Am 29. des Aprils 2016 AD machten sich der Fürst und sein getreuer Herold auf die weite Reise in den mittleren Westen Deutschlands, genauer gesagt ins Hochsauerland nach Winterberg. Ein Ort, der heuer seinem Namen überraschenderweise zu diesem Zeitpunkt mehr als gerecht werden sollte … aber dazu später mehr.
Weil die beiden Recken gar bequeme Kerle sind wurde diesmal auf die übliche stundenlange Anfahrt via Auto verzichtet und Germanien aus der Luft erobert. Nach Ankunft in Köln ging es mit einem formidablen Gefährt (der Fürst hatte weder Kosten noch Mühen gescheut) in Richtung Nordrhein-Westfalen. Vorab erreichten uns über das Fratzenbuch ziemlich beeindruckende Bilder von angeblichen 40cm Schnee die es dort haben sollte. Jedoch km um km verging und die Landschaft blieb grün – hatten uns die deutschen Kollegen etwa mit Falschinformationen versorgt?
Es wollte der Herold, angefüllt mit exquisitem Beef Jerky, soeben in eine seiner seit Orte gefürchteten Schimpftiraden ausbrechen als sich plötzlich die Landschaftscharakteristik innerhalb kürzester Zeit änderte. 4km vor Winterberg fuhren wir tatsächlich mitten hinein in eine verschneite Winterlandschaft!!
Doch ziemlich verblüfft enterten wir nach kurzer Suche unser Quartier und schlossen bald danach beim Abendessen Bekanntschaft mit dem Orga-Team von RunTerra (mir teilweise schon seit Zirndorf bekannt). Die gemütlichen Jungs der Zeitnehmung gönnten sich ebenfalls ein geruhsames Gute-Nacht-Bier und Mr. Spartan Germany himself Veit demonstrierte eindrucksvoll wieviel Burger Inhalt auf einmal in seinem Mund (und dem restlichen Gesicht) Platz hat – alles in allem ein sehr gemütlicher Vorabend. Leider erfuhren wir dabei auch, dass aufgrund der Schneemassen die Bobbahn zumindest für den Abwärtsteil größtenteils gesperrt werden musste.
Des Morgens am 30. spazierten wir beide zum Startgelände um vor dem Start noch einige Eindrücke sammeln zu können – dank RunTerra wurden uns die Startunterlagen schon vorab per Post zugesandt, also entfiel dieser meistens doch nochmals zeitraubende Schritt.
Im Start-/Zielbereich entdeckten wir die ersten aufgebauten Hindernisse – Monkey Bars, Strickleitern, Netze und eine gar wüste Holzkonstruktion zum Überklettern welche noch gewisse bauliche Nachjustierungen vertragen hätte. Spinde zum Okkasionspreis von 1€ für unser Zeug standen bereit und nachdem mir noch die Ehre der diesmaligen Go-Pro Aufzeichnung übertragen wurde, ging‘s auch schon los.
Vorab: Dieser Lauf hätte sich zu seiner Premiere wirklich wesentlich mehr Läufer als das vorhandene Häufchen verdient welche die 20 und 10km Strecke in Angriff nahmen. Und so nahm ein Grüppchen von etwa 20 Männern und Frauen die Langdistanz im Elitestartblock in Angriff. Die nicht ganz so ehrgeizigen Starter folgten dann im Anschluss.
Wir konnten uns recht flott auf den ersten Metern von dem von uns liebevoll genannten „Ruass“ absetzen und joggten über Stock und Stein durch den verschneiten Wald die ersten 1-2km dahin bis, ja bis die ersten Hindernisse kamen. War das Robben unter Gittern noch harmlos so folgten danach 2 doch ganz anspruchsvolle Wände gefolgt von dem totalen Atem-K.O des Herolds!
Von 100 auf 0 in ca. 20sec durch einen Asthmaanfall vom Feinsten, womit sich meine Wenigkeit frühzeitig sowohl von der Langdistanz als auch jeglichem halbwegs brauchbaren Ergebnis verabschieden konnte und als Restziel für den Lauf das pure Überleben blieb.
Schwer gezeichnet von Atemnot schleppte ich mich den weiteren Weg entlang. Eine verschneite Ski-Piste hinauf und wieder hinunter, vorbei an den für RunTerra typischen Wegmonstern (diesmal in der Yeti Ausgabe) und hinein in den wirklich arschkalten und durchaus tiefen Tümpel. Theoretisch hätte es bei etlichen Hindernissen Pussylanes gegeben aber wenn ich schon nicht ordentlich laufen konnte – DAS wäre dann zu viel der Blamage gewesen.
Es folgte der Anstieg zur K80 Skisprungschanze um den durchgekühlten Körper wieder in Schwung zu bringen – leider nicht direkt, aber auch verschlungenen Pfaden seitlich um danach mit Rückenwind einer Schneekanone über deine Plane und unter Netzen wieder bergab zu laufen. Das Terrain wechselte zwischen Wald/Forstwegen und teilweise sogar Asphalt bis hin zu Trailrouten gut durch.
Es folgte eine interessante Abwandlung der bekannten Slippery Wall indem man sich seitlich von Seil zu Seil an einer Schrägwand entlang hanteln musste bevor eines der absoluten Highlights des Laufes wartete – das Biathlonschießen.
Entfernung der Scheiben: 10m und mit einem Lasergewehr durfte man sein Glück versuchen – pro Fehlschuss gab‘s als Belohnung eine 150m Strafrunde mit Sandsack! Was soll ich sagen: Die Strafrunde war zahlreich und ausgiebig bevölkert .
Nach weiteren Robb-Einlagen und der Strickleitern wurden die glitschigen Monkey-Bars trotz Doppelversuch nicht bezwungen und auch mit der erwähnten Holzkonstruktion hatte ich so meine Mühe.
Man war dem Ziel nun sehr nahe, jedoch bog man nun in das zweite Highlight des Laufes ab – die Veltins Eisarena samt Bobbahn! Eine neue Erfahrung einen Bobkanal nach oben zu laufen und auch die Steigung konnte sich absolut sehen lassen. An der Spitze wurde noch ein paar Hürden übersprungen und schon ging‘s über die Bobbahn wieder bergab. Wie angekündigt war diese alles andere als schneefrei und entsprechend eine Herausforderung um nicht frühzeitig den Boden zu küssen.
Danach noch eine kleine Schleife retour und vollkommen ausgepumpt im wahrsten Sinne des Wortes gab ich leider nach 1 von 2 Runden auf. Unser Kontakt zu den Zeitnehmern erwies sich Gold wert, da mich die Jungs bis zum Eintreffen des Fürsten beherbergten und ich mir dort in Ruhe die Seele aus dem Leib husten konnte.
Erwartungsgemäß kam unser adeliger Spross dann auch mit einer Bombenzeit von 2 Stunden und 42 Minuten als 6ter ins Ziel während wir über mich und mein Ergebnis besser den Mantel des Schweigens ausbreiten.
Fazit:
Lauf: TOP (auch wenn wir leider nicht alle Hindernisse aufgrund der Witterung erleben konnten) – ich denke, da kommen 2017 wesentlich mehr Leute
Orga: Mehr als TOP – lauter nette gemütliche Leute die mit Herz und Freude bei der Sache waren
Ort: TOP – Die Gegend eignet sich wunderbar für so ein Event und bei etwas sadistischeren Zügen des Veranstalters könnte man mit den vorhandenen Höhenmetern das Ganze richtig zach gestalten – so waren es pro 11,4 km Schleife „nur“ 450hm.
(Martin “Der Herold” Pairer)
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