Freitag 11.3.2016, ein Freitag wie jeder andere auch?!? Nein, bestimmt nicht. An diesem Freitag geht’s mit der dirtrun.company nach Bischofsheim in Bayern zum BraveheartBattle. Seit Tagen freue ich mich auf ein Wochenende mit Gleichgesinnten, Sportlern aus tiefstem Herzen und Wahnsinnigen.
Um 8:30 erwarten mich bereits 2 Autos voller d.cler auf der Autobahnraststation St. Pölten – los geht’s! Unser erster Stop kommt bereits nach ca. einer Stunde und wir stürmen den Haribo Werksverkauf in Linz. Kurze Zeit später, schwer bewaffnet, geht die Reise weiter und wir erreichen am frühen Nachmittag unser Hotel in Bad Kissingen. Nach dem einchecken und begutachten der Zimmer, machen wir uns noch einmal auf, um unsere Startunterlagen für den kommenden Tag abzuholen.
Bereits auf der Hinfahrt erkennen wir, beim Rennen wird uns nichts geschenkt, auf den Hügeln liegt Schnee und die Temperatur nähert sich dem Gefrierpunkt, ein Bergepanzer der Deutschen Bundeswehr hebt tiefe Gräben aus.
Nachdem wir alles erledigt hatten gönnten wir uns noch ein herzhaftes Abendessen im Gasthaus Stern wo es chinesisches Buffet gab und für David einen Ladler. Anschließend ging es zurück ins Hotel und ab ins Bett.
Tagwache 6:45 Uhr, 0° Celsius mit leichtem Schneefall, Treffpunkt beim Frühstück um 7:00 Uhr für die letzte Mahlzeit in absehbarer Zeit. Jeder checkt nochmal sein Equipment und Abfahrt.
Auf dem Gelände tummeln sich bereits unzählige Menschen auch wenn der Start noch gute zwei Stunden entfernt ist. Kurz vor 11 Uhr, dem offiziellen Start der ersten Welle, schmeissen wir uns in Schale und posen ein letztes Mal als Gruppe für Fotos.
Der Andrang an die Startlinie ist für mich kaum in Worte zu fassen. Hunderte Starter versuchen sich nach vorne zu drängen – aber alles steht. Wir befinden uns kurz vor dem Startbereich und der Druck der Nachkommenden wird immer größer. Zuletzt habe ich so etwas in den vorderen Reihen bei einem Rammstein Konzert erlebt. Wir versuchen in der Gruppe zusammen zu bleiben, es gelingt uns nicht. Auseinander gerissen schaffen wir es dennoch alle in die zweite Startwelle.
3-2-1 Das Rennen startet!
Wie wir es auf dem Streckenplan bereits gesehen haben geht es mit einer schönen Laufstrecke los. Schotter- und Waldweg sind unsere Begleiter auf den ersten Kilometern, bis es zum ersten Höhepunkt des Rennens geht – dem Hill 400. Es ist eine sehr steile Hügelwand von ca. 70 Höhenmetern – Geröll, Blätter und Schnee erschweren das weiterkommen. Bei jedem Schritt befürchtet man wieder zurück zu rutschen, mit Hilfe von Wurzeln und Bäumen oder Nachkommenden quählt man sich hinauf. Der Abstieg ist nicht weniger anstrengend. Trotz zweiter Startwelle ist der Waldboden schon glatt wie Eis.
Die Läufer rutschen auf dem Hintern hinunter – nicht wenige schlittern über Unebenheiten oder Wurzeln und überschlagen sich! Unten steht die Bergwacht bereit und hofft das sich niemand ernsthaft verletzt. Das ganze Prozedere musste noch 4 mal wiederholt werden. Rauf – runter, rauf – runter, rauf – runter. Auf diesem Abschnitt geht die Zeit verloren aber man kommt nicht vorran, viele Höhenmeter aber keine Distanz. Nach dem Hill 400 geht es nochmal bergrauf – diesmal zum höchsten Punkt des Rennens. Uns erwartet uns die erste Versorgungsstation. Es gibt Nutellabrote und Getränke. Schon vor der ersten Versorgungsstation sehen wir am Rand der Strecke die ersten Ausfälle, tränenüberströmt und mit Krämpfen.
