Das neue Jahr hatte grad mal ein paar Tage hinter sich und schon fiel der Startschuss in die Laufsaison 2016. Naja Startschuss ist wohl etwas übertrieben, war es doch der Wecker des Handys welcher gnadenlos um 05:50 Uhr schrillte. Der wohligen Wärme meines Bettes entschlüpft, torkelte ich ins Bad um mich Straßenfein zu machen. Im Bett daneben hustete und schnäuzte sich auch langsam meine Begleitung wach. Wir waren nämlich in Linz, welches uns mit einem frostigen Morgen aufwartete. Da ich am Vorabend die einmalige Gelegenheit nutzte um am „TschikbudenRun“ teilzunehmen, waren Verena und ich am Vorabend nach Linz gekommen. Den Schlaf aus dem Gesicht geduscht und wieder alles zusammengepackt ging es dann um 07:00 Uhr zu einer Tankstelle nach Asten, wo wir uns mit Andi und Peter trafen. Praktischerweise findet sich gleich neben der Autobahn ein Einkaufszentrum, welches mit Massen an Parkplätzen ausgestattet ist. Andi stellte sein Dirtrunshuttle eben dort ab und die beiden nahmen Platz bei mir auf den Rücksitzen. Auf der Fahrt wurde nebenbei ein kleines Frühstück eingeworfen und so ging es gut gelaunt und tratschend nach Bavarien. Auf den 4 spurigen Passagen durfte der RS vollen Auslauf genießen und so trafen wir gegen nach 10:30 Uhr am Gelände der Ruderregatta in Oberschleißheim ein.
Eine imposante Länge an Gebäuden erstreckte sich vor uns, in denen die Umkleiden und Duschen für die Teilnehmer zu finden war. Wir machten uns auf zur allgemeinen Erkundung des Geländes und zur Registration zwecks der Startunterlagen. Ein kurzes Stück entfernt auf der Rückseite betraten wir dann den Start/Ziel Bereich in welchem schon reges Treiben herrschte. Wir fanden uns in der Schlange zur Startunterlagenausgabe ein, wo dann auch Iris zu unsere Runde stieß.
Alles ging recht fix von statten und so schlenderten wir über den kleinen Start-/Zielbereich wieder zurück zu den Umkleiden. In der normalerweise sehr schlichten Dirtrunwelt wird man es schnell gewohnt sich mit einfachen Zelten, Dixi-Toiletten etc. zurechtzufinden, aber hier war es regelrecht luxuriös. Geheizte Räume, feste Duschen mit heißem Wasser, richtige Toiletten … die Stimmung beim Anlegen der Laufmontur war sehr gelassen. Da wir vom veröffentlichten Streckenverlauf auf Facebook mit zahlreichen Wasserquerungen rechneten, kamen diverse Neopren Utensilien zum Einsatz. Im Nachhinein betrachtet war es weit weniger schlimm als befürchtet, aber wir hatten es sehr angenehm und für mich war es ein guter Test wie sich die Sachen im Einsatz bewähren. Gut verpackt verstauten wir die Sachen im Auto und machten uns auf ein wenig die Strecke und ein paar Hindernisse zu erkunden. Die Streckenführung verlief gegen den Uhrzeigersinn um das künstlich angelegte Wasserbecken und nutzte bauliche Einrichtungen (zB Tribünen und Brücken) sowie ein wenig natürliche Gegebenheiten (Böschungen). Dazwischen lagen gut verteilt die einzelnen Hindernisse. Die Klassiker wie „Reifenstapel“, „Baumstammtragen“ und „Gatschbecken“ wurden mit „lustigen“ Elementen wie zB. einem Schaumberg, aufblasbaren Rutschen und Reifenrollen kombiniert. Gegen 11:45 Uhr fanden wir uns vor dem Startbogen ein um den Ausführungen der Organisation für den weiteren Ablauf zu lauschen. Dass der Start in Drachenbooten erfolgte wussten wir, aber wie genau das ablaufen sollte war uns unbekannt. Aber es wurde eine unterhaltsame Angelegenheit. 2 Boote in welche je 16 Läufer verladen wurden, paddelten eine Runde und dann ging es ab auf die Laufstrecke. Die Zeitnehmung startete aber erst nachdem man von der Bootsfahrt retour war. Also mal was Neues um die gewohnten Startblockintervalle anders zu gestalten.
