Im Zuge der Recherche zu Hindernisläufen für unseren Laufkalender auf der Vereinshomepage, habe ich mich schrittweise jedem europäischen Land gewidmet. Die Schweiz zeigt sich was solche Läufe anbelangt noch recht zurückhaltend. Aber nach etwas Suchmaschinenakrobatik fand ich dann doch eine Laufserie, die es exklusiv nur in der Schweiz gibt, den Spartacus Run.
Von den 5 Terminen gab es dabei tatsächlich einen, nennen wir es salopp mal, „budgetfreundlicheren“ in der östlichen Schweiz, sehr Nahe der österreichischen Grenze in St. Gallen. Nach einem Quercheck mit meinem Laufplanungskalender wurde dann auch schon die Anmeldung durchgeführt. Auf in die Schweiz um meine Europadirtrunlandkarte und die meines Teams um einen weiteren weißen Fleck zu bereinigen. Spartacus Run St. Gallen ich komme!
Eine Zugfahrt die ist lustig
Das St. Gallen nahe der österreichischen Grenze liegt wusste ich ja so im Groben. Wie man allerdings am „bequemsten“ dahin kommen würde, war eine andere Sache. Laut der Routenplanung von Google Maps sind es gut 6 Stunden bis Bregenz und dann nochmal rund 1 Stunde bis nach St. Gallen. puhhh… ehrlich gesagt stand mir der Sinn aber sowas von gar nicht nach einem freitäglichen Feiertagswochenendautomarathon. Nach Zürich fliegen und per Mietwagen oder alternativ öffentlich in der Schweiz anzureisen, vermochte meine Begeisterung auch nicht so recht wecken.
Ich fand mich innerlich eigentlich schon damit ab viel Zeit im Auto zuzubringen als sich dann die Erlösung in Gestalt der ÖBB offenbarte. Eine ständig schrumpfende (wahrscheinlich aufgrund des eher geringen Nutzungsgrades) Serviceleistung genannt Autoreisezug. Freitag Nacht um 22:41 Uhr ab Wien Hauptbahnhof und Samstag um 07:45 Uhr ist man in Feldkirch. Jackpot!!!
Ich beschloss also meinen tschechischen Autobahnräuber auf den Zug zu verladen und ihn dann am Heimweg Auslauf zu gewähren. Gesagt getan. René und Markus waren mit von der Partie und so zogen wir zu dritt aus um in der Schweiz am Spartacus teilzunehmen.
3 Plätze im 6er Liegeabteil waren gebucht und René sowie ich waren recht überrascht über die fast ubootähnliche Beengtheit des Abteils. Tjo… ist halt nun mal so. Wir kletterten in unsere Kojen und machten es uns gemütlich. So gut es halt ging auf einer 1,80m langen und recht harten Liegefläche. In Wien gesellten sich noch 3 weitere Reisende zu uns weshalb dann schnell klar war, dass da heute nix mehr mit Partyzug sein würde. In St. Pölten kam Markus an Bord und das Trio Infernale rauschte durch die Nacht gen Westen.
Die hohe Kunst der Zeitverschwendung
Irgendwann klopfte es an der Abteiltüre und es wurde verkündet „1 Stunde bis Bregenz, ich bringe dann Frühstück“. Ziemlich gerädert krochen wir langsam aus unseren Liegen und versuchten uns ein wenig zu strecken. Die Landschaft die draußen vorbeizog zeigte sich von ihrer schönsten Seite. Sonne satt über saftig-grünen Almen und die mächtigen Bergspitzen dick in Schnee verhüllt. Hallo Vorarlberg, bisch a schens Stückal Land!
Ein paar Tage zuvor verkündete die Spartacus Organisation, dass die Startzeit von 15:30 Uhr auf 17:00 Uhr verlegt wurde. Bedeutete für uns wir konnten uns einen gemütlichen Tag in Bregenz machen. In Feldkirch kamen wir pünktlich an und nach einer kurzen Wartezeit standen auch die Autos zum Abladen bereit. Im Internet bin ich durch Zufall auf den Gasthof Löwen in Feldkirch gestoßen, der ein Frühstücksbuffet für € 12 p.P. anbietet. Wer einmal zu morgentlicher Stunde nach einem tollen Frühstück sucht ist hier genau richtig. Also schlugen wir uns ausgiebig die Bäuche voll und fuhren weiter an den schönen Bodensee.
