquarder mit Seilgriffen galt es eine gut 150m lange Strecke zu tragen. Ich schätze das Gewicht pro Quarder auf gut 20kg und dies trieb den Puls wieder gut in die Höhe 😊. Da auch in diesem Abschnitt der Sand seinen Teil beitrug wurde es schnell wieder zu einem heftigen Gestapfe. Die Teile scheuerten zusätzlich noch sehr an den Oberschenkeln und gaben den Armen gut zu tun.
Ich war heilfroh die schweren Teile endlich abgeben zu dürfen und versuchte meine Arme auf dem Weg zum Peg Monkey so gut es ging auszulockern. Die abwechselnde Mischung aus Trage- und Hangelhindernissen ist fies aber gefällt mir 😊 Der Peg Monkey war aus Holz und da meine Hände vom Farmers Walk sehr trocken und heiß waren, kühlte ich sie erst einmal ein wenig in der Brandung. Mit leicht feuchten Händen hat man auf trockenem Holz einen super Grip und so flog ich geradezu affengleich über den Peg Monkey. Ein Stückchen weiter warteten ein kurzes Robbhindernis sowie Balancepfosten auf die Läufermeute.
Auf den Olivenberg
Am Ende der Bucht bog die Strecke vom Strand auf einen traumhaften Küstenweg ab. Durch endlose Olivenwälder schlängelte sich der Weg entlang an der Küste in Richtung hinauf auf den nahegelegenen Hügel. Blauer Himmel, eine sanfte Meeresbriese, die warme Sonne … es war ein unbeschreiblich schöner Abschnitt an der Küste.
Ein kleiner Abstecher über die Klippen hinunter und wieder empor, durch ein Klosterruine und dann gab es für die Arme und Schultern wieder gut zu tun. Eine knackige Tyrolean Traverse stellte wieder klar das hier nicht nur die Schönheit der Natur wartete. Wieder zurück am Küstentrail weiter und konstant leicht bergauf Die Sonne war inzwischen schon kräftig geworden und so tropfte ich meinen Weg nach oben 😊.
In der Nähe vernahm ich nach einer Kurve Stimmen und hoffte auf eine Labestation, aber es kam der Bucket Carry. Gut gefüllte und große Baukübel hinunter zu Wende und wieder retour. Puhhh … ich war froh, dass die Eimer auch auf der Schulter getragen werden durften. An der Wende stand ein Volunteer und notierte akribisch die Startnummern. Bescheißen also ausgeschlossen … sehr löblich! Generell wurde bei allen Stationen die ein Abkürzen der Strecke ermöglichen würde sehr aufgepasst.
Auf dem Weg nach oben galt es dann noch einen Logcarry, 2 Mauern und einen knackigen Anstieg zu bewältigen bevor am höchsten Punkt ein Tiredrag wartete. Auch der Tiredrag war mit seinen dicken LKW-Reifen unerwartet anspruchsvoll.
Runter von der Höh‘
Der Weg zurück verlief auf der Vorderseite des Hügels durch die Ortschaft Trikorvo und deren Straßen. Ich hatte für den Lauf die leichten Reebok All Terrain gewählt und diese laufen sich auf Asphalt bergab mit 90kg Körpergewicht gelinde gesagt sehr unangenehm. Um meine Knie und Sprunggelenke nicht unnötig zu quälen zog ich es vor auch bergab gemächlich zu traben bzw zu marschieren wo es sehr steil bergab ging.
Entlang eines Bachlaufes führte die Strecke dann zu einem schattigen Plätzchen mit einer stattlichen Holzwand. Da wurden bereits eifrig Burpees gepumpt also nahm ich mir die Zeit und betrachtete die Installtion etwas genauer. Die Höhe schätzte ich auf mind. 2,70m, die Breite an der Oberkante auf unangenehme 10cm und zu allem Überdruss war sie auch noch vom Boden etwa 70cm abgesetzt. Der Anlauf dazu war nebst kurz auch noch recht uneben gehalten. Jössasna … ich beobachtete 2 Griechen bei ihren Versuchen und erkannte schnell, dass dies wohl recht knifflig werden würde. Ich erreichte bei meinem Versuch zwar die Oberkante aber lies mit einer Hand aus als sich ein Spreißel seinen Weg in meine Handfläche bahnte. Rums … und schon stand ich mit der Nase davor. Kurz geflucht, 20 Burpees abgeleistet und weiter ging’s.
Greifen, Tragen, Greifen
Das ich mal an einer Mauer scheitern würde trübte doch sehr meiner Laune. Jedoch besserte sich dies ein kurzes Stück wieder. Hier war ein Tarzanswing mit kurzen Seilen aufgebaut. Burpees wurden hier ebenfalls tüchtig von anderen Läufern gepumpt. Ich nahm mir ein Wasser und ein Stück Banane von der nahegelegenen Labe mit und betrachtete erstmal das Treiben. Deutlich kräftigere Griechen scheiterten und fluchten. Dementsprechend war ich etwas nervös als ich an die Reihe kam. Die Seile wirkten furztrocken also kippte ich den Rest Wasser aus meinem Becher über die Hände. Wieder bekam ich dadurch einen Bombengrip und meisterte diesen Schulterzerstörer tadellos 😊
Die letzten 4 Kilometer zum Ziel waren erfüllt von weiteren Greif und Tragehindernissen und wurden nur durch eine Wippe aufgelockert. Kurz vor dem Ziel wartete noch eine sehr fiese Kombination aus Ankerkette tragen, Olympus (Ketten und Klettergriffe) Ankerkette zurück tragen, Monkeybar auf Aframe und zum krönenden Abschluss der „Reverse Worm“. Der Reverse Worm ist im Prinzip eine niedrige Monkeybar welches an der Unterseite zu bewältigen ist, ohne dass der Boden berührt wird. Mit einem deftigen Wadenkrampf humpelte ich über die Zielline und war glücklich 😊
Mein Fazit
Die Odyssey Challenge ist ein hervorragend gemachter und fordernder Lauf in wunderschöner Umgebung. Wer sich nicht scheut die „Sprachbarriere“ (wie erwähnt sind nahezu alle Informationen auf Griechisch verfügbar) zu ignorieren, bekommt die Möglichkeit sich in einem kleinen Rahmen (Starterfeld rd 300 Personen) sich für die OCR EM zu qualifizieren. Labestationen finden sich zahlreich entlang der Strecke und sind mit dem Wesentlichsten (Wasser, Bananen, Müsliriegel, Süßkram, Chips) bestückt. Preislich ist der Lauf mit Preisen ab € 50 auch sehr konkurrenzfähig und rundet das Paket mit einer sehr schönen Medaille ab. Parga ich komme sicherlich wieder!!
Die Fakten
Streckenlänge: lt Ausschreibung 18KM, gemessen 16,5KM
Höhenmeter Anstieg: rd 580m
Hindernisse: rd 25
Laufstrecke: 50% Asphalt, 50% Schotter/Sand/Erde
Florian „JössasHellasWieGeilWarDas“ Zuschnig