“Härter als die Nordwand solo” – so lautet der Slogan, mit dem der Eiger Ultra Trail wirbt. Mit der Nordwand haben wir zwar keinerlei Erfahrungen, aber trotzdem zog uns dieser Lauf schon seit langem in seinen Bann. Berühmt-berüchtigt in Ultralaufkreisen war die Freude groß, ein begehrtes Startticket ergattert zu haben. Zur Auswahl stehen die folgenden Distanzen:
E101 (101 km, 6700 hm)
E51 (51 km, 3100 hm)
E35 (35 km, 2500 hm)
E16 (16 km, 960 hm)
Trail Suprise (10-15 km, 500-1000 hm)
Nach reiflicher Überlegung haben wir uns dann für den E51 entschieden.
Anreise
Wir hatten den Flug von Wien nach Basel und anschließend die Weiterreise mit dem Zug über Interlaken nach Grindelwald gewählt. Was sich recht umständlich anhört, stellte sich als angenehme und unkomplizierte Reise heraus. Bereits auf der Zugfahrt erhielten wir einen Vorgeschmack auf das, was kommt. Bunte Sommerblumenwiesen säumten die Bahnstrecke, die Sonne lachte und die mächtigen Berge blickten auf uns herab.
Letzte Vorbereitungen
Nach Bezug unserer herrlichen Unterkunft machten wir uns sogleich auf den Weg ins Start- bzw. Zielgelände direkt im Zentrum von Grindelwald. Dass man es bei den Organisatoren mit Vollprofis zu tun hat, merkte man bereits bei Startnummernausgabe inklusive Pflichtausrüstungskontrolle, es funktionierte alles wie am Schnürchen. Die Expo war sehenswert, die Stimmung unter den bereits angereisten Läufern aus aller Herren Länder hervorragend und die Portionen bei der Pastaparty so groß, dass wir nichts weiter zum Abendessen benötigten und bereits um 20.30 Uhr in einen erholsamen Schlaf fielen.
Der Lauf
Die pünktlichen Schweizer machten ihrem Ruf alle Ehre – der Startschuss zum E51 fiel um Schlag 7 Uhr (zu dieser Zeit sind die E101-Läufer bereits seit drei Stunden auf der Strecke unterwegs). Von Beginn an waren die Bedingungen perfekt. Ein wolkenloser Himmel gewährte den Blick auf den von der Morgensonne beschienenen Eiger. Aufgrund der Witterung der letzten Tage war der Boden völlig trocken. Die Stimmung hätte nicht besser sein können und so trabten wir gemächlich in Richtung dorfauswärts. Nach nur einem Kilometer wechselten wir bereits von Asphalt auf Wiesenuntergrund. Die Anstrengungen der nun ganz unvermittelt einsetzenden grossen Steigungen wurden mit einem Bergpanorama belohnt, das einem schier den Atem nahm.
Der E51 heißt auch Panoramatrail und das ganz zu Recht, hat man doch während der gesamten Strecke einen fantastischen Blick auf den Eiger und die umliegenden Bergketten. Links sanfte grüne Berge, rechts almwiesengesäumte schroff abfallende Felswände, diese Aussichten sollten uns noch den ganzen Tag über erhalten bleiben. Von Zeit zu Zeit war ein kurzes Stehenbleiben und Staunen fast unvermeidlich. So ging es weiter bis zum Eintreffen in der ersten Labestation (Große Scheidegg). Dort stellten wir fest, dass die Timecuts nicht sonderlich großzügig bemessen waren. Allerdings folgte ein recht flaches Stück, auf dem einiges an Distanz wettgemacht werden konnte. Bereits knapp vor der zweiten Station (First) erreichten wir das nächste Highlight – der Cliffwalk First, ein direkt an den Fels gebauter Weg auf Gittern, der den Puls gleich nochmals weiter ansteigen lässt. Über verschiedenartigstes Bodenprofil, von Singletrails über Wiesen und felsiges, gerölliges Gelände führte die Strecke über den wunderschönen Bachalpsee bis zum Aufstieg auf das Faulhorn, welches gleichzeitig mit 2.700 Metern der höchste Punkt der Strecke ist.
Der völlig sonnenexponierte Anstieg war äußerst kräftezehrend und lang, mündete aber in ein tolles Gipfelerlebnis samt dringend benötigter Labestation. Bei den Labestationen gab es im übrigen von Wasser, Isogetränken über Cola, Käse, Brot, Schokolade, Fleisch, Suppe, Obst und Riegel so ziemlich alles, was das durstige und hungrige Läuferherz begehrt. Ungefähr bei der Hälfte der Strecke begann der lange Abstieg. Aufgrund der großen Höhe querten wir einige Schneefelder. Immer noch war die Strecke aber abgesehen davon glücklicherweise trocken und recht angenehm zu laufen. Bei km 38 erreichten wir wieder die Baumgrenze, dies war gleichzeitig der Beginn eines sehr selektiven steil bergab führenden Waldwurzelweges. Zu diesem Zeitpunkt spürte man die Anstrengungen bereits stark und so war die Freude über die Ankunft im Tal, namentlich dem Örtchen Burglauenen, groß. Von dort aus ist das Ziel bereits zum Greifen nah, muss doch nur mehr ein 6 km langes flach an einem kühlen Fluss vorbei führendes Streckenstück absolviert werden. Die letzten Meter vor dem Ziel ging es noch einmal steil bergauf, was aber angesichts der johlenden Zuschauermenge kein Problem mehr war. Man lässt sich einfach förmlich ins Ziel tragen, genießt die Ankunft gemeinsam mit zahlreichen weiteren erschöpften aber glücklichen Läufern und nimmt stolz die außergewöhnliche Medaille entgegen.
Fazit
Für mich persönlich war der Eiger Ultra Trail der landschaftlich spektakulärste und schönste Lauf, den ich bisher absolviert habe. Man kann den Abschluss des Berichtes relativ kurz halten, denn es gibt nicht einen einzigen Kritikpunkt. Man fühlt sich in Grindelwald sehr willkommen, die Organisation ist perfekt, die Strecke gut markiert, sehr anspruchsvoll und abwechslungsreich, die Labestationen sind sehr gut befüllt und sogar der Wettergott hat mehr als nur mitgespielt Allen Interessierten wünschen wir nun viel Glück, denn aufgrund des berechtigten großen Ansturms auf die Starttickets werden diese ab dem nächsten Jahr verlost. Sollte es nicht klappen, so hat Grindelwald aber auch ohne Teilnahme am Bewerb sehr viel zu bieten. In unserer angehängten Urlaubswoche konnten wir die zweite Hälfte des E101 wandernd erleben. Auch diese ist atemberaubend schön und in kleineren Etappen durchaus für fast jeden Fitnesslevel geeignet.
Kristina “d.cFinanzUndAlpinministerin” Wascher