Bregenz empfing uns mit Postkartenwetter. Eine sanfte Briese zog über den See, majestätisch zeigte der Pfänder sein Antlitz und wir 3 zogen am Seeufer los und erkundeten ein wenig die Gegend um die Seebühne. Um 15:00 Uhr wollte ich spätestens losfahren, also blieb genug Zeit um zu flanieren und ein Mittagessen einzuwerfen. Selbiges taten wir in einer Pizzeria in der Bahnhofstraße. Ich unterdrücke meinen Unmut und den meiner Begleiter über das servierte Essen und fasse es zusammen mit: „Geht’s ja NICHT in der Bahnhofstraße in die Pizzeria gegenüber vom LIBRO“ … des kann gar nix da!!!
Manda … esch wird Zit!!
Wir bekamen das Zimmer in unserer Unterkunft dankenswerter Weise etwas früher und konnten uns somit kurz frischmachen um dann endlich zum Lauf aufzubrechen. Das Thermometer im Auto zeigte in St. Gallen bei Ankunft am Gelände gegen 16:00 Uhr 24° an und ich konnte die Sonne geradezu diebisch lachen hören. „Na Grüß Gott des wird was“ dachte ich mir als wir vom Parkplatz zum Veranstaltungsgelände spazierten. Der Spartacus Run in St. Gallen fand auf einem Sportgelände samt Umgebung gleich neben dem Kybunstadion statt. Bei der Zufahrt erspähten wir bereits einige der Hindernisse (Robbstrecke, Monkeybars und Mauern), die schon gut von Läufern der Teamwertung bevölkert wurden. Am obersten Stock der Haupttribühne fassten wir die Startunterlagen aus und sahen uns noch ein wenig am Gelände um.
Das Wichtigste war vorhanden … also Verkaufsstände für Speiß und Trank, sowie sich auch ein Apple / GoPro Stand daruntermischte. Wir schmunzelten sehr über diesen Stand, weil als Dirtrunner hat man ja mal auf die Schnelle das Geld bei der Hand für eine neue GoPro oder ein IPhone X. Der Hauptsponsor des Spartacus Run (Trojka Energy) war natürlich ebenfalls mit einem Stand vertreten und versorgte die Menge mit Dosen seines Kracherls. Das wars dann aber auch schon an Amüsement im Startbereich.
Das Rennen
Die Teilnehmer der Singlewertung sammelten sich kurz vor 17:00 Uhr und wurden, wie bei solchen Veranstaltungen üblich, kollektiv im Startblock aufgewärmt. Ich schnallte mir meine Kamera auf die Stirn und zappelte ein wenig mit der Masse mit. Die Menge wurde anschließend in Blöcke getrennt und dann mit etwa 30 sekündigen Wellen auf die Strecke losgelassen. Die Strecke bestand aus 2 Runden zu je 3,8 KM und wurde mit 10 Hindernissen (pro Runde) versehen.
Drü … Zwü … Eis … ab die Post für uns im 4ten Startblock. Die ersten Meter ging es entlang der Tribüne hin zu einem Schotterweg wo auch sogleich der „Swiss Army Crawl“ kam. Ich kam gut aus dem Startblock und fand mein Tempo aber dann war beim Robben auch schon wieder Pause angesagt.
Ein wenig zu schmal für die Menge an Leuten dimensioniert gab es gleich ein wenig Stau. Fröhlich lachend wurden die Läufer von einem Voluntär per Gartenschlauch gewässert, was aber bei der Außentemperatur sehr angenehm war. Wieder auf den Beinen ging es in einer langen Rechtskurve über eine Wiese über ein paar Baumstämme. Meine Beine spielten gut mit und so arbeitete ich mich gut durch die vor mir laufenden / trabenden / schwatzenden Teilnehmer.
