Tag 1 – Spartan Race Hurricane Heat 6 Stunden
Nachdem Spartan Races inzwischen schon zur Routine gehören, ist das Hurrican Heat für mich etwas völlig Neues. Vorfreude und ein bisschen Aufgeregt sein wie vor dem ersten Spartan Race ist da wohl völlig normal. Kurz vor der Abreise nach Hawaii gibt es endlich die ersehnte Gear-List, in dieser erfährt man, welche Gegenstände man zu dem Event mitnehmen muss. In dem kurzen Youtube Video erklärt uns der Krypteria Toni (so nennt man die Coaches der Spartan Endurance Races) folgendes: Bring ein schwarzes T-Shirt, einen Edding, einen Trinkrucksack, Energieriegel und eine ANANAS mit. Man merkt das Toni sich ein Lachen verkneifen muss – uns wird es vermutlich vergehen.
HH009 startet mit 55 Teilnehmern, die Ananas wird von manchen Leuten getragen, manch Anderer befestigt sie am Trinkrucksack. Beginn ist eine kleine Aufwärmrunde von ca. 45 Minuten, wobei die Ananas im Mittelpunkt steht. Wir stehen in kleinen Gruppen von 5×11 Personen im Kreis, Rücken an Rücken, die Ananans wird im Uhrzeigersinn mit ausgestreckten Händen weiter gereicht. Die Hände dürfen nicht gebeugt werden, die Ananas darf nicht an Bewegung verlieren – sofort erscheint einer der drei Kypertia und drillt die Teilnehmer in Grund und Boden. Soweit klingt das ja noch lustig, das Spiel geht weiter in der tiefen Hocke und in der Rückenlage. Wir liegen also im strahlenden Sonnschein und gefühlten 1000 Grad im Kreis und erfreuen uns dem neuen Kommando: Beine strecken und in der Rückenlage 6 Inches über den Boden heben! Die Beine werden immer schwerer, die Bauch- und Armmuskeln schmerzen, der Schweiss fließt in Strömen. Tom wirft mir immer wieder hasserfüllte Blicke zu.
Nach der Aufwärmrunde beginnt der eigentliche HH:
- Feuerholz für das Zielfeuer sammeln, natürlich im Laufen.
- Zwei 300kg Reifen im Team ca. 7km mit 260 Höhenmetern durch die Landschaft befördern. Dabei wechselen die Fortbewegungsarten – Mit Seil ziehen, schieben, auf den Schultern tragen.
- Einen Teamkollegen im Team ca. 1km durch die Landschaft und über Hindernisse befördern. Hindernisse: 7ft. Wall, T von OUT, Sternum Checker und die Slippery Wall.
- Durchführung von Griffkrafthindernissen: Multi-Rig, Monkey Bars und Tyrolean Traverse.
- Die Teilnehmer sitzen in einer langen Schlange am Strand, Arme ineinander verhakt und machen Sit-Ups, wobei uns die Wellen fröhlich über die Köpfe schlagen und der Sand in jeder Ritze steckt.
Nach 5 Stunden und 30 Minuten ist der HH009 Hawaii geschafft!! Wir bekommen ein Finisher Shirt, ein Endurance Trifecta Piece und die HH „Hundsmarke“.
Tag 2 – Spartan Race Ultra Beast – Eine neue Dimension des Schmerzes
Nach kleinen Startschwierigkeiten – der Wecker hat erst um 4:30 statt wie geplant um 3:30 geläutet – kommen wir um 5:45 Uhr Morgens auf dem Festivalgelände an. Fürs Frühstück bleibt kaum noch Zeit, der Startschuss fällt um 6:15. Vor dem Start mussten wir in einem eigenen Ultra Beast Zelt unsere Stirnlampe, den Trinkrucksack und zwei Knicklichter präsentieren, sonst wird man nicht zum Start zugelassen. Die Strecke ist in 3 Loops eingeteilt: 3km nach dem Start biegt der Sprint ab, 8km nach dem Start biegt der Super ab – danach geht’s zum Beast und danach kommen alle Strecken an einem Punkt zusammen. Somit sind die ersten und letzten 3km für alle Distanzen gleich.
Los geht’s! Voller Motivation und Elan starten wir unseren ersten Ultra Beast. Nach ein paarhundert Metern geht es bereits in einen Bach, knöcheltief bishin zum Schwimmen. Bereits jetzt wird uns klar was unsere Füße in den nächsten 9-10 Stunden leisten müssen. Aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit werden die Schuhe wohl nicht mehr trocken. Weiter geht’s mit altbekannten Hindernissen: Memory Board (der Code wurde allerdings nicht kontrolliert), Cargo Net, 6ft Wall, Crawl, Inverted Wall, Bucket Carry und eine vereinfachte Stairway to Sparta. Die Strecke verläuft hügelig über schöne Trails und nachdem wir die ersten Hindernisse gemeistert haben ignorieren wir den Sprint Pfeil und laufen weiter Richtung Super/Beast. Im Super Abschnitt erwartet uns ein weiterer Crawl und eine 7ft Wall. Ohne große Probleme und in einer guten Zeit erreichen wir die Trennung Super vom Beast und lernen einen Dschungel Trail kennen. Der Trail ist sehr steil, rutschiger Untergrund, matschig uns steinig. Überholen ist kaum noch möglich der Pfad ist dafür einfach zu eng. Wir ziehen uns an Wurzeln und Bäumen voller Stacheln nach oben. Es beginnt zu regnen und uns läuft ein brauner Bach entgegen. Nach ca. 300 Höhenmetern geht es wieder ein Stück bergab und uns erwartet ein Balance Beam. Wir folgen dem Trail im Schritttempo, ans Laufen ist seit über zwei Stunden nicht mehr zu denken.
