Spartan Race Ultra Valcianska Dolina (SVK) – 01.09.2018

Anreise nach Valcianska

Bereits am Freitag ging es mit vollen Hosen und vollem Kofferraum ins etwa 350 Kilometer entfernte Martin in der Slowakei, wo sich unser Hotel befand. Der Spartan Race Ultra selbst fand im 20 Kilometer entfernten Ort Valca statt.Valca wie auch die Region Valcianska Dolina ist ein, verglichen mit österreichischen Verhältnissen, winziges Skigebiet, das einen auf den ersten Anblick „richtige Berge“ vermissen lässt, sodass man sich anfangs noch wundert, wie hier 3000 Höhenmeter gesammelt werden sollen. Soviel sei vorweg genommen, Spartan Race hat uns insbesondere bei den Höhenmetern dieses Wochenende nicht enttäuscht.

Sperrwurf Valcianska

Vorbereitung und Motivation

Ganz genau weiß ich nicht mehr, was am 27. Februar 2018 besonderes passiert ist, aber aus unerklärlichen Gründen entschied ich mich in einem Moment voll überschwänglicher Euphorie, für den Spartan Race Ultra in Valca anzumelden.

Nach unzähligen Berichten und Artikeln zu Ultra-Läufen im Internet stellte sich mir sodann die Frage, wie ich mich darauf wohl richtig vorbereiten kann. Da ich von Trainingsplanung ungefähr so viel Ahnung wie von südamerikanischen Insektenarten habe, also genau null, suchte ich mir zur Verbesserung meiner läuferischen Fähigkeiten professionelle Hilfe. Vor allem wollte ich nichts dem Zufall überlassen und auf so gut wie jede Möglichkeit eingestellt sein. War ich müde nach der Arbeit, ging ich laufen. War ich demotiviert, ging ich laufen. Regen, Hagel und Sturm, Donner, Hitze…ganz egal, die Devise war rein in die Laufschuhe und los geht’s.

Warum ich vorhatte, mehr als 50 Kilometer, 3000 Höhenmeter und etliche Hindernisse zu überwinden, war weder für meine Frau, meine Familie noch für den Großteil meiner Freunde nachvollziehbar. Die Antwort darauf ist für mich ganz simpel. Ich mache es nicht, weil ich jemand anderem beweisen will, dass ich es kann, sondern weil ich es mir selbst beweisen will.

Wenn ich in den letzten 2 ½ Jahren etwas gelernt habe, dann ist es dass der menschliche Körper faszinierend ist und so gut wie kein gestecktes Ziel unmöglich ist. Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg.

Spartan Race Ultra – Raceday

Bereits um vier Uhr läutete der Wecker und ich versuchte mich so ruhig und besonnen beim mitgebrachten Frühstück, bestehend aus Müsli und Müsliriegel, im Hotel auf den Lauf einzustimmen. Mit Sack und Pack ging es dann zum Eventgelände, wo wir gegen fünf Uhr in völliger Dunkelheit eintrafen. Nachdem wir uns schon am Vorabend die Startunterlagen abgeholt hatten, mussten wir nur noch unsere Sackerl mit Getränken, Riegel, Wechselkleidung, usw. in die Wechselzone bringen.

Schnell war die union dirtrun.company beisammen und die Zeit verging wie im Flug, sodass die ersten in den Elite-Startwellen schon bald am Weg waren und um 06:20 Uhr auch die Zeit für Fritz, Markus und mich gekommen war. Durch die Rauchschwaden an der Startlinie ging es gleich bergauf, wo nach nichtmal 500 Metern die ersten Hürden und Wasserbecken auf uns warteten. Nachdem diese ersten Hindernisse flugs überwunden waren, verlief die Strecke immer weiter bergauf. Balance Beam, Slackline, Multirig und A-Frame ließen nicht lange auf sich warten.

Anfangs waren die Teilnehmer in der Startwelle noch recht gedrängt aneinander, was sich im späteren Verlauf jedoch relativ gut auf die Strecke verteilte. Nach etwa 5 Kilimeter „einlaufen“ begann dann die erste Runde und die hatte es gleich zu Beginn in sich. Der Hercules Hoist wog eine gefühlte Tonne und verlangte mir gleich zu Beginn einiges an Kraft ab. Zentimeter für Zentimeter hob sich der mit mehreren Sandsäcken gefühlte Big-Bag nach oben. Nach einem recht kurzen Sandbag-Carry ging es relativ bald auf die Schleife, welche wir an diesem Tag noch einmal absolvieren durften.

Twister

Spartan race at its best

Durch Bäche und eine Klamm, über rutschige Hänge und schöne Trails schlängelte sich die Streckenführung hindurch. Es ging stetig auf und ab, unterbrochen vom Bucket-Carry, einem sehr schweren, unförmigen Stück Eisen, das an einer dünnen Kette, welche die Finger schön einschnürte über einen Waldweg gezogen werden musste und dem ersten Memory-Board.

Die über 20 Kilometer lange Schleife brachte uns gegen Ende noch einmal den Berg hinauf zum schon bekannten Balance Beam und dem A-Frame. Beides wurde erneut gemeistert und schon fand ich mich kurz darauf zum zweiten Mal beim Atlas-Carry wider, einer brutal schweren Betonkugel, die über eine kurze Strecke getragen werden muss und nach deren Hälfte fünf Burpees zu absolvieren sind. Dies bedeutete auch, dass ich bereits in der zweiten Runde angekommen und nur Sekunden später, nach 24,5 Kilometern und circa vier Stunden und zwanzig Minuten und somit mit über einer Stunde Vorsprung zur ersten „Cut-Off“-Zeit zum ersten Mal im Wechselzelt angekommen war.

