IRONMAN 70.3 Zell am See – 01.09.2019

“Eigentlich bin ich ja gar keine Läuferin…” diese Worte gehen mir jedes Mal durch den Kopf, wenn ich einen Marathon, Ultralauf oder Hindernislauf starte. Aber trotzdem laufe ich ständig. Seit über 30 Jahren bin ich auf der Suche nach meiner sportlichen Identität, habe vieles probiert und an vielem Freude gefunden. Am ersten Sonntag im September musste ich dann ein bisschen mehr als nur laufen. Beim IRONMAN 70.3. in Zell am See standen auch Schwimmen und Radfahren am Programm. Zeit für neue Reize sozusagen.

Acht Monate intensives Training, unzählige gelaufene und gefahrene Kilometer sowie geschwommene Bahnen lagen hinter mir, als ich mich am Festivalgelände einfand und registrierte. Es ist ja alles ein bisschen aufwändiger als sonst, man erhält diverse Säcke für die verschiedenen Disziplinen, genaue Anweisungen und checkt bereits einen Tag vor dem Bewerb alles in der Wechselzone ein. Die Marke IRONMAN hält allerdings was sie verspricht. Nämlich eine hochprofessionelle Organisation, bei der alle Vorbereitungen wie am Schnürchen laufen und keine Fragen offenbleiben.

Swim (1,9 km)
Erwartungsgemäß wurde aufgrund von knappen 22 Grad Wassertemperatur gleich am frühen Morgen Neoprenerlaubnis ausgerufen, sodass sich um 11:00 Uhr 2.800 in schwarzes Neopren und einheitliche Schwimmkappen gekleidete Teilnehmer am Ufer des Zeller Sees einfanden. Der Start wurde als Rolling Start durchgeführt,  bei dem alle zwei Sekunden vier Teilnehmer ins Wasser gehen.

Die berüchtigten Schlägereien blieben damit aus und es gab immer genug Platz um eine Runde in den See hinaus und nach einem Wendepunkt entlang der Bojen wieder retour zu schwimmen. Die erste Disziplin verging wie im Flug und verlief ohne nennenswerte Vorkommnisse. Dankbar nahm man die helfenden Hände am Ausstieg an und bahnte sich seinen Weg über den roten Teppich hinein in die Wechselzone (Transition 1). 

Bike (90 km)
Bereits lange Zeit im Vorfeld hatte ich mich auf die Radstrecke mit  870 Höhenmetern, die zu einer der schönsten IRONMAN Radstrecken weltweit gehört, gefreut. Am Vortag nahm ich mir noch die Zeit, um sie mit dem Auto abzufahren, was ich jedem Triathlonneuling besonders empfehlen kann. Auf diese Weise ist man mental besser gerüstet, insbesondere wenn es in die berüchtigte Bergetappe nach Dienten auf den Hochkönig geht. Die Bedingungen waren perfekt. Pünktlich zu Mittag riss die dichte Wolkendecke auf, sodass sich die Radstrecke von ihrer besten und trockenen Seite präsentierte. Die ersten 20 km verliefen flach und eigneten sich gut um seinen ganz individuellen Rhythmus zu finden. 

Auf den nächsten 13 km waren über 600 Höhenmeter zu bewältigen, die allerdings entgegen aller Befürchtungen recht gut wegzustecken waren. Nach einem technisch schwierigen Downhill Stück samt unzähligen Serpentinen verliefen die restlichen Kilometer nahezu flach durch die wunderschöne Salzburger Landschaft. Es gab ausreichend Verpflegungsstellen inklusive Toiletten, sodass niemand hungrig oder durstig die Weiterfahrt antreten musste. Die Stimmung entlang der Strecke war unfassbar gut. In allen Dörfern und Ortschaften wurde angefeuert und motiviert, so dass das Radfahren einfach nur großen Spaß machte und die Zeit auch hier wie im Flug verging. Ab Kilometer 80 war es Zeit, sich mental auf den bevorstehenden Halbmarathon einzustellen und ich freute mich riesig darauf, denn eigentlich bin ich in meinen Ursprüngen ja Läuferin. Oder wie war das nochmal? Egal, ich stürzte mich nach der erneuten Ankunft in der Wechselzone (Transition 2) einfach Hals über Kopf in den Lauf.

Run (21,1 km)
Die Laufstrecke durch die Zeller Altstadt und entlang des Zeller Sees wird eigentlich als sehr schön beschrieben. Das mag durchaus so sein, ich konzentrierte mich allerdings nicht auf die Landschaft, sondern eher nur auf meinen Rhythmus, denn ein Zuckerschlecken ist der Halbmarathon dann trotz allem nicht mehr. Dennoch bekam ich ein ganz gutes Laufgefühl und genoss die Stimmung auf der Strecke, die trotz drohender  Gewitterwolken immer noch am Kochen war. Die Strecke war nicht ganz flach, vielmehr sind durchaus ein paar Höhenmeter eingebaut, die den radgeplagten Beinen zu diesem Zeitpunkt ziemlich zu schaffen machten. Den meisten Läufern war bereits anzusehen, dass sie sich von Labestelle zu Labestelle (alle 2,5 km gut bestückt mit Wasser, Cola, Iso, Gels, Obst und Riegeln) durchkämpften. Bei mir gab es bei Kilometer 13 ebenfalls einen Durchhänger, der sich zum Glück aber flott wieder verflüchtigte. Denn ab Kilometer 15 nisteten sich im Kopf endgültig Ziel- bzw. Finisher-Gedanken ein. Die langen Monate des intensiven Trainings ziehen in Gedanken nochmals vorüber, die große Anspannung und Konzentration während des Rennens lassen deutlich nach und man wird sich klar darüber, dass es nun in Kürze wirklich vollbracht ist. Und so erlebte ich nach 70,3 absolvierten Meilen (so klärt sich schließlich auch die Namensgebung des Bewerbsauf) in allerbester Stimmung die wohl emotionalste Zielankunft meines Lebens.

Fazit
Ich durfte meine erste Triathlon Halbdistanz in vollen Zügen genießen. Dafür verantwortlich war nicht nur intensives Training, sondern eine nahezu perfekte Organisation des Rennens. Ganz besonders hervorzuheben sind die zahlreichen kompetenten Helfer, die stets freundlich und hilfsbereit Auskunft geben. Wer ein familiäres Event sucht, ist woanders bestimmt besser aufgehoben. Aber dennoch ist zu sagen, dass ich überrascht war, eben keine Ellbogenmentalität im Rahmen eines Massenevents vorzufinden, sondern eine durchwegs entspannte Atmosphäre sowie rücksichtsvolle und sympathische Teilnehmer.

Und was bin ich jetzt wirklich? Ich weiß es immer noch nicht, aber zumindest an diesem Wochenende war ich definitiv überglückliche Triathletin.

Kristina „DieEiserneMultisportskanone“ Wascher