Reborn Schloss Ledreborg (DEN) – 25.08.2018

Ich kehrte aus Norwegen Anfang Juni mit glänzenden Augen vom Tough Viking zurück. Die Erlebnisse mit hängenden Tischplatten, Radschwinggerüsten, längeren Multirigs usw. waren einfach nur genial. Ich wollte mehr von solch anspruchsvollen Hindernissen!!

Kurz danach fand die OCR Europameisterschaft statt und in den sozialen Medien begannen teils heftige Diskussionen darüber. Hindernisse die viele überforderten, hohe Ausfallsquoten und Fotos von sehr malträtierten Händen machten die Runde und man sprach vielerorts davon wie heftig das in Dänemark war und auch gerne mal das dies nichts mit dem Sport zu tun hätte und so weiter und so fort.

Irgendwie mystisch

Relativ schnell war mir das viele Gejammere über die EM zu viel und forschte nach um herauszufinden, wer denn der Kurssetzer war. Es war die in Dänemark beheimatete Laufserie Reborn. Klein … mit 3 Läufen im Jahr, Fein mit kurzen Strecken (4 oder 8KM bzw  2×8 = 16KM) und einigen ganz deftigen Hindernissen. Die Finger kribbelten gar heftig als der Mauszeiger in die Nähe des „Register for the Race“ Knopfes kam. Der Lauf im Schloss Ledreborg welches gut 40KM außerhalb von Kopenhagen lag zog mich in seinen Bann. Schnell noch das zähneknirschende OK der Freundin eingeholt 😊 (weil ja schon wieder heuer) und dann ward auch schon das Ticket für die 2 Rundenversion gelöst.

Welch eine Kulisse

Meine Startzeit wurde mit 12:30 Uhr angesetzt und so konnte ich entspannt am Frühstücksbüffet meine Runden ziehen bevor ich mit dem Zug bequem vom Hauptbahnhof in Kopenhagen in 30min nach Lejre fuhr. Vom Bahnhof in Lejre sind es dann etwa 10 Gehminuten entlang der Bahntrasse bis man an den Rand des Schlossparks von Schloss Ledreborg gelangt. Ich schlenderte ein Stückchen durch den Wald auf einem Trampelpfad als dann kleine Fähnchen und Absperrbänder am Wegesrand auftauchten. Hier war ich richtig 😊

Weg zum Reborn

Ein kurzes Stück weiter konnte man schon Musik sowie Durchsagen vernehmen, als sich dann eine Lichtung auftat und rechterhand den Blick auf das Schloss freigab. In einer Senke darunter das Start-/Zielgelände mit einigen großen Konstruktionen. Terrassen zogen sich von oben in die Senke zu dem großen Brunnen und da wie dort waren noch eifrige Helfer an den letzten Vorbereitungen.

Schloß

Ich spazierte Richtung Registration und sah mir auf dem Weg dahin die aufgebauten Hindernisse aus der Nähe an. Die Volunteers grüßten alle sehr freundlich und ließen mich auch ohne weiteres ein wenig Probegreifen. Die Registration war zügig abgeschlossen und ich bekam ein kleines Kuvert mit dem Timingchip, einem Armbändchen welches das Double auswies und ein kleines Rubbeltattoo mit der Startnummer.

Hier weht ein anderer Wind

Die Elite wurde um 10:30 Uhr gebrieft und ich lauschte ein wenig mit. Um bei Reborn überhaupt in der Elite starten zu können, muss man per Mail belegbare Daten zur aktuellen (Straßen)Zeit über 5KM sowie aktuelle Platzierungen bei OCR Läufen bekanntgeben. Wenn man dann als EliteläuferIn zugelassen wird, gilt es ein Armbändchen ins Ziel zu bringen. An den Hindernissen darf nicht geholfen werden und jedes Hindernis muss vollständig/erfolgreich absolviert werden.

Um 11:00 Uhr ging es dann für die elitären Herren und Damen dann los. In kleinen 30iger Wellen sprang man gleich mal in den Teich und folgte selbigem. Das erste Hindernis war eine Cargonetzbrücke und ein paar Balken die quer über den Teich gespannt waren. Als die Menge an mir vorbeizog, stieg mir ein vom Bieg Katorznika gut bekannter Geruch in die Nase 😊

Am Ende des Teichs raus, über eine Strohpyramide und weiter auf einer Schotterstraße in den Wald. Im 10 Minuten Takt wurden die Wellen gestartet und zogen untermalt von fetziger Musik und den klatschenden Zusehern die LäuferInnen durch den Teich. Ich machte mich langsam an meine Rennadjustierung, futterte noch einen Riegel und trank eine Tasse Tee in der Sonne.

Jetzt darf ich endlich

Dann war es 12:30 Uhr und pünktlich erfolgte der Startschuss für meine Welle. Ein buntes Gemisch aus jungen und schätzungsweise end40igern, Einzelkämpfern und Grüppchen machte sich mit mir auf auf die Strecke. Mein Startblock schlug im Wasser ein sehr moderates Tempo an und so stakste ich mich nach vor an die Spitze und tauchte unter den Balken und dem Cargonetz durch. Kurz nach der Strohpyramide blickte ich mich kurz um und sah, dass das Tempo der anderen weiterhin eher gemächlich verlief.

