Military Survival Run in Pápa (HUN) – 26.05.2018

Laut Aussagen ungarischer Eliteläufer handelt es sich beim Military Survival Run in Pápa um einen der härtesten Läufe Europas.

Anreise

Bereits am Freitag ging es ins in das etwa zwei Autostunden von Wien entfernte Pápa. Die Stadt liegt im etwas ländlicheren Teil Ungarns 50km südlich von Györ und hat neben dem wunderschönen barocken Stadtzentrum auch abenteuerliche Landstraßen zu bieten. Über holprige ungarische Straßen, gespickt mit Schlaglöchern war daher schon vor dem Race Nervenkitzel angesagt.

Was ist der „MSR“

Der Military Survival Run wird von der ungarischen Armee veranstaltet. Er findet passender Weise am Areal des Luftwaffenstützpunkts in Pápa statt. Nachdem der ungarische Eliteläufer Adam Toth letztes Jahr erzählte, dass dies sein bisher härtester Lauf gewesen ist, war mein Interesse geweckt. Die 40 besten Athleten des Vorjahrs hatten die Gelegenheit bereits am 16. Mai in einer elitären Runde mit verschärften Regeln gegeneinander anzutreten. Der „Open“ Lauf war dann für den 26. Mai angesetzt.

Military Survival Run Strecke

Schon die Anmeldung verlief dieses Mal ein wenig anders als bei anderen Rennformaten. Über Google-Forms musste man für sich selbst und für jede Begleitperson, einen Antrag ausfüllen/stellen um das Militärgelände überhaupt betreten zu dürfen. Neben den üblichen Personaldaten waren auch das Geburtsdatum, Geburtsname der Mutter, Reisepassnummer und das Kennzeichen des Fahrzeugs mit dem man anreist eine Pflichtangabe.

Erst nach erfolgter und positiver Prüfung der „Antragsdaten“, konnte man dann die Startgebühr von rund € 30,00 überweisen. Bei mir gab es grünes Licht und so stand einem Start nichts mehr entgegen. Wichtige Info für Interessierte Starter: Begleitpersonen die nicht auf der Liste standen, wurde bei der Zufahrt zum Gelände dann auch tatsächlich der Zutritt verwehrt. Generell ist der Military Survival Run eher ein Insider Lauf. Der Großteil der limitierten Starterzahl von circa 300 Personen sind Soldaten. Das ich dort als Athlet des Typs „Lauch“ keine Chance haben würde, war schon recht früh klar.

Registrierung

Bei der unkomplizierten Registrierung am Gelände erhielt jeder Starter einen Chip, ein gelbes Armband, sowie ein lässiges T-Shirt auf welchem die Startnummer mit Edding notiert wurde. Das Tragen des T-Shirts während des gesamten Laufs ist Pflicht. Die Zeitnehmung bei diesem Lauf war ebenfalls ganz neu für mich. Vom Start bis zum Ziel gab es auf der Strecke verteilt fünf Checkpoints bei welchen man den erhaltenen Chip in eine Box einstecken musste. Somit erfolgt der Start erst, bzw. die Zeit läuft erst ab dem Zeitpunkt, ab dem man selbst am Start die Zeitnehmung aktiviert.

Start

Das gelbe Band, bzw. das behalten desselben war mein oberstes Ziel, denn wer das Band im Ziel noch trägt, hat alle Hindernisse erfolgreich absolviert. Wer einen Fehler macht wird automatisch hinter die fehlerfreien Läufer gereiht. Erwähnenswert ist noch, dass die Hindernisse unbegrenzt oft versucht werden dürfen.

Das Rennen

Fünf Minuten vor der jeweiligen Startwelle wird jeder Läufer namentlich ausgerufen. Gestartet wird zu je acht Personen aus einem Metallkäfig, welcher gleichzeitig das erste Hindernis darstellt.

Startkäfig

Nach circa hundert Metern folgten zwei Kriechhindernisse und danach mit etwas Abstand eine Munitionskiste, welche durch einen „gut riechenden“ Tümpel zu tragen war. Durch dicht bewachsene Wälder ging es weiter zu den ersten kraftraubenden Hürden. Zuerst einen Feuerwehrschlauch hinauf und ein Seil entlang auf welchem ein Autoreifen montiert war, welchen man ebenfalls überwinden musste. Kurz darauf galt es erneut zwei lange Seile zu überwinden, welche von einem Cargonetz getrennt waren – welches natürlich auf der Unterseite unterklettert werden musste.

Kletterhindernis

Wieder nur ein paar Meter weiter, wartete ein Seil mit einer Tonne, welches sich glücklicherweise als nicht weiter problematisch herausstellte. Nach nicht einmal 2km brannten meine Arme bereits wir Feuer und ich ahnte Böses. Die kurzweiligen Laufpassagen wurden ständig von kreativen Hangel-Hindernissen mit Seilen, Cargonetzen und eingebauten Hürden unterbrochen. Das folgende Hindernisse war nur schwimmend zu erreichen. Man durfte ein an einem Kran hängendes Cargonetz mittels Seil aus dem Wasser erklettern unten am Netz entlang hangeln und auf der anderen Seite wieder ins Wasser.

