Aller guten Dinge sollen dem Sprichwort nach ja drei sein. Diesem Motto treu ergeben stand für mich fest, dass 2019 der Man vs Mountain aus der englischen RatRace Laufschmiede zu absolvieren sei. 2017 begann ich mit dem Man vs Lakes im Lake District um dann 2018 an den gaaaanz äußersten westlichen Zipfel Englands ins wunderschöne Cornwall zum Man vs Coast zu reisen und 2019 dann in den Snowdonia National Park zu meinem persönlichen RatRace Grande Finale.
Wales wir kommen
Begleitet von Christian und Andi ging’s am Freitag von Wien aus per Direktflug nach Manchester und dann weiter an die walisische Küste. Caernafon ist eine hübsche Kleinstadt sowie der Startort und lässt sich in rd. 1,5 gemütlicher Autostunden erreichen. Das Ziel des MvM liegt in dem rd. 15 Autominuten entfernten Llanberies umringt von einem stattlichen Bergpanorama.
Da die Anmeldung bei den Man vs. Veranstaltungen generell nur am Vortag (Freitag) möglich ist, statteten wir Llanberies einen kurzen Besuch ab. Gut zu erreichen und leicht zu finden war das Eventgelände am Gelände des Community Centers aufgebaut. Im Eingangsbereich des Hauptzeltes wurden schnell die Haftungsausschlüsse ausgefüllt um dann zur Ausrüstungskontrolle weiterzupilgern.
Was bei meinen beiden anderen Man vs Läufen noch recht gemütlich von Statten ging, wurde bei der Mountain Edition zur Anstrenung. Alle Teile der Pflichtausrüstung wurden penibelst geprüft und bei Nichtvorhandensein wurden die angehenden Teilnehmer an den aufgebauten hauseigenen Shop verwiesen um das Fehlende/Falsche zu erwerben. Uns traf die Kontrolle bei dem vorgeschriebenen Notbiwak. Die Rettungsdecken als „Ersatz weil is ja eh das Gleiche“ wurden bei mir und Andi strikt abgelehnt also musste so ein …Biwaksakl her. Mit dem offiziellen Prüfstempel am Haftungsausschluss gab’s dann endlich die Startnummer und den GPS Tracker.
Der Morgen grau…t
Unsere Unterkunft, das Bron Menai Guest House lag bequeme 5 Gehminuten vom Start entfernt und so konnten wir dank unserer sehr freundlichen Gastgeberin auch noch ein schnelles Frühstück einwerfen. 5 Minuten vor dem Startschuss unserer Welle trudelten wir also wohl gestärkt am Startgelände ein und warteten erst einmal auf den Einlass. Warum? Tja, die Organisation nahm diesmal auch die Kontrolle der Ausrüstung am Renntag vor. Der Countdown war bei 5sek als wir in den Startblock hüpften und los ging’s an der Uferpromenade vorbei an der Burg.
Auf verschlungen Wegen hinaus auf das Umland führte die Strecke durch kleine Ortschaften umrahmt von schier endlosen Schafsweiden immer leicht bergan. Der Himmel hüllte sich in sattes Grau und vereinzelt vernahm man auch den ein oder anderen Regentropfen. Die Stimmung war allgemein sehr gelassen wie auch das Ehrgeizniveau eher moderat ausgeprägt waren. Locker trabend, schwätzend und lachend zogen kleinere Grüppchen dahin. Auch wir 3 waren nicht auf „Getscho gemma Voigas“ aus und zogen so im Strom gemütlich dahin. Nach etwa 10KM und einem kleinen Sattel verlief die Strecke ein gutes Stück bergab und man konnte schon Llanberies und den Zielbereich sehen.
Kurz gelabt
Die erste Labestation wartete bei KM12 mit einer für RatRaces üblichen Fülle auf die Teilnehmer. Kaffee, Tee, Kekse, Müsliriegel, Bananen, Iso und und und. Da unsere Bäuche noch gut vom Frühstück gefüllt waren, zogen wir nach ein paar Schlucken Iso wieder weiter. Von nun an führte die Strecke auf einem immer schmaler werdenden Trail in Richtung eines Hochtals. Saftig grüne Almen die links und rechts steil emporstiegen bildeten ein herrliches Naturpanorama wie man es auch in den Hohen Tauern hat. Einziger Unterschied zur Heimat sind die Schafe 😊 Viele viele Schafe, überall und vor allem ihre Hinterlassenschaften verwandelten den Weg stellenweise zu einer sehr dreckigen Angelegenheit.
Das besagte Hochtal zog sich bis etwa KM17 hin um dann in einem kleinen Pass zu enden. Ein Weidezaun kündigte eine kurze Abwärtspassage an. In einer langen Linkskurve schlängelte sich der nun wieder sehr gut ausgebaute Weg dann dem Höhepunkt entgegen. Dunkelgraue Wolken und eine recht steife Briese umkreisten den Namesgeber des Parks. Der Gipfel des Mt. Snowdon mit seinen 1.085m konnte man zwar nicht erkennen aber die Karawane an Läufern die sich zu seinem Gipfel hocharbeitete.