Christina

Von meiner Frau überglücklich empfangen stopfte ich mir auf die Schnelle meinen Kornspitz hinunter und füllte meinen Trinkrucksack und Riegelvorrat wieder auf. Nachdem die Zeit weiterlief und ich beim Sitzen im Zelt merkte, wie ich rasch müde wurde und meine Motivation zu sinken begann, packte ich schnell alles zusammen und brach in die zweite Runde auf.

Hindernisse, Hindernisse, Hindernisse….

Gleich nach der Wechselzone hatte es der Kurs in sich. Der Olympus, eine steile und dieses Mal extra lange Kletterwand mit Grifflöchern, wurde vom Twister gefolgt. Dabei handelt es sich um eine sich um die eigene Achse drehende Stange mit Griffen, die nach dem Olympus meinen Armen alles abverlangte. Damit man nicht Gefahr läuft, den Spaß zu verlieren, wurde man mit einem XL-Uphill-Barbed-Wire-Crawl belohnt. Kurz gesagt, man musste dabei rund 120 Meter bergauf unter Stacheldraht durch Disteln robben. Geil, da kommt Freude auf.

Barbed Wire

Im Anschluss schloss die Streckenführung wieder direkt an die erste Runde an. Das bedeutete also nochmals Bucket-Carry, nochmals Multi-Rig, Slackline, Metall-Trum ziehen, Balance Beam etc. Zum drüber streuen gab es bei der Ankunft am Berg einen neuen Code, den man sich einprägen musste. Die oft sehr sinnbefreiten Eselsbrücken helfen einen durchaus beim Merken und sorgen vor allem zur Erheiterung aller Mitstreiter. Neben den kleineren Hindernissen wie ein paar Wänden, Triceps-Bar und Hürden versuchte ich bei den langen Laufstrecken geistig abzuschalten, was zum Großteil herrlich funktionierte.

Das einzige körperliche Problem, das sich bei mir bemerkbar machte, waren die vom Wasser aufgeweichten Fußsohlen und die zahlreichen kleinen Steine im Schuh. Ich überlegte kurz, stehen zu bleiben und den Schuh von Steinchen zu befreien. Jedoch entschied ich mich dagegen, denn ich befürchtete, dann nicht mehr in den Schuh zu kommen. Ich zwang mich also, weiter zu laufen und den Gedanken an die schmerzenden Füße auszublenden. So kam ich langsam aber stetig vorwärts und war nach fast zehn Stunden und 47 Kilometern zum zweiten Mal im Wechselzelt angekommen. Meine Frau, Freunde und Bekannte warteten schon und unterstützten mich, vielen Dank an dieser Stelle nochmal dafür.

Olympus

Das Grande Finale

Aufgrund der Tatsache dass ab hier nur noch 8 Kilometer zu laufen waren, entschied ich mich, die Trinkblase im Zelt zu lassen und nur noch das Notwendigste, so wie die unnötige aber verpflichtende Stirnlampe auf die letzte Runde mitzunehmen. Somit machte ich mich auf den Weg in „Loop 3“, auf dem mich meine Frau begleitete.

Mit letzter Kraft und eisernem Willen hangelte ich mich durch den Olympus und den Twister, welche mir buchstäblich die Haut von den Händen zogen und rollte mich noch ein letztes Mal durch die Disteln den Berg hinauf. Immer weiter ging es nun bergauf, bis endlich der Punkt gekommen war, an dem es zum letzten Mal bergab ging. Das Gefühl beim bergab laufen, wenn die große Zehe an den Schuh anstößt und man bei jedem Schritt denkt, dass sich der Zehennagel gerade ablöst, war fast nebensächlich angesichts der Gegebenheit, dass ich wirklich gleich da war, tatsächlich gleich im Ziel… Nach einer abschließenden kleinen Schwimmrunde durch den See hievte ich mich mit Krämpfen im Fuß über eine Kletterwand.

Das Ziel klar vor Augen kämpfte ich mich noch durch einen Fluss, zuerst aufrecht, dann kriechend unter Stacheldraht. Schließlich ging es über eine letzte kleine Schleife mit einem zu ziehenden Schlitten. Nochmals unter Stacheldraht hindurch und hin zum Speerwurf. Leider erzielte ich keinen Treffer. Aber egal. Zum dritten Mal an diesem Tag (davor einmal bei der Slackline und einmal beim Balance-Beam)  spulte ich flotte 30 Burpees herunter, um mich dann mit allerletzter Kraft am Seil entlang hinaufzuziehen. Bis es wirklich kein Halten mehr gab und ich mit wehenden Fahnen ins Ziel einzog.

Fazit

Eine unendliche Last fiel von meinen Schultern und es war wunderschön, endlich im Ziel angekommen zu sein.

Mit einer Zeit von 11 Stunden und 37 Minuten bin ich zufrieden. Dafür, dass es mein erster Ultra-Beast war und ich vorher davon keine genauen Vorstellungen hatte. Bestimmt wäre zeitlich noch mehr drin gewesen, trotzdem denke ich, dass Zurückhaltung über die volle Distanz für den ersten Ultra die richtige Taktik war. Denn bis zum Schluss waren meine Beine topfit, einzig meine Arme und Fußsohlen waren erledigt.

Wie Metallica in „Nothing else matters“ so schön singt: „It´s just a beast under your bed, in your closet, in your head“! Es spielt sich enorm viel im Kopf ab. Der Ultra-Beast hat mir definitiv schon vorher den Verstand und in zahlreichen Nächten den Schlaf geraubt.

(Andreas Kolbert)

Ergebnisse:hier

Bericht Spartan Race Ultra Andorra 2018: hier