42km, 100+ Hindernisse
Holland- Amsterdam – Spaarnwoude
0:30 Uhr Donnerstagnacht Treffpunkt der kleinen Fahrgemeinschaft um Andi, Peter, Flo und mich an der A1, zum Start des kleinen fröhlichen Roadtrips nach Amsterdam zum Iron Viking.
Nach zirka 10 Stunden ereignisloser, staufreier Fahrt erreichten wir unser Hotel. Schnell einchecken, Futter fassen und ab in die Amsterdamer Innenstadt. Nach anfänglicher Startschwierigkeiten bedingt durch einen sonderbaren Fahrscheinautomaten, konnten wir erfolgreich das Zielgebiet erkunden und uns dafür mit etwas überteuertem Gerstensaft belohnen.
Dann noch eine Stärkung in Form eines asiatischen Abendmahls für die Challenge am nächsten Tag und nach einer kleinen Dosis TOP GEAR UK ging es ab ins Bett.
Etwas vor 6:00 Uhr war Tagwache. Erstmal ein reichhaltiges Frühstück und dann baldige Abfahrt, da ab 8:00 Uhr vor Ort die Anmeldung öffnete und wir nicht ins Gerammel kommen wollten. Nach kurzer Autofahrt befanden wir uns auch schon in der Blechschlange die sich nur mäßig Richtung Parkplatzareal schlängelte. Frühe Anfahrt ist somit sehr zu empfehlen. Nach einiger Zeit wurden uns von einer freundlichen aber überforderten Dame 8 Euro fürs Parken abgenommen und wir wurden eingewiesen uns in eine bestimmte Reihe zu stellen. Anzumerken ist, dass es in Holland anscheinend normal ist, dass der der früh kommt am weitesten weg zu parken hat. Taschen gepackt und zu Fuß weiter über das Parkplatzareal, das von der Größe her als Flugplatz für Kleinflugzeuge nutzbar gewesen wäre. Dabei konnten wir schon ein paar Blicke auf die ersten Hindernisse werfen, die einen soliden und durchdachten Eindruck erweckten.
Wir passierten einen großen Torbogen der die IRON und STRONG VIKINGS begrüßte. Zu erwähnen ist, dass an diesem Tag nicht nur der IRON VIKING (42km), sondern auch die STRONG VIKING-Bewerbe (7, 13 oder 19km) vor Ort stattfanden. Wir kamen zur Zeltreihe für die Anmeldung. Diese war leider etwas unglücklich platziert, da jeder der zum oder vom Hauptgelände kam hier vorbei musste und die Schlangen zur Anmeldung sowieso schon bis ins Gebüsch standen. Grund hierfür war neben der unglücklichen Platzierung auch die Crew, die aus wenigen und überforderten Volunteers bestand. Im Schlangenchaos trafen wir auf David, Hebbe, Christian und Christina und waren somit für das heutige Event die komplette dirtrun.company-Gruppe. Nachdem wir dann unsere Starter-T-Shirts und Startnummernbänder erhalten haben, ging es weiter zum Hauptgelände. Dieses bestand aus einem großen asphaltierten Platz mit einigen Zelten, die Merchandise, Kulinarik, Infopoints sowie Umkleide mit Dusche und Gepäcksabgabe beherbergten. Mittig noch ein paar Bänke und Stehtische und in einer Ecke die Plastikhäuselarea die zwar ohne Wasser aber damit mit einem einzigen Desinfektionshandspender bestückt war.
An der Stirnseite des Platzes thronte das Start-Ziel-Konstrukt. Bei genauerem Beäugen, wurde klar, dass es schon am Start eine 3-Meter-Wand zu überwinden gibt, um überhaupt auf die Strecke zu kommen. Die Stimmung vor Ort war gespannt aber nicht überspannt. Musik aus großen Boxen forderte sich aufzuwärmen und der Schlachtruf der Wikinger „OOHRA!“ untermauerte dies immer wieder. Einer der Vorortwikinger teilte uns in Wikingerenglisch mit, dass IRON VIKING Starter das IRON VIKING T-Shirt beim Lauf tragen müssen, um richtig eingeordnet werden zu können. Also rein ins Shirt, Gepäck abgeben und aufwärmen.