Gipfelsturm
Die rd. 700 Höhenmeter bis auf den Gipfel waren sehr giftig. Gefühlte 1000 Serpentinen mit unzähligen Stufen, von einer Kante zur nächsten. An jeder Kante die Hoffnung auf ein bisserl weniger Anstieg und ein aufs andere Mal enttäuscht 😊 Christian fiel an dieser Passage leider zurück und so stapften Andi und ich gemeinsam weiter. Irgendwann war dann plötzlich ein Hochplateau erreicht und der Himmel lockerte etwas auf. Wir genehmigten uns ein kurzes Päuschen und genossen die kurzen Sonnenfenster welche einen herrlichen Rundumblick ermöglichten.
Vor uns lag ein dem Vernehmen nach 40minüter Aufstieg zum Gipfel. Auf dem Weg zu selbigen nahm die Dichte an Personen sehr schnell zu. Viele Tagesausflügler die entweder wandernd oder mit der Zahnradbahn auf den Berg strömten, ließen die letzten Meter zu einem furchtbaren Gewusel werden.
Schnell ein paar Bilder gemacht, einen Happen eingeworfen und dann wieder hinunter. Der strenge Wind machte den Gipfel nicht gerade zu einem Platz des entspannten Verweilens. Andi zog wie eine junge Gams im heftigen ZickZack durch die Menschenmassen voran und ich an seinen Fersen. Die Uhr zeigte knapp 22Km und vor uns lag ein laaaanger Abstieg. Gute 900 Höhenmeter ging es auf einem Gott sei Dank sehr gut ausgebautem Weg in Richtung Tal auf Llanberies zu.
Die 2te Labestation am Ortseingang kam sehr gelegen. Meine Beine zeigten schon deutliche Ermüdungserscheinungen und was zu Essen durfte es auch sein. Andi zog mir ab etwa der Hälfte des Abstiegs davon wartete dann aber bei der Labe wieder auf mich. Eine Banane, ein Müsliriegel, eine halbe Orange, Isosafterl …. ahhhh die Laufgeister kehrten langsam wieder zurück 😊
Vertikal, brutal und infernal
Einmal durch Llanberies und ganz dicht am Ziel vorbei (so fiese Streckenführung aber auch!!) ging es dann hin zu einer mächtigen Abraumhalde an der gegenüberliegenden Seite des Zielbereichs. Ein mächtiger Berg und vorgelagert viel Schutt … „wos kummt denn do jetzt?“. Als dann das farbenfrohe Schild „Vertical Kilometer Start“ das unvermeidliche ankündigte sank die Stimmung kurz auf -100. Der Kilometerzähler zeigte ja bereits 30.
Dieser Kilometer ging noch einmal richtig in die Haxn. Was waren wir froh als dann nach gut 200HM ein Plateau das Ende dieses Kilometers anzeigte. Vom Fuße des Hügels tönte die Musik und wir trabten wieder hinunter. Die Beine schon ziemlich schwer gab es dann recht bald eine „willkommene“ Abkühlung.
Unter dem Motto „Springen, Schwimmen, Abseilen und Rutschen“ standen noch 4 kleine Herausforderungen am Streckenplan. In einem kleinen Baggerloch durfte von einem 5m Turm ins Kühle nass gesprungen werden, ein Stückerl weiter seilte man sich in den See ab, danach eine Steilrutsche mit Flugeinlage um dann noch eine kleine Flussmündung zu durchschwimmen. Alles war tiptop organisiert und gesichert. Wir nahmen die Bäder gelassen hin, waren dann aber doch froh als die Ziellinie vor uns auftauchte. Eine kleine Schrägwand noch und es war geschafft. Der Man vs. Mountain mit seinen 36km samt 1.500HM lag hinter uns.
Mein Fazit
RatRace gehört wohl zu den vielseitigsten Laufveranstaltern in England. Ob Hindernislauf, Trail, Adventure Run oder Multisportveranstaltung, es ist für jeden was dabei. Immer perfekt organisiert, durchdacht und ausgeführt. Dafür zahlt man aber auch einen stattlichen Preis. Im Durchschnitt sind für ein Einzelticket gut € 150 hinzulegen. Zugegeben der Charakter des MvM ist überwiegend der eines gewöhnlichen Trailruns aber es bleibt ja jedem selbst überlassen ob er bereit ist das Geld dafür zu zahlen. Ich wollte die 3 Man vs Läufe machen und habe es getan. Keine Sekunde bereue ich diese Entscheidung. Alle 3 bringen einen in wunderschöne Ecken Englands und sind ein Abenteuer.
Die Fakten
Streckenlänge: rd. 36km
Höhenmeter Anstieg: rd. 1.500m
Hindernisse: 5
Florian „DieRatteHatFertig“ Zuschnig