Da ich diesen Lauf ohnehin mehr als Hindernistraining in Angriff nahm, trabte ich so auch gemütlich dahin. Ein Stückchen bergauf und schon das nächste Hindernis. Ein etwa 2,20m hoher Holzblock. Mit einer Mischung aus Sprung und Hochzappeln landete ich oben auf, rollte mich drüber und sprang wieder runter. Das Herzerl pochte nun doch etwas, aber die Strecke ging ein wenig bergab zur Erholung. Naja nicht mal eine Minute später dann standen da auch schon die Trizepsbarren. Kein Problem für mich und weiter.

Wieder etwa 1 Minute und es galt einen gefüllten 20L Kanister eine Runde zu tragen. Puhhh… ich hoffte hier dann innerlich schon ein wenig, dass diese Schlagzahl sich dann bald reduziert. Nein tat sie nicht 😰, 2 knackige Anstiege später kam dann auch schon das erste anspruchsvolle Hindernis. Eine Konstruktion aus Querstange und 2 Rädern.

Hindernis

Oba brennan tuat‘s guat

Hier lief ich auf eine Gruppe der vorherigen Startwelle auf und beobachtete erst mal das Treiben. Im Geiste sah ich mich schwingend, springend und greifend. In der Realität machte es PLUMPS gefolgt von „You may try again if you like“ von der Voluntärin. Aber auch die folgenden Versuche scheiterten und so gab ich mich mit dem Erreichen des 2ten Rades „zufrieden“. Auf der Strecke ging es nun scharf nach rechts, hinunter wieder in die Senke vor dem Schloss. Ein 20m Multirig mit 4 Zonen kam als nächstes. Reifen, Cargonetz, Seile und eine Schwingstrecke mit Ringen und Hammerstielen.

Ich schaffte es bis etwa Mitte der 4ten Zone, dann begann sich in meinen Unterarmen ein Feuer zu entzünden. Das folgende Lowrig (1,5m über dem Boden und etwa 8m lang) sowie eine rollende Monkeybarkonstruktion leerten meine Arme rasend schnell. Nichts davon schaffte ich zur Gänze aber es machte richtig Laune.

Reifen

Hindernis

Durch den Teich ging es in die andere Richtung wieder in den Wald wo, oh welch Überraschung, nach kurzem gleich das nächste Greifhindernis folgte. Vertikale Balken von etwa 4m Länge die mit Bolzen durchzogen waren, die etwa 50cm auseinander lagen. Die Bolzen begannen etwa ab 1,90m. Ich sprang hoch, schlang meine Beine um den Balken und kletterte hoch. *yaaay* ich freute mich beim BING der Glocke und zitterte mich wieder nach unten.

Im Schnelldurchlauf zum Ende

Auf den 8km fanden sich 30 Hindernisse recht gleichmäßig verteilt, sodass die anfangs erwähnte Schlagzahl die gesamte Runde über hoch blieb. Es folgten sehr kräfteraubende Kombinationen bspw. aus Twister, 5m Seilklettern (dickes Nylontau), Baumstammtragen, Gasflaschentragen, 20m Reifenziehen und einer fiesen Wand mit Überhang.

Gasflasche Reborn

Auf dem letzten Kilometer dann eine Olympusvariante mit Griffleisten, der Hammerbanger, ein 4-teiliges aufsteigendes Balkenhindernis, eine 6 teilige Mauerstafette, einem Atlasstein (25 oder 50 oder 75kg zur Wahl), einem sehr steilen (Klimmzug)A-Frame und zu „guter“ Letzt einem 3-teiligen Hangelhindernis. Die letzten Beiden waren für mich schlichtweg nicht mehr machbar. Ich probierte es zwar tapfer aber meine Arme waren total im Eimer.

Olympus Reborn

In dem Moment als ich die Zeitnehmungsmatte überschritt wurde mir klar weshalb es nur rd. 60 Starter auf der Double Distanz gab 😬 Ich war nach der ersten Runde sehr KO und holte mir erstmal eine Flasche Wasser bevor ich mich in die zweite Runde aufmachte. Tja wie es mir in dieser erging brauche ich wohl nicht weiter auszuführen. Tragen, Ziehen und das überwinden von Mauern gingen noch ganz gut, bei den anderen Dingen rückte der Trainingsgedanke in den Vordergrund.

Nach 3 Stunden schwankte ich mit dem letzten bisschen an verbliebener Körperspannung über die Ziellinie und bekam eine schicke schwarze Medaille umgehangen. Nach ein paar gegenseitigen Respektsbekundungen mit zeitgleich eingetroffenen Läufern setzte ich mich dann hin und schnaufte durch. Ich war total gerädert aber auch sehr begeistert. Meine dünnen Ärmchen spielen in dieser Liga absolut nicht mit aber geil war es trotzdem 😊

Mein Fazit zum Reborn

8KM mit 30 überwiegend (sehr) fordernden Hindernissen plus etwa 150HM sind schon eine Bank. Wenn man das ganze 2 Mal macht, also das Double, geht es richtig rein. Auch wenn ich körperlich im Moment nicht in der Lage bin die technisch sehr anspruchsvollen Hindernisse zu bewältigen, habe ich das „Training“ auf ihnen sehr genossen. Ich empfinde allertiefsten Respekt vor jedem/jeder AthletIn welche(r) es in dieser Laufserie schafft das Eliteband ins Ziel zu bringen. Die Dichte an Hindernissen sowie deren fiese Kombination verlangen nach dem, was in diesem Sport viel mehr im Fokus stehen sollte … der Ganzheitlichkeit.

Reborn … nicht billig aber genial … oder Ninja Warrior lässt grüßen

(Florian Zuschnig)

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