Einlass in das Startareal, in dem wir mit einer topmotivierten Wikingertrainerin noch weitere Aufwärmübungen machen durften. Dann wurde der Countdown heruntergezählt, gefolgt durch ein lautes Knallen der Feuer- und Nebelkanonen, doch ohne adrenalingesteuerten Massensprint der hindernisgeilen Massen, sondern gesittetes gegenseitiges Helfen über die 3-Meter-Startwand. Da das Starterfeld direkt an der Wand steht beim Start, gibt es auch keinen Anlauf und ohne Anlauf geht es halt am besten mit Hilfe. Nach der Wand ging es erstmal etwas bergauf über Asphalt, etwas Wiese zu den DRAGON ROPES. Ein Seilhindernis mit vielen Seilen, die nicht überaus hoch, aber etwas rutschig aufgrund der Materialbeschaffenheit waren. Lediglich ein Knoten ganz unten am Seil bot seine Hilfe an, auf dem Weg bis zur Glocke am andern Ende. Amüsant war, dass nicht jedes Seil auch mit Glocke ausgestattet war, somit zuerst schauen – dann klettern!
Weiter zur STONE WALL die einem Geröllfeld aus groben Betonblöcken ähnlich kam, auf dem sich jeder seinen eigen Weg suchen konnte. Einmal hinauf, Stufen runter und wieder rauf. Nach einigen Metern kamen wir zu einer der Wegkreuzungen, die gut gelöst waren, indem immer eine Richtung über ein Stufenplateau musste und die andere unten durchkriechen durfte. Danach wurde bei CRAWL UP bergauf unter einer Holz-Stacheldrahtkonstruktion gekrochen, die in einer passablen Höhe gestaltet war. Trotz dieser Tatsache staute es in den nächsten Runden auch hier, weil die Starterfelder der „kleinen Läufe“ teilweise schon hiermit an deren Grenzen stießen. Nach einer Labestation mit Wasser und Bananen sowie Lebkuchen kamen wir zu THROW THE HAMMER. Der Name ist Programm – Holzhammer auf ein Schild mit ca. 30 cm Durchmesser auf eine Entfernung von ca. 20 Meter werfen. Hierbei eine kurze Information zur Strafregelung: An Hindernis scheitern = 10 Burpees, Es nicht probieren = 20 Burpees, Erfolgreich passieren = 0 Burpees. Somit ging es nach 10 Burpees fröhlich aufgewärmt weiter zu CARRY A VIKING wo man einen Läufer huckepack nimmt und nach ca. 50 Metern wird einmal getauscht. Kurz darauf war VIKING BATTLE angesagt. Zwei Läufer bewaffnen sich mit einem Holzschild und Gummischwertdummy und schreiten auf ein Balancegestell, auf dem man sich so lang bekriegen sollte, bis einer in die Tiefe (ca. 40 cm) stürzt. Da das Gestell von Natur aus schon gerne wackelt, ist der Balanceakt an sich schon eine Herausforderung und so manche Kampfhandlung ging somit berührungslos vonstatten.
Bei den folgenden MONKEY BARS, bestehend aus angenehm voneinander entfernen Eisenstangen traten keine Probleme auf. Nächste Station war LOAD CARRY an der man sich einen Sandsack schnappte, eine teils gatschige Runde marschierte, um am Ende noch etwas mit dem Sandsack kriechen durfte. In den späteren Runden lösten sich leider die Säcke nach und nach auf und litten somit bald in der Anzahl. Da uns ohnehin dank der Schwüle schon sehr heiß war, kam uns die Station WATER CAGE sehr gelegen. Ein Wasserbecken das mit Gittern abgedeckt und bis etwas unter die Gitter aufgefüllt ist. Somit verkehrt ins Wasser, so dass das Gesicht über der Wasseroberfläche bleibt und mit den Händen am Gitter entlang ziehen. In der ersten Runde noch gut gefüllt, litt auch diese Station später etwas an Wasserarmut. Abgekühlt ging es weiter zu CARRY THE SHIELD, einer Station die eher dem Funfaktor dient. Jeder Läufer schnappt sich einen Holzhammer sowie ein Holzschwert und läuft eine Strecke mit leichtem Niveauunterschied ab. Dabei ist eine ökonomische Trageweise sinnvoll, man kann aber auch wie ein Irrer den Hammer aufs Schild knallen und Wikingerlieder grölen. Auch das war vor Ort zu sehen. Nach etwas verdünntem RED BULL von einer Labestation ging es weiter zu den BALANCE BARS. Eine Balancekonstruktion bestehend aus einer Länge geradem Holz, sechs Tritthölzer mit Niveauunterschied, einem weiteren geraden Holz und einer Holzwippe. Dank der Holzstärke ein überwindbares Hindernis.
