Was kann nicht alles passieren, wenn sich zwei große Unternehmen zusammentun? Nun, am automobilen Beispiel der Liaison zwischen Daimler und Chrysler nicht wirklich etwas Sinnvolles. Wenn aber einer der großen Sportartikelhersteller wie Reebok bei dem aufstrebenden Unternehmen Spartan Race einsteigt…?Es war jedenfalls 2012, als dem so geschah und Reebok sich in das OCR Geschäft wagte. Im Zuge der fünf Jahre dauernden Zusammenarbeit wurde von Reebok sodann nebst funktioneller Bekleidung auch spezielles Schuhwerk für die Spartan Serie entwickelt. In diesem Bericht möchte ich euch das wahrscheinlich letzte (und wohl beste Modell) der All Terrain Serie vorstellen, den All Terrain Super 3.0
Verdammte Ambivalenz
Ja, ich gestehe, ich war schnell nach meinem ersten Spartan Race im Jahre 2013 begeistert von dieser Serie. So liegt es natürlich auf der Hand, dass ich mir damals im Jahr 2014 zur deutschen Premiere in München auch den Spartan Race Schuh zulegen „musste“. Ich fasse meine Erfahrung mit dem All Terrain 1 schlicht mit „katastrofürchterlichschmerzhaft“ zusammen. Ein Schuh, der gut gedacht, aber leider sehr schlecht gemacht wurde. Ich trug ihn bis zum bitteren oder in dem Fall sich auflösenden Ende und schickte ihn nach etwa zehn Rennen in die Tonne… ähh in den Ruhestand.
Es folgte der All Terrain 2.0 und sollte den reißerischen Werbeversprechen nach haltbarer, fußfreundlicher und was nicht noch alles sein. Dieser Variante hielt satte sechs Rennen und riss völlig an der Innenseite auf, da hier das Material den Belastungen nicht gewachsen war. Ich war stinksauer und retournierte den gerade einmal fünf Monate alten Schuh mit „freundlichen Grüßen“ an Reebok und forderte eine Refundierung des Kaufpreises. Vier Wochen Bearbeitungszeit später hatte ich mein Geld retour und schwor mir feierlich, nie wieder einen All Terrain zu kaufen.
Tja, erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Es war ein Sonderangebot auf der Reebok Homepage relativ bald nach Bekanntgabe des Endes der Kooperation zwischen Reebok und Spartan, der mich weich werden ließ. Für rund € 70 bestellte ich mir den All Terrain in Ausführung 3.0.
Der erste Eindruck war vielversprechend. Endlich eine robust anmutende Oberkonstruktion, keine steife Spange im Fersenbereich, die Löcher in die Achillessehne frisst und sogar noch ein wenig Gummi in Form von Stoppeln seitlich wo man beim Seilklettern das bisschen extra Halt gut brauchen kann. Milde gestimmt von dem Eindruck testete ich alsbald den Schuh bei einem anspruchsvollen Super / Sprint Wochenende im Osten und wurde nicht enttäuscht.
Schnitt, Profil und Gefühl
Der All Terrain Super 3.0 ist ein durchschnittlich schwerer Schuh (< 300 gr) der besonders durch sein Drainage System und den guten Grip des Profils positiv auffällt. Wasser sowie Schlamm gibt der Schuh durch seitliche Öffnungen prompt nach außen ab. Die Sohle hat an der Spitze drei Stollen die sich gut in Wände haken und im Zusammenspiel mit der verstärkten Zehenpartie ein solides Gefühl von Sicherheit vermitteln. Die verwendete Gummimischung spielt ihre Stärken vor allem auf weichen und losen Untergründen aus, macht aber auch auf Asphalt ein gutes Bild.
Von der Passform her ist der All Terrain Super 3.0 eher auf normal bis schlank ausgeprägte Füße konzipiert. Größenmäßig fällt er etwa eine halbe Nummer größer aus. Ich trage Größe 44,5 bei meinem Asics Kayano und der All Terrain passt in Größe 44 perfekt. Mit einer Sprengung von ca. 8mm und recht wenig an Dämpfung trage ich diesen Schuh nur in Wettkämpfen bis etwa 15km. Als Senkfüssler mit 85kg auf 1,90m mute ich meinen Gelenken diesen neutral ausgelegten Schuh nur in überschaubaren Dosen zu. Man wird schließlich ja nicht jünger. Was sich über die drei Versionen ständig verändert hat, ist vor allem die Schnürung. Version 1 kam mit flachen dünnen Schnürsenkeln daher, Version 2 mit einem mehr oder weniger gut funktionierenden Zugband und Version 3 nun wieder mit Schnürsenkeln. Allerdings sind diese deutlich solider ausgelegt als in der Version 1.
Ein wenig lässt der All Terrain für mich die Seitenführung um die Knöchel vermissen. Dies hat bei Bachpassagen mit spitzem bzw. kantigem Gestein zu sehr unangenehmen Druckstellen geführt. Auf der anderen Seite ist aber auch das Wasser dann wieder schneller draußen und man hat auch weniger Gewicht an den Füssen. Mit seinen 280 Gramm im Trockenzustand (Größe 44) gehört er zum guten Durchschnitt in der Hindernislaufklasse von Schuhen.
Mein Fazit zum Reebok All Terrain Super 3.0
Mit dem All Terrain Super 3.0 ist es Reebok (schluß)endlich gelungen, einen vernünftigen Schuh für Hindernisläufe auf den Markt zu bringen. Mit vernünftig meine ich dabei ein Modell, das nicht gleich nach fünf Rennen k.o. geht oder Löcher in die Füße frisst. Der Schuh vermittelt durch seine geringe Dämpfung stets ein sehr gutes Gefühl vom Untergrund und verhindert auch durch die überarbeitete Zunge das Eindringen von kleinen Steinchen wesentlich besser als seine Vorgänger. Seine Stärken waren und sind Wasser und Gatsch bzw. das Abgeben des selbigen.
Durch das Ende der Zusammenarbeit zwischen Spartan Race und Reebok wird es sehr wahrscheinlich keine Version 4 mehr geben aber dafür hat man nun die Möglichkeit die Version 3 günstig auf Vorrat zu kaufen. Ich beispielsweise habe mir ein zweites Paar im Zuge einer Aktion bei Reebok gesichert, denn für um die € 60 pro Paar kann man hier wirklich nichts falsch machen.
(Florian Zuschnig)
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