Liechtenstein ist einer der 6 europäischen Zwergstaaten und schmiegt sich zwischen Vorarlberg und die Schweiz. Im Normalfall eher bekannt für Banken bzw. seinen Finanzsektor sowie einen sehr großen Werkzeughersteller … und für mich als Europa OCR Reisenden sonst auch eher uninteressant. Dies sollte aber eine Werbeanzeige auf Fratzenbuch im Juli diesen Jahres rasch ändern. Es wurde da für Liechtensteins ersten Hindernislauf geworben, den LieMudRun. Mitte September in der kleinen Ortschaft Ruggell … aha hmmm … 8, 12 oder 20km mit 40 Hindernissen. Mein Interesse war geweckt und ich schaute mal auf Google Maps wo den Ruggell genau lag.
Railjet‘ln – Radeln – Rennen
Nachdem Ruggell nur einen Katzensprung von Feldkirch entfernt liegt, besorgte ich mir sogleich einen Startplatz und begann die Reiseplanung. Nachdem die Reise von Wien nach Feldkirch per Auto wie per Bahn in etwa gleich lange dauert, fasste ich den Beschluss meinen Drahtesel und mich in den Railjet zu verladen. Relativ entspannt kam ich pünktlich in Feldkirch an und machte mich auf in meine Unterkunft. Am Stadtrand gibt es da ein cooles Selfservice Motel, welches für mich ideal gelegen war. Der Checkin wird am Automaten durchgeführt und schwupps hat man seine Zimmerkarte. Ein kleiner Snack noch eingeworfen und dann war ich schon sehr bettschwer.
Auf ins kleine Land
Nach wenigen Radlminuten war die Staatsgrenze am nächsten Morgen erreicht und ich strampelte auf einem großzügigen Radweg nach Ruggell. Dampfige Wiesen säumten den Weg und plötzlich tauchten die ersten Hindernisse auf. Ein Kletterhindernis in Form des Landesumrisses von Lichtenstein, eine Straßenüberführung, ein paar Wände usw zeigten eindeutig, dass der LIeMudRun hier zu Hause ist. Auf der Homepage wurde für Teilnehmer die per Fahrrad anreisten ein eigener Radparkplatz ausgeschrieben und eine kleine Erfrischung versprochen. Also steuerte ich auf den Radplatz zu und wurde freundlich mitsamt einem Eistee empfangen.
Erfrischt und gut gelaunt schlenderte ich zum Startgelände und sah mich ein wenig um. Das Startgelände in einem top gepflegten und sehr neu wirkenden Sportgelände. Die Registrierung verlief super flott und schon hatte ich ein Startsackerl mit Schweißband, einer Startnummernstirnband und 2 Armbändchen. Die Umkleiden waren purer Luxus im Vergleich zu dem was ich bisher bei Dirtruns erlebt habe 😊 Ich warf mich also in Rennschale und gab meinen Rucksack beim Bagcheck ab.
Sonnenschein am Rhein
Der Startbereich lag 5 Gehminuten entfernt auf einer Wiese nahe der Landesgrenze zur Schweiz, dem Rhein. Flotte Technobeats und 3 FitnesstrainerInnen sorgten dafür, dass für Stimmung und für warme Muskeln gesorgt war bevor sich die Startwellen auf den Weg machten. Gleich nach der Startlinie sorgten 3 Mauern bereits für einen kleinen Stau, den ich aber mit einem kurzen Sprint gekonnt entging. Hinauf auf einen Deich und entlang eines Kanals ging es dann im lockeren Lauf. Zeitnehmung gab es ja keine also genoss ich den Sonnenschein und freute mich auf die 39 noch kommenden Hindernisse.
Die ersten Kilometer verliefen zwar flach aber wurden durch verschiedenste Hindernisse und Aufgaben sehr abwechslungsreich. Seilklettern, mehrmaliges Robben, diverse Tragestationen, Seilklettern im Wasser, Zielwerfen, Slacklines, Eiswassercontainer, Merkaufgaben, Reifenflip, Gatschlöcher …es machte mir einen Riesenspaß.
Apfelsaft naturtrüb
Bei KM 6 galt es das Landeshindernis zu überwinden bevor die Labestation wartete. Es gab Wasser, Apfelsaft, Bananen und Müsliriegel. Der Apfelsaft war phänomenal gut. Ich hätte mich am liebsten darin gebadet 😊 Bei Kilometer 8 gab es einen Bitcoin in die Hand. Naja, es war eine Holzscheibe mit etwa 30cm Durchmesser und 3cm Stärke mit einem Bitcoin Logo drauf. Dann galt es diesen 2 Kilometer auf den Hügel in die Ortschaft Schellenberg zu tragen. Obwohl das Teil nicht schwer war, war ich froh ihn am Berg ablegen zu können da das Laufen damit irgendwie lästig war. Eine Labestation markierte die nächste Abzweigung und für die 20iger galt es weiter bergauf zu hirschen. Es ging auf der Extrarunde für die 20iger Distanz genauso abwechslungsreich weiter wie der Lauf begonnen hatte. Tragen, rutschen, klettern, balancieren, merken … auch am „Berg“ wurde man vielseitig gefordert.
Grande Finale
Die letzten Kilometer ins Ziel zogen sich für mich hin, da es die Sonne sehr gut meinte. Abkühlung in Form von Wasser oder Schatten war keiner in Sicht und so trottete ich mit einem netten Schweizer dahin. Der Kollege hatte sehr mit Krämpfen in beiden Waden zu kämpfen und so gab ich ihm meinen Magnomed Stick zur Linderung. Er warf ihn dankbar ein und wir plauderten ein wenig. Kurz vor dem Ziel warteten 3 Wände. 2x mit 1,50m und eine mit 3,50m. Er lehnte mein Angebot der Hilfe zuerst ab, aber nach einem schmerzhaften Sprungversuch hiefte ich den guten über die Wände 😊 Eine schönes Holzmonkeybarkonstrukt und ein Gatschbecken später gab es noch schnell eine Ladung Farbpulver in die Fre… äh das Gesicht bevor man die Finishermedaille ausfassen durfte.
Mein Fazit
Der LieMudRun hat eine mörderisch gute Premiere hingelegt. Strecke, Hindernisse, Labestationen, Infrastruktur am Festivalgelände alles top. Fließendes warmes Wasser bis zum Schluss in festen Umkleidekabinen setzten für mich das Tüpfelchen auf das i dieser Veranstaltung. Die Hindernisse waren ausnahmslos stabil und gut gemacht. Mengenmäßig war es vor allem auf der der 20iger Strecke den großen Rennserien ebenbürtig. Abgerundet wird das Bild durch eine schmucke Medaille und ein Finishershirt.
Dieser Lauf hätte m.M.n. mit einer Zeitnehmung samt Reglement das Zeug für eine knackige OCR EM Qualifikation.
Die Fakten:
Distanzen zur Auswahl: 8, 12 oder 20KM
Länge: Die 20Km Stecke war lt Aufzeichnung rd 22KM lang
Höhenmeter: Auf der 20KM Strecke waren es rd. 350HM Anstieg
Florian „DasFürstentumFürDesFürstenreiseruhm“ Zuschnig