Spartan Race Winter