Ich war gerademal 5 und begann zaghaft meine erste Versuche beim Eislaufen und Schifahren, da fand im winterlichen Wolverhampton(UK) zum ersten Mal etwas statt, das weltbekannt werden sollte. Es war die Geburtsstunde des Tough Guy Rennens.
Aus aller Welt strömen Sportler, Exzentriker und Spaßvögel in das sonst eher beschauliche Wolverhampton um sich 15 nass-schlammigen Kilometern über 21 Hindernisse hinzugeben. Letztes Jahr war meine und Kevins Premiere und wir waren sehr nervös. Die vielen Videos und Berichte flößten uns großen Respekt ein, aber als wir es dann tapfer ins Ziel geschafft hatten, waren wir sehr stolz und beschlossen es 2016 noch einmal zu wagen. Gesagt getan … über die Early-Bird-Registrierung wurde ein günstiges Ticket in der vorderen Startreihe ergattert. Das Jahr verging und dann war es wieder soweit. Am Samstagmorgen ging es mit der bei mir schon fast zur Gewohnheit gewordenen Fahrt mit der SBahn zum Flughafen los. Ein kurzer Zwischenstopp in Frankfurt zum Beine vertreten in den elendslangen Terminalverbindungstunneln, dann ging es auch schon weiter auf die Insel mit Ziel Birmingham. Der Rest der d.c’ler reiste über Bratislava nach London und dann weiter mit dem Auto in Wolverhampton an. Die Innsbrucker Runde (Kevin, Verena und Jürgen) landete pünktlich um 16:45 Uhr in Birmingham. Von der nahegelegenen Autovermietung ging es dann gleich los auf die Perton Farm um die Startunterlagen zu holen. Zielstrebig marschierten wir dort angekommen, in den „Keller“ zur Registration. Ein schlichtes Kuvert mit Startnummer und Sicherheitsnadeln war alles was es gab. Auf Nachfrage zu Zeitnehmungschips, hieß es „No chips this year“ … aha naja gut, mal was Neues. Durch die Hintertüre weiter zur TShirtausgabe und da stand er, der Vater vom ToughGuy, Billy Willson a.k.a. „Mr. Mouse“. Wir stellten uns brav an und lassen es uns natürlich nicht nehmen mit ihm ein Foto zu schießen.
Schnell noch ein paar Pfund gegen ToughGuy Artikel getauscht dann drängte der Hunger uns ins nächste Restaurant. Gut gelaunt und voller Vorfreude futterten wir uns bei einem netten Chinalokal in der nächsten Ortschaft ein paar Kalorien auf um dann recht früh zu Bett zu gehen. Da der Startschuss zum Lauf traditioneller Weise um 11 erfolgt, ist das einer der wenigen Läufe bei dem man vorher entspannt frühstücken und anreisen kann. So ging es für uns nach einem herrlichen NICHT englischen Frühstück (Müsli, vernünftiges Brot, Obst, etc.) um 08:30 Uhr auf zur Perton Farm. Es war ein klassischer englischer Morgen mit Nieselregen und etwas Wind aber bei „angenehmen“ 10 Grad. Wir hatten im Vergleich zum Vorjahr ziemliches Glück und erwischten gerade ein „Loch“ im Zufahrtsstrom und standen nicht eine Minute im Stau. Der „Blue Car Park“ liegt etwa 10 Gehminuten vom Start-/Zielgelände entfernt und ist für die große Masse der Parkplatz. Reges Treiben an Autos, Läufern, Zusehern und Kadetten der nahen Militärakademie empfing uns. Einer SMS hatte ich entnommen, dass der Rest der Truppe schon vor Ort war. Wir warfen uns also gleich am Parkplatz in (Renn)schale und schlenderten vorbei an den Wassergräben zum Red Car Park, zu den anderen. Regen und Wind ließen nach und es schickte sich langsam an ein „angenehmer“ Tag zu werden … von den äußeren Bedingungen her gesehen natürlich. In Summe waren wir dann 10 Teilnehmer und 2 nicht minderwichtige Begleiterinnen. Ein wenig Zeit galt es noch bis zum Start zu überbrücken also suchten wir im „Haupthaus“ Schutz und machten noch gut gelaunt ein Bild.