Pet Swamp
Da ich aufgrund der Streckenführung des Spartacus Run sehen konnte, dass kein großartiger Anstieg zu erwarten sein würde, lies ich es gut Laufen und drückte ein wenig aufs Tempo. Nach einer Unterführung wartete ein kleiner Reifenhaufen zur Überquerung. Einen sanften Anstieg später und wieder durch eine Unterführung hindurchgeschleust, fand sich ein Hindernis genannt „PET Swamp“. Ich dachte mir bei Begutachtung des Streckenplans was das wohl sein würde? Es war ganz ein Großer Container mit leeren PET Flaschen.
Mit einem großen Satz sprang ich den Container und eine Woge Flaschen schwappte über den Rand. Mit einem kindlich vergnügten Grinsen entstieg ich dem „Sumpf“ und trottete weiter. Kurz danach galt es eine kleine Runde Sackhüpfen zu bestreiten, gefolgt von einer ebenfalls sehr kurzen Runde mit Baumstammtragen. Durch ein Wasserloch und durch (ja richtig gelesen DURCH) 3 Wände verlief die Strecke dann zurück in Richtung des Veranstaltungsgeländes.
Eine Runde Monkeybars, ein paar Reifen sowie eine Treppe später kam dann das große Finale in Form des stilisierten Matterhorns. Ein recht steiles und hohes Cargonetzhindernis galt es noch zu überwinden und dann war auch schon die Runde geschafft.
In der zweiten Runde hatten sich die Läufer gut auf der Strecke verteilt und so konnte ich die zweite Hälfte des Laufes staufrei absolvieren. In einer gegenläufigen Passage sah ich René dessen Gesicht schon ein sattes Rot aufgezogen hatte. Jaja, die Sonne ließ sich an dem Tag wahrlich nicht lumpen. Ich stoppte meine Uhr im Ziel bei etwas über 45min und war sehr zufrieden. Mein weißes Wettkampfleiberl war obgleich der Wärme eine gute Wahl 😊
Ein paar Minuten später trudelte Markus ein und suchte auch gleich Schatten. Ein wenig später traf dann auch Renè ein und wir hatten es alle unbeschadet wenn auch recht hitzig geschafft.
Fazit Spartacus run
Der Spartacus Run St. Gallen ist ein durchwegs gut gemachter kleiner Lauf der dem österreichischen XCross sehr ähnelt. Die Streckenführung war flach und kam so klassischen (Straßen)Läufern sehr entgegen. Die Siegerzeit von 30min zeigte dies mehr als deutlich. Die Hindernisse sind bis auf die Monkeybars und das Cargonetz technisch nicht anspruchsvoll und so kommen auch die Spaßläufern und Dirtrunanfänger hier gut zurecht. Es sei auch erwähnt, dass bei den Monkeybars eine Strafe für das Nichtbewältigen exekutiert wurde. Eigentlich 10 Liegestütz, aber ich sah etliche auch 10 Burpees oder 10 Hoch-Strecksprünge absolvieren.
Persönlich fand ich es sehr schade, dass das Sackhüpfen und das Baumstammtragen gar so kurz (ca 40m) ausgesteckt wurden. Hier hätte man die nebenliegende Böschung gut nutzen können um mit Querungen ein wenig mehr Pfiff in die Sache zu bringen. Summa Summarum eine gut organisierte und durchgeführte Veranstaltung mit einem sehr schönen Startsackerl (Baumwolle) das mit einem Stirnband sowie einem Schlauchschal bestückt war. Ein Finishershirt aus Funktionsmaterial gab es optional zu erwerben.
(Florian Zuschnig)
Ergebnisse der union dirtrun.company
Renndistanz: 7,8 KM (2 Runden)
Teilnehmeranzahl: 426
Florian Zuschnig Platz 50 in 45:26 min
Markus Harrer, Platz 134 in 53:01 min
René Bruckner, Platz 220 in 01:02:33
Homepage der Laufserie: hier
Ergebnisse hier : http://my3.raceresult.com/85545/results?lang=de
Video zum Spartacus Run: hier