Mit gut aufgewärmten Oberkörper und speziell den Schultern ging es dann zur Sache. Entlang der Uferpromenade galt es ein paar Reifen zu überwinden. Dahinter gleich eine kleine Mauer mit dem Gatschbecken dahinter. Das Becken war nicht tief und so zeigten die guten Neosocken gleich mal, dass sie das locker abkönnen. Trockenen wenn auch kühlen Fußes ging es weiter über einen Reifenberg wieder zurück an die Uferstraße. An eben dieser asphaltierten Uferstraße verlief die Strecke und es wurde immer wieder ein Abstecher entweder ins Wasser oder auf die Böschung gemacht um der Sache etwas Pep zu verleihen.
Meine treuen Speedcross Schuhe taten mir schon sehr leid, da vorwiegend auf Asphalt gelaufen wurde aber wenn es dann mal auf die Wiesen ging, konnten sie ihre Stärken ausspielen. Auf dem Weg zum oberen Ende des Wasserbeckens, galt es ein Krabbelhindernis im Wasser, ein paar Absperrzäune, das Baumstammtragen und eine Runde Sackhüpfen mit kleiner Steigung zu bestreiten. Ja richtig gelesen, Sackhüpfen. Es wurden große Jutesäcke verteilt in denen man, wie in jungen Jahren, hüpfender Weise eine ausgesteckte Strecke zu absolvieren hatte. Klingt lustig und is es auch, allerdings treibt es den Puls schon kräftig in die Höhe. Gleich im Anschluss daran offenbarte sich uns die Querung des Wasserbeckens. Viel haben wir spekuliert wie denn 140m hier bei diesen Wassertemperaturen zu schwimmen wären, doch es kam anders … ganz anders. Ein Stapel riesiger runder Reifenschläuche lag da und wurde mit den Instruktionen des Streckenpostens versüßt … „jeder nimmt sich einen Schlauch, dann drauflegen und rüber paddeln zu dem Kollegen auf der anderen Seite“. Tja gesagt getan. Schlauch unter den Arm geklemmt und ab ins Wasser.
Nachdem es aber das Becken schräg zu durchfahren galt, kamen einige Meter dazu die ab der Hälfte meine Schultern und auch die der anderen sehr in Mitleidenschaft zogen. So trieben/ruderten wir dahin und arbeiten uns langsam voran. Ich war sehr froh als ich vom Schlauch hüpfen konnte und meine Beine wieder laufend bewegte. Auf der anderen Uferseite ging es auf der Wiese ein kleines Stück noch weiter in Richtung Ende, zu etwas eigentlich ganz Unterhaltsamen. Ich nenne es mal Schaumparty. Aber die uns entgegenkommenden Läufer warnten uns eindringlich davor im Schaum zu atmen. So gut es halt ging hielten wir ab Halshöhe die Luft an und „kämpften“ uns durch.
An der höchsten Stelle hatte der Schaum gute 2,20m und begrub uns vollständig. Das mit dem Luft anhalten oder Handvorhalten ging mehr schlecht als recht. Hustend und spuckend wankten wir raus. Peter hatte anscheinend einen kräftigen Zug gemacht und dieser kratzte ihm heftig im Hals. Halbwegs erfangen trotteten wir dann wieder zurück in Richtung Start, ebenfalls auf einer asphaltierten Uferstrasse. Auf dem Weg zur großen Zuschauertribüne galt es Wasserkanister zu tragen, 3 Mauern zu überwinden, sich durch einen Stangenparcours zu winden, das Gleichgewicht beim Balancieren zu beweisen und dann noch die Böschung 2 mal zu erklimmen um dann die Rutschen (ins Wasser wohlgemerkt) mit Schwung zu nehmen.
Alles ging gut und zügig von der Hand resp. von den Beinen aber dann kam es ganz ganz Dick. Für mich halt, da ich jetzt nicht so der Oberköperathlet bin. 2 bis fast zum Bersten gefüllte und merklich gefrorene Sandsäcke drückte mir ein Riegel von Streckenposten in die Hände und meinte „do aufi auf die Tribüne entlang der Absperrbänder über die Ketten muast drüba und a über die Brüstung aufi“. Meine Laune fiel sehr schnell auf den absoluten Tiefpunkt. Nicht schon genug das die Säcke sauschwer waren, so glitten sie ständig von meinen Schultern. Lautstark fluchend und erbärmlichst schleppte ich die Säcke die Tribüne hoch und runter und hoch und runter … ich glaub in Summe waren es 5-mal hoch und runter.