Motivation gibt es fast auf der ganzen Strecke. Immerwieder kommt man an Straßen vorbei und man wird lautstark von Zuschauern empfangen. Gabi, Verena und ich nähern uns einem weiteren Hinderniss: dem Crash Test, man kriecht durch ein Auto – von der Heckklappe über die Sitze und bei der Frontscheibe wieder hinaus. Wir sind schon mehr als 10km unterwegs und wissen, die meisten Hindernisse erwarten uns in Kürze – der nächste Hotspot kommt in Sicht – die Innenstadt von Bischofsheim.
Jetzt geht es Schlag auf Schlag, ein Hinderniss nach dem anderen. Wir kriechen und laufen über Autoreifen, klettern über die 6 Meter hohe Schäfer Wall aus Stroh, haben das erste mal Kontakt mit Wasser – tauchen im Container. Plötzlich kommt uns Florian entgegen, sein Gesichtsausdruck verheisst nichts gutes.. . Weiter geht’s in die Rhön, waten durch knöchel- bis knietiefes Wasser. Der Bach nimmt kein Ende und die Füße werden zu Eis. Vor uns sind Netze über die Rhön gespannt – man soll darunter durch robben. Die Leute vor uns werden immer schneller und trampeln die Hindernisse nieder – sie wollen nur noch raus aus dem eisigen Wasser. Auch wir kommen aus dem Wasser und laufen sofort wieder weiter um nicht ganz auszukühlen. Mehere Male queren wir noch die Rhön.
Ein neuer Anblick, vor uns gleicht es einem Schlachtfeld, es herrscht Ausnahmezustand. Wir erreichen die MUDHOLES, zwei Meter tiefe Löcher gefüllt mit Matsch. Die Läufer kommen nicht mehr vorwärts, ab jetzt heisst es Teamgeist, nur gemeinsam schafft man es durch diese Hölle. Ein paar verzweifelte Läufer suchen bereits ihre Schuhe. Gemeinsam bringen wir auch diese Hindernisse hinter uns.
Doch es gibt keine Verschnaufpause. Vor uns stehen 2 Schneekanonen – jetzt wird es richtig kalt. Durch so schnell es geht und nicht aufhören zu laufen. Es folgen noch ein paar kleinere Hindernisse: Holzwände und Gerüste. Schließlich erreichen wir Main-Post Creep, ein längeres Kriechhinderniss mit Stromnetz.
Halbzeit. Laut Plan sind mehr als 50% des Rennens geschafft – jedoch müssen alle Hindernisse nach einer Umkehrschleife NOCHMALS gemacht werden. Die gesamte Strecke zurück, ich schaudere bei dem Gedanken an die Rhön, die Mudholes und die Schneekanonen, aber es hilft nichts! Das Hinderniss mit dem größten Zeitaufwand ist nun nicht mehr zu absolvieren, die Hills 400 sind nur einmal zu bewältigen.
Die Füße schmerzen, die Finger sind steif gefrohren, aber es wird gelaufen, wir wollen in unter 6 Stunden ins Ziel kommen. Nach über 30 Kilometern können wir das Ziel bereits hören, Musik und den Kommentator – nicht mehr weit! Der letzte Kilometer vor dem Ziel geht leicht bergab und wir werden im Zielbereich von einer tosenden Menge erwaretet. Links und rechts vom Zieleinlauf stehen hunderte Zuseher und feuern uns an. Durch diese Motivation beflügelt sprinten wir – Verena, Gabi und ich, zu dritt durchs Ziel und beenden den Braveheart Battle mit 5 Stunden und 55 Minuten!!
Geschafft! Ein tolles Gefühl!
Mein persönliches Fazit vom Event:
Strecke – hat mir sehr gut gefallen, tolle Läufe durch den Wald und Top Hindernisse.
Organisation – es wirkte alles ein wenig konfus, keine Umkleiden, kein Bereich für Gepäck
Versorgungsstationen – reichlich, mit Getränken, Obst, Magnesium und Lebkuchen/Brot
Das absolute Highlight des Events steht allerdings unangefochten fest:
Die dirtrun.company und ihre Mitglieder, danke für das tolle Erlebnis!!
Danke an alle die mit dabei waren 🙂 und an alle die uns angefeuert haben.
(Jan Gschwantner)
Fotos: hier
Ergebnisse: hier