Für mich stand dieses Jahr der Trailmarathon in Innsbruck am Programm. Ich war schon sehr gespannt, da Adidas Terrex (der Hauptsponsor) hier einige namhafte Atleten an den Start brachte und ich mir auch einiges vorgenommen hatte. Jedoch war die Elite nicht so gehäuft wie sonst anzutreffen, da Pandemie-bedingt die Mayrhofen Ultraks nur unweit am selben Wochenende stattfanden.
Am Vortag holte ich in der Olympiawold Innsbruck meine Startunterlagen ab, wo ich schon auf die erste Überraschung stieß – hier in Innsbruck wird die Ausrüstungskontrolle sehr ernst genommen! Ich bin kein „Trail -oder Ultraneuling“ jedoch wurde ich noch bei keinem vorherigen Bewerb so genau kontrolliert. Die Sinnhaftigkeit eines Tapes ergab sich hier für mich noch nicht, aber im Laufe des Rennens durfte ich feststellen, dass sich die Veranstalter schon etwas dabei gedacht hatten.
Als ich dann um 23:00 Uhr den Start der 110km Starter per Livestream verfolgte wurde die Sehnsucht nach der gaaaaanz langen Distanz schon sehr groß, jedoch beneidete ich die Läufer:innen nicht, da es in Strömen regnete.
In der Früh, als ich mich für meinen Start fertig machte, regnete es leider immer noch aber ich war guter Dinge das der Wettergott es gut mit mir meinen würde! Und siehe da, kaum war ich im Startbereich angekommen, hörte es auf zu regnen. Der Start des Trailmarathons ist in Kranebitten, ein Stadtteil von Innsbruck, den man entweder mit einem Shuttle erreichen kann, der vom Olympiastadion wegfährt oder man lässt sich privat hin chauffieren, was ich in Anspruch nahm 😀
Ich wurde dem Startblock „Ambitioniert“ zugeteilt, da ich eine Zielzeit von 5:30h bei der Anmeldung angab. Direkt vor dem Start kamen mir Zweifel, ob ich diese Zeit überhaupt würde erreichen können, da ich vor knapp 3 Wochen bei den Matterhorn Ultraks in der SKY Distanz gestartet war (49km 3.600hm) und mich in der Vorwoche eine leichte Verkühlung quälte. Aber wie sagt man so schön: Vom Sudern, wird’s auch nicht besser, also alles rausholen was geht!
Der Start war schnell und zügig, nach 2 Kilometern ging es schon rein in den Wald und die ersten Höhenmeter begannen. Der Streckenverlauf ist sehr spannend da es die ersten 20km steil bergauf auf die Mutterer Alm geht (auf 1600m) und dann die meiste Zeit bergab. Das heißt, gute Downhill Fähigkeiten werden benötigt!
Der steile Anstieg auf die Mutterer Alm verging schneller als gedacht – oben angekommen, schnell ein paar Stücke Schoki verdrückt und los gings in den ersten Downhill! Die Wege waren super laufbar, jedoch alpines Gelände, dass noch dazu rutschig war durch den anhaltenden Regen in der Nacht. Ich raste einer anderen Dame hinterher die ein gutes Tempo hinlegte, bis ich sie aus den Augen verlor. Kurze Zeit später sah ich sie wieder, an einer sehr engen, felsigen, wurzeligen Stelle – ihr Knöchel war angeknackst! Gut, dass ich das Tape im Laufrucksack hatte – ich denke zwar, dass sie das Rennen abbrechen musste aber wenigstens ein bisschen geholfen hat die Unterstützung vielleicht.
Die letzten 20km waren gekennzeichnet durch flowige Downhillpassagen bis hin zu steilen aber kurzen Anstiegen, die den Oberschenkeln noch mal so einiges abverlangten. Der Stollensteig und die Sillschlucht kurz gegen Ende bieten noch einmal alles was das Trailherz begehrt – schmale, technische Trails und eine tolle Aussicht!
Während des letzten Anstiegs 3km vor dem Ziel sah ich auf die Uhr: 4:40 – jetzt hieß es Zähne zusammen und durch. Vor mir befanden sich zwei starke Damen und ich wusste wir werden uns um unsere Plätze die nächsten Meter reißen. Also, noch mal alle Reserven mobilisiert, Salztablette eingeworfen, denn der verhasste Wadenkrampf kommt zur denkbar unpassendsten Zeit – und los!
Der Zieleinlauf war irre knapp – als ich in die Olympiawold in Innsbruck einbog und mich auf den letzten Metern befand, kam gerade die 3 Platzierte ins Ziel. Ich lief 2min nach der 3 Frau ins Ziel als 5te Frau gesamt mit einer Zeit von 4:56:43!
Ich freue mich riesig, dass mein Körper alles hergegeben hat und ich diese Leistung bei so einem großen Event abrufen konnte!
Den Trailmarathon kann ich nur jedem empfehlen, der ein bisschen in den Ultratrail Bereich hineinschnuppern möchte und lange, technische Trails und vor allem Downhills mag!
Elisabeth “DieflinkeBerggeiß” Heinrich