Ab zu den Schlammgräben den MUD TRENCHES die dank des klebrigen Schlammes und dem hüfthohen Wassers, von Runde zu Runde schwieriger, rutschiger und klebriger wurden. Hier kamen kurzzeitig Erinnerungen an das Braveheart Battle und den Vietnamkrieg hoch. Nach fünf oder sechs Wassergräben gab es kaum noch schlammfreie Körperstellen und schon stand man vor dem MUDSLIDE. Eine Rampe die direkt in den nächsten Schlammgraben führte, aber erst nachdem man sich über zwei sehr rutschige Holzstämme nach oben gekämpft hatte. Als Belohnung gab es eine kurze aber flotte Rutschpartie in den Schlamm. In vollkommener Schlammpackung waren wir kurz danach schon bei MUDCRAWL bestehend aus zwei weiteren Schlammgräben mit anschließendem Schlammkriechhindernis, dass dank der Rutschigkeit mit Schwung leicht zu bewältigen war. Etwas Reinigung gab es dann bei einer Wasserdurchquerung.
Dies war auch wichtig um das nächste Hindernis STORM THE CASTLE zu bezwingen. Eine riesige Holzrampe, die einer halbierten Halfpipe gleichkommt. Hier gilt: Volles Karree Anlauf rauf, oder Burpees. Die wenigen Läufer die es raufgeschafft hatten, lagen auf der Rampe und reichten den folgenden die Hände, doch nur zu oft reichte es auch hierbei nicht, um die Rampe zu bezwingen. Weiter bergauf, bergab durchs Dickicht bei VIKING HILL CLIMB, um ein paar Höhenmeter zu sammeln. Danach am Start-Ziel-Gelände vorbei zu HAMMER BANGER. Hier gilt es mit einem Holzhammer, einen waagrecht auf einem Gestell eingespannten Holzstamm, durchzuhämmern. Kraft, Ausdauer sowie Technik sind gefragt. Anschließend kamen wir zu einem großen See, wo die nächste Labestation war. Am See entlang ging es zu LOG DRAG, wo man aneinander gekettete Holzstämme durch eine Kreisbahn zog und zu RAISE THE ANCHOR, bei dem ein an einem Seil befestigter Reifen aus dem See zu ziehen war. Gefolgt von LOG ROAD, das eigentlich nur aus hüfthohen Holzschranken bestand, die aber rutschig und in der Anzahl nicht zu unterschätzen waren.
Um buchstäblich die Spannung zu steigern folgte THOR´S LIGHTNING. Ein unter getaktetem Strom stehender Faden ist mit einem Dreiecksgriffstück der Länge nach nachzugehen ohne den Faden zu berühren. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die Stromstoßtaktung nicht häufig ist, der Stromstoß aber umso heftiger. Mit Herzrhythmusstörungen ging es weiter zu den WALLS. Zwei 3-Meter-Wände sowie eine 2-Meter-Überhangswand die es aber in sich hatten. Endlich kamen wir zu dem nächsten Highlight, dem FLYING RAGNAR. Die Konstruktion ist direkt am See aufgebaut, da dieser für dieses Hindernis ein grundlegender Bestandteil ist. Auf einem Plateau steht man dem See zugewandt, und sieht in einigem Abstand vor sich eine horizontale Griffstange in der Luft. Es gilt abzuspringen, die Stange zu erwischen, mit der Griffstange eine Schaukelbewegung zu machen, um die Glocke auf der anderen Seite der Konstruktion zu läuten und sich danach in den See fallen zu lassen. Erwischt man die Griffstange nicht, fällt man kurzerhand in den See. Somit fokussieren, greifen, schwingen, klingeln, loslassen und ans Ufer schwimmen. Dies war eine Übung mit hohem Adrenalin- sowie Funfaktor.
Nach erneuter Labung ging es weiter zu TIRE FLIP, wo große Reifen zwei Längen zu stämmen waren. Danach querten wir einen Bach, der dem Geruch nach zu urteilen, noch nie zuvor gequert wurde. Stinkend ging es auf den höchsten Punkt der Gegend und gleich wieder runter zur ARCTIC AREA einer Eishalle, in der das ganze Jahr Schnee liegt. Eisige Kälte schlug uns entgegen und gleich darauf durften wir auch schon durch den kalten Schnee kriechen, eine Schrägwand überwinden und dann noch bergauf den Schneehang hinauflaufen, während daneben Skifahrer den Hang hinunterwedelten. Teilweise steckten auch Läufer mit falscher „Bereifung“ den Hang entlang.
Hierbei sei gesagt: Converse sind keine Obstacle-Course-Schuhe! Unterkühlt ging es raus aus der Eishalle und ab zu den PLATINUM RIGS, bestehend aus Seilen, senkrecht hängenden Stangen und Ringen. Tricky! Weiters kamen wir zum WEAVER, einer Konstruktion von mehreren horizontalen, im gleichen Abstand in der Höhe liegenden Holzstämmen, die nacheinander darunter und darüber zu umklettern sind ohne den Boden zu berühren. Das nächste Highlight kam schon kurz danach – die VARJAGEN SAGA. Dieses aufwendig konstruierte Hindernis ist über eine Rampe zu erklimmen, danach hat man auf zwei weitere Rampen zu springen, um danach zwei freihängende Netze jeweils unten zu umklettern. Abschließend muss man sich noch mit freien Ringen sowie freien Holzstöcken an einem Balken entlanghangeln. Leider ist der “Staufaktor“ hier sehr stark. Danach ging es zur MEGA TRENCH bestehend aus einem großen Gatschberg, einem Wassergraben von ca. 50 Metern den es zu durchschwimmen galt und noch einem Gatschberg. Bei der folgenden STRONG WALL galt es eine auf 1,50 Meter hochgestellte Holzwand zu überwinden die auf einer Höhe von ca. 2,50 Meter ein Griffloch hatte und in Summe ca. 3,00 Meter hoch war. Hierbei ist die Verletzungsgefahr etwas erhöht und Hilfe anzuraten. Sandsacktragen mit Höhenmetersammeln war bei THOR´S ODDYSEY angesagt. Das Hindernis bei dem es eine Wasserquerung über ein quergespanntes Seil zu bewältigen galt, war aufgrund der kaum gespannten Seile und der vielen herumhängenden Läufer nicht möglich zu absolvieren.
Die Streckenlängen und Hindernisabfolge variierten von Runde zu Runde und es war stets kurzweilig. Zu guter Letzt galt es im Ziel die WALHALLA STEPS zu bewältigen. Drei Stufen nach oben die ohne Hilfe kaum zu erklimmen waren. Doch dann endlich nach ca. 6 Stunden 50 Minuten schritten Andi, Peter, Christian und ich glücklich, doch etwas zerstört durchs Ziel. Medaille – Lange Zielschlange – Foto – Bier MIT ALKOHOL J – Finisher-Shirt – Armbändchen – FERTIG!
Laut meiner GPS-Uhr lag die tatsächliche Streckenlänge bei ca. 44,5 Kilometern mit ca. 290 Höhenmetern. Hindernisanzahl 100+.
Von 766 IRON VIKING-Starten schafften es lediglich 390 (51%) unter der vorgegebenen Zeit von 7,5 Stunden.
Fazit:
Organisation und Ablauf, bis auf ein paar Schnitzer, gut.
Strecke kurzweilig mit stellenweise amüsanten Schiffsbegegnungen dank der vielen Kanäle und Wasserstraßen.
Die paar Höhenmeter die Holland zu bieten hat, wurden bei diesem Lauf fleißig ausgenutzt.
Zu erwähnen ist, dass man als IRON VIKING Finisher (42km) kein STRONG VIKING Finisher-Shirt (7, 13, 19km) will.
Die Volunteers könnten mehr an der Zahl sein, sowie etwas motivierter.
Bei den Hindernissen sollte es eine eigene Spur für IRON VIKINGS geben, um nicht in den Startwellen der anderen Läufe zu ersticken.
Verpflegungstechnisch ausreichend, aber etwas Isotonisches wäre zu empfehlen.
Es hat auf jeden Fall großen Spaß gemacht, auch wenn unsere Gesichter ab Kilometer 35 etwas anderes sagten.
2017 steht die dirtrun.company sicher wieder am Start.
(David Herzog – JUUUUNNNGEEEEE!!!!)
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