Um 10:45 Uhr kam dann Bewegung in die Sache und die Massen strömten in Richtung Start. Je nach Zeitpunkt der jeweiligen Anmeldung resp. der persönlichen Spendebereitschaft wird man in einen Startblock zugewiesen. Erstlinge, Spätanmelder kommen klassisch in die hinteren Blöcke außer natürlich man gibt ein paar Pfund extra aus. Nein nicht für Kapitalisten, für den guten Zweck um ausgedienten Militärpferden einen schönen Lebensabend zu ermöglichen. Gabi, Martin und Jürgen reihten sich brav in ihren „Anfängerblock“ ein, der Rest kämpfte sich im Aufstellungschaos auf den Hügel vor. Da standen wir nun, vor uns am Fuße die Eliteläufer und Spendenfreudigen, dahinter mit etwas Abstand auf der Anhöhe wir. Die anfängliche Gelassenheit wandelte sich schnell in ein angespanntes Kribbeln.
Diverse Rauchkörper, und wildes Getrommel lassen den Puls steigen um dann kurz durch einen mächtigen Kanonenschuss zu erzittern. Eigentlich wäre ja unser Start lt. Plan 20sek nach der ersten Welle erfolgt aber, sagen wir mal höflich die „Nervosität“ vieler Teilnehmer löste eine Blitzreaktion aus und auch wir stürmten los. Den steilen Hügel hoch konzentriert und mit langen Schritten hinter Andi nach, ging es auf die Strecke. Dichter Qualm in allen Farben nahm uns kurz Luft und Sicht, um dann durch ein Spalier an johlenden Fans zum ersten Teich zu hetzen. Um nicht wie letztes Jahr später im Gewusel festzustecken huschte ich im sehr zügigen ZickZack durch die Läufermenge. Peter und Kevin dicht hinter mir ging es gut voran über Gatschwälle und Balken auf die große Wiese. Im Prinzip ist der ToughGuy auf den ersten 9km ein Crosslauf der sich mit ein paar DDD Hindernissen (Drüber, Drunter, Durch) schmückt. Aber das dicke Ende kommt zum Schluss. Für die Zuschauer sehr angenehm geht es in mehreren Schleifen über die Wiese und die Böschungen hoch um dann auf dem Weg retour in die sogenannten „Killling Fields“ präventiv schon mal richtig gewässert zu werden.
Auf dem Weg zu den Rabbit Hills (10x eine Böschung hoch und wieder runter) machte sich mein Neoprenoberteil deutlich bemerkbar. Das Stirnband konnte schließlich den Strömen aus Schweiß nicht mehr Herr werden und so tropfte ich mir den Weg nach oben. Auf dem Weg zum und auch im Bärenwald gab es Gott sei Dank einige Rinnsaale und Lacken in denen ich zumindest die Beine kühlen konnte. Der Bärenwald ist ein verschnörkeltes kleines Waldstück, welches mit dutzenden Netzen und Balkenhindernissen gespickt ist. Da ich aber wusste, dass unmittelbar eine Labestation kommt, zog ich weiter tüchtig vorwärts. Sehr froh über eine kurze Pause an der Labe, verschlang ich mit gierigen Zügen 2 Becher mit eiskaltem Wasser. Ahhh… das tat gut, halbwegs wieder auf Betriebstemperatur ging es weiter über eine tiefe Wiese hin zum „Gurkha Grand National“. Man nehme einen Bachlauf mit weichem Untergrund und lege die Strecke mit 20maliger Querung darüber und fertig ist „Nass und Dreckig die Erste“. Rein ins Wasser Raus ausm Wasser, Rein ins Wasser, Raus ausm Wasser … ein nicht enden wollender Wurm der sich stetig windet. Froh endlich wieder normale Laufstrecke unter den Sohlen zu haben torkelte ich die ersten Meter dahin. Das Wasser mit dem Gatsch hatte dann doch meine innere Hitze rasch vertrieben und eine gewisse Steifigkeit aufkommen lassen. Aber es dauert nicht lange bis zur nächsten „Wässerung“. Ein paar Netze unterwandert und dann mit forschem Sprung ins Wasser tauchte ich zum ersten Mal an diesem Tag bis zu den Schultern ein. Huiii… ein kurzer Schockmoment aber nix passiert und weiter. Raus aus dem Tümpel über ein paar Balken ging es dann ins Herz des ToughGuys. Der Tiger, das erste der hölzernen Ungetüme brachte sich in Stellung.