In weiterer Folge gab es ein einfaches Balancehindernis, gefolgt von Feuerwehrschläuchen, Seilen, Cargonetzen, einem Baumstamm, und Seilschlaufen an einem Stamm, welche in dieser Reihenfolge ein Hindernis ergaben und hangelnd und möglichst kraftschonend überquert werden mussten. In genau dieser Tonart ging es weiter. Diverse Kombinationen aus Seilen, Feuerwehrschläuchen und eingebauten Hindernissen in der Hangelstrecke wurden immer wieder mit Kriechhindernissen und Tümpeln gepaart.

Halbzeit Military Survival Run

Nach circa der Hälfte der Strecke kam mein neues Lieblingshindernis und persönliches Highlight. Ein Kran lies einen Würfel mit Bouldergriffen in circa 4 Metern Höhe über dem See schweben. Unten waren Seile befestigt, an welchen es den Würfel zu erklimmen galt. Vom Würfel durfte/musste man zurück in den See springen und aufs andere Ufer schwimmen.

Betonwürfel

Das anschließende Hindernis Nr. 20 war dann besonders nett. Man musste einen Ziegelstein aufnehmen und diesen auf der Strecke mitführen, bis man ihn wieder abgeben durfte (bis Hindernis Nr. 26), bei den Hindernissen war es jedoch erlaubt den Ziegel abzulegen. Somit war mein treuer Begleiter unter anderem beim Paintball-Zielschießen ein kleiner, roter Quader. Ist ja eigentlich nicht schwer so ein Ziegel. Aber bei über zwei Kilometern mit zahlreichen Hindernissen werden die Arme dann doch immer schwerer und man freut sich schon darauf den Ziegel wieder abzugeben.

Ein weiterer Leckerbissen war eine Monkey Bar-Konstruktion, welche nur mit zwei separaten Haken an welcher Seile montiert waren überquert werden musste. Bisher behielt ich mein gelbes Armband und ich war relativ zuversichtlich, dass das auch so bleiben würde.

Ein verlustreicher Kampf

Doch nach weiteren Hindernissen die mir die Kraft aus den Armen saugten, ging es in ein Waldstück dort warteten neben Millionen Gelsen, mein Kryptonit. Mit Armen, welche bereits schwer wie Stein waren sollte ich ein Seil hochklettern, einen Pfosten mit Grifflöchern entlanghangeln und am Ende die Glocke läuten. Schaut einfach aus und ist es wahrscheinlich auch. Wenn man nicht schon 1,5 Stunden unterwegs ist und einfach keine Kraft mehr in den Armen hat.

Das Ende

Drei Versuche und circa 20 Minuten verbrachte ich dort. Aber mit jedem Versuch wurde die Kraft in den Händen nur weniger und ich entschied mich nicht noch mehr Zeit zu vergeuden. So ließ ich mich letztendlich das Armband herunter schneiden bzw. den Fehler auf den Chip buchen. Unheimlich enttäuscht über den Verlust machte ich mich auf den letzten Abschnitt. Auf welchem noch ein Kettenglied eines Panzers durch einen Rundkurs, gespickt mit Stacheldraht, zu ziehen war. Ebenfalls gab es noch ein paar Seile und Kriechhindernisse bevor es zum letzten Hindernis ging – dem Peg-Board. Netterweise durfte man drei Stöcke verwenden und somit stand mir und dem Ziel nichts mehr im Wege.

Klettern

Im Ziel wurde der Chip abgegeben und man bekam im Gegenzug einen „Bon“ mit der Zeit und der Anzahl an Fehlern. Ebenfalls erhielt man eine lässige Medaille in Form einer „Hundemarke“ überreicht, sowie ein prall gefülltes Sackerl mit dem Finisher Shirt. Alles in Allem waren es schließlich rund 12km mit 33 Hindernissen.

Ziel

Fazit

Für mich einer der besten, wenn nicht sogar der beste Hindernislauf den ich bisher absolviert habe. Kreative und fordernde Hindernisse, gepaart mit einer einzigartig professionellen Organisation. Das alles zu einem Preis von € 30,00! Hier ist Preis/Leistung einfach unschlagbar. Was mir neben den abwechslungsreichen Hindernissen am besten gefallen hat war, dass bei jedem Hindernis mindestens zwei Soldaten zur Überprüfung standen. Diese vermerkten jeden Starter handschriftlich mit der Startnummer, dass dieser A) beim Hindernis war und B) das Hindernis geschafft oder versagt hat.

Summa summarum eine schöne Erfahrung für die nächsten Jahre ein Fixtermin im Laufkalender.

(Andreas Kolbert)

 

Facebookseite des Laufes: hier

Bericht zum Spartan Race Sprint Nagykanizsa/HU: hier