Nachdem aber schon bei uns den ersten Läufern einiges an Sand aus den Säcken rieselte (weil halt so voll gemacht und ned gscheid verschlossen) war ich optimistisch in der zweiten Runde etwas weniger Mühsal vor mir zu haben (So war es dann auch Gott sei Dank!) Nach einer kleinen und mehr als notwendigen Stärkung ging es nochmal die Treppen hoch und durch einen Tunnel an die Rückseite der Tribünen. Dort im „Hinterland“ wurden uns noch ein paar Schmankerln aufgereiht. Ein Krabbeltunnel unter Planen im Sand, Krabbeln unter Metallträgern, Seilklettern, Reifenrollen, Netzklettern und dann noch per Slacklines über einen kleinen Bach ging es zurück in den Startbereich. Als „krönender“ Abschluss der Runde sollten 2 Container mit anliegenden Sprungkissen dienen. Die Sache war ja gut gedacht aber katastrophal gemacht. Warum? Die Kissen waren einfach zu sehr aufgeblasen. Hatte zur Folge, dass sich nicht wenige bei den Landungen sehr weh getan haben. Als ich zur Erklimmung des ersten Container ansetzte eilte der Streckenposten herbei und meinte ich solle eine Arschbombe in die Mitte machen, da es hier am weichsten sei. Kurzum mir schlug die Kamera ein Cut auf die Nase und flog davon, ich splitterte mir 2 Zähne leicht an und auf die Zunge biss ich mir auch bei der „weichen“ Landung. Kann sein das ich mich einfach zu blöd anstellte, kann aber auch sein das die Kissen viel zu hart waren.
Jedenfalls trugen 4 von 5 Leuten unserer Gruppe Blessuren davon weshalb ich mal auf Zweiteres tippe. Wir alle haben schon mit Sprungkissen SCHMERZFREIE Erfahrungen bei anderen Läufen gemacht. Ich brauchte ein wenig um wieder zu mir zu kommen und es folgte die zweite Runde.
Frisch geduscht und durchgewärmt machten wir noch ein Gruppenbild vor der schönen Kulisse
Mein Fazit zum Mudiator:
Ich bin ziemlich hin- und hergerissen. Die Strecke bzw. das Gelände eignet sich hervorragend um einen knackigen Hindernislauf auszutragen, wenn man organisatorisch ein wenig mehr investiert. Bei vielen Hindernissen gab es keine Streckenposten oder eine Information wie diese zu bewältigen sind. Führte halt leider dazu, dass sehr viele Teilnehmer einfach vorbei liefen. Etwas überrascht waren wir dann auch als wir auf den Shirts „Finale 2015“ sowie auf der Medaille „Finale 2016“ lasen. Es sei aber angemerkt, dass allen Teilnehmern die 2016er Shirts nachgeschickt werden, da es zu einem Problem mit dem Druck gekommen ist. Was uns allen sehr gut gefallen hat war die Verteilung der Hindernisse auf der gut zu laufenden Strecke. Laufpassagen wechselten sich gut mit Aufgaben/Hindernissen ab. Auch die Umkleiden mitsamt der Sanitäreinrichtungen waren purer Luxus. Wer schon mal bei einem Spartan Race, ToughGuy oder ähnlichen Läufen dabei war weiß wovon ich rede. Summa Summarum war es dann aber doch ein lustiger Ausflug mit der natürlich besten Truppe der Welt.
(Florian “Der Fürst” Zuschnig)
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Platzierungen der dirtrun.company
Florian Zuschnig: Rang 21 gesamt / Rang 20 Männlich in 02:08:26
Peter Großschmidt: Rang 22 gesamt / Rang 21 Männlich in 02:08:35
Iris Klein: Rang 34 gesamt / Rang 2 Weiblich in 02:10:35
Andreas Dietrich: 77 gesamt / Rang 71 Männlich in 02:33:20
Verena Haberl: 122 gesamt / Rang 11 Weiblich in 02:47:28
In der Teamwertung Platz 3
Insgesamt 207 Finisher auf der Herkules Distanz