Über Netze und Balken hoch und an der Rückseite wieder runter und gleich nochmal um dann unter tobendem Applaus durch eine Menschenmenge den Karpfenteich zu durchwaten. Stolz und Gänsehaut pur kamen bei mir auf, da ich soweit ich das von den weitläufigen Passagen beurteilen konnte gut dabei war. Im Teich hatte ich Glück und fand eine gut zu laufende Linie. Raus aus dem Gatsch rein in das nächste Vergnügen. Alles wird da auf den Killing Fields aufgeboten was „Spass“ macht … Mauern, Reifen, Strom, Stacheldraht, Balanceakte usw. Das ganze natürlich unter ständiger Beobachtung der Zuschauer und eingerahmt in Wasser/Gatsch.
Auf dem vorletzten der großen Hindernisse schloss Kevin zu mir auf. Irgendwie waren sich die Streckenposten nicht einig wie genau die horizontal gespannten Seile zu bewältigen waren. Während ich angewiesen wurde nur das obere Seil zu verwenden (Tyrolean Traverse) balancierten andere am unteren Seil. Egal ich war froh Kevin wohlbehalten an meiner Seite zu sehen und wir schickten uns an die letzten 2km gemeinsam zu bestreiten. Hier geht es dann nochmal richtig zur Sache. Wasser satt und das bis über beide Ohren und noch mehr davon. Das gefürchtetste aller Hindernisse ist der „Water Tunnel“. Ein Teich der gut 1,50 tief ist lauert mit 5 Baumstämmen zum durchtauchen. Also nichts für schwache Nerven aber umso mehr für die Zuseher. Hier spielen sich die wahren Dramen beim ToughGuy ab. Erschöpfung, Krämpfe, Angst, Unterkühlung … nichts was das Schreckensherz nicht höher schlagen ließe. Hier war ich froh über meine Neoprenutensilien, da diese mich relativ entspannt durchs Wasser brachten.
Mein Badehauberl leistete Martin hier auch gute Dienste und Peter (blaue Haube) ist sowieso von unerschütterlicher Natur. Nach dem Wasser ist vor dem Wasser und so ging es über weiter zur ebenfalls berüchtigten Planke … in 3m Sprung ins na was wohl … genau Wasser. Mit einem satten *platsch* tauchte ich ein und stieß mich vom Grund empor und suchte schnell das Ufer um nicht mehr als nötig da rumzuschwimmen. Durch und durch gekühlt ging es dann noch über ein paar auf Stelzen aufgebaute Balanceinseln hin zum Stacheldrahtrobben. Nach dem Robben noch flux über ein paar Röhren und Balken dann in einem Schwenk rüber zum Zielhügel. Einmal noch baden, ein verdammtes letztes Mal geht es dann durch einen Teich bevor wir uns an Seilen auf rutschigen Matten den Hügel nach oben arbeiteten. Geschafft, das letzte Hindernis überwunden grinsten Kevin und ich uns an und trotteten in Richtung Ziel. Eine kleine Strohpyramide später war es dann soweit … „We welcome our next finisher … with number 168 … Florian from Vienna … Austria“ tönte es aus den Lautsprechern wir ins Zielgebäude einliefen. Am Ende wurde dann auch das „Geheimnis“ der Zeitnehmung gelüftet. Mehrere 2er Teams (einer mit Stoppuhr einer am Notebook) notierten sich die Startnummer und die Laufzeit. Naja, hab ich so auch noch nicht gehabt aber egal. Wir bekamen die Medaille umgehängt und verzogen uns rasch in den Umkleidebereich um mit einer heißen Schokolade anzustoßen. Nach und nach trudelten unsere Teamkameraden ein und wurden von uns empfangen. Niemand hatte sich verletzt und alle haben sich tapfer durchgekämpft. Es war wieder großartiger Tag mit der geilsten Truppe der Welt.
Florian (“Der Fürst”) Zuschnig
Platzierungen der dirtrun.company:
Florian Zuschnig: Rang 111 gesamt in 02:14:35
Kevin Hornhofer: Rang 112 gesamt in 02:14:45
Christian Handler: Rang 239 gesamt in 02:26:00
Peter Großschmidt: Rang 260 gesamt in 02:27:26
Martin Pairer: Rang 261 gesamt in 02:27:26
Andreas Dietrich: Rang 446 gesamt in 02:33:59
Jürgen Waldenhofer: Rang 550 gesamt in 02:42:00
Gabriele Ecker: Rang 760 gesamt in 02:56:00
Mario Hößl: Rang 873 gesamt in 03:03:15
Siggi Wazik: Rang 937 gesamt in 03:07:00
Insgesamt 2.280 Finisher
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