Auf einer kleinen Lichtung gibt es ein neues Hinderniss „Special Irish Table“. Ca. 2 Meter vor dem Balken ist ein weiterer Balken im Boden verankert, von diesem muss man abspringen und sich auf dem gut 2 Meter hohen Irish Table festhalten und darüber ziehen. NO WAY – Der Balken ist voller Schlamm und es regnet. Vor uns klatschen die Läufer auf Kopf, Rücken und Knie Danach folgen eine 8ft Wall und Log Carry. Der Log Carry ist ein Check-Point, im 2. Durchgang wird man automatisch disqualifiziert falls es 17 Uhr oder später ist. Wir befinden uns immer noch auf dem Trail und kämpfen uns steile Dschungelpassagen hinauf und hinunter. Ein vorankommen ohne sich an Bäume zu klammern ist nicht mehr möglich, wir stecken bis zu den Knöchel im Schlamm. Der Trail wird ca. für 1km unterbrochen, der Weg weicht in ein felsiges Flussbett aus, danach geht es sofort wieder auf den Trail. Als nächstes erwartet uns der 3. Crawl, der Schlamm steht uns bis ins Gesicht. Der kleine Dschungel Trail von ca. 6km hat uns gute 3 Stunden gekostet. Froh ihn hinter uns zu lassen wissen wir, wir müssen ihn später noch einmal machen – in schlechterem Zustand. Schon jetzt gibt es in diesem Part Verletzte, die Teilnehmer rutschen ab, schlittern Hänge hinunter und bleiben in Bäumen hängen.
Nur noch ein Rope Climb und ein weiteres Cargo Net und wir befinden uns wieder auf der Super Strecke. Endlich gibt es wieder eine Möglichkeit zu laufen, ein trockener Trail und Forststraße. Die 3 Hindernisse: Double Log Carry, Atlas Carry und Multirig lassen wir hinter uns und nähern uns dem letzten Abschnitt vor dem Ziel. Schlag auf Schlag kommen jetzt die Hindernisse: Tyrolean Traverse, Traverse Wall, Double Sandbag Carry, Spear Throw, Rope Climp, Hercules Hoist, Monkey Bar, Slippery Wall und Fire Jump. Die Slippery Wall und den Fire Jump dürfen wir allerdings noch nicht absolvieren, für uns gibt es abseits der Strecke ein Ultra Beast Zelt. Dort machen wir eine kurze Pause von ca. 15 Minuten, essen etwas und rüsten uns mit Stirnlampe und Knicklichtern – ansonsten dürfen wir den 2. Durchgang nicht starten! Der zweite Durchgang ist einfach nur noch Kräfte zehrend, der Untergrund fordert alles ein was wir haben. Mit ganzer Kraft im Oberkörper kämpfen wir uns den Dschungel Trail entlang – es kommt uns wie eine Ewigkeit vor. Noch bevor wir den Pfad verlassen, also noch weit vom Ziel entfernt wissen wir, wir sind bald an unseren Grenzen angekommen. An Hindernisse ist nicht mehr zu denken, die Hände und Unterarme sind ZERSTÖRT, die Handflächen brennen wie Feuer. Nach unzähligen Burpees und 11 Stunden und 46 Minuten taumeln wir ins Ziel. Es ist geschafft.
Tag 3 – Spartan Race Super und Sprint
Immer noch erledigt vom Hurrican Heat und dem Ultra Beast geht es zu den letzten 2 Rennen auf Hawaii. Was gestern beim Ultra Beast noch ein „Motivation Tent“ war – ist heute der Check für den Memory Test. Meinen Code Charlie 276-4833 kann ich natürlich und erzähle dem netten Mädl eine nette Geschichte: Hey listen carefully! My name is Charlie, i’m 27 years old and born in June, i have 48 cats and 33 dogs.
Wir sind erledigt, müde und alles tut weh. Trotzdem ziehen wir unser geplantes Programm durch und finishen beide Events.
Streckendaten:
Ultra Beast – 11:46:13, 42km mit 1700 Höhenmetern, Jan 78., Tom 78. von 257
Super – 2:49:30, 13km mit 500 Höhenmetern, Jan 243., Tom 244. von 655
Sprint – 1:26:56, 6km mit 200 Höhenmetern, Jan 201., Tom 204. von 1046
Abschluss:
Das Spartan Race Wochenende als ganzes betrachtet war unbeschreiblich (anstrengend). Der Hurricane Heat sowie das Ultra Beast sind ganz besondere Events. Alles an einem Wochenende zu machen eher dumm. Wir haben sowohl den HH als auch das Ultra Beast unterschätzt. 42km, darunter kann man sich etwas vorstellen. Allerdings weiß man nicht wie sieht das Gelände vor Ort aus, macht einem das Wetter einen Strich durch die Rechnung? Temperatur und Witterung können zum Verhängniss werden, das mussten wir an diesem Wochenende lernen.
(Jan Gschwantner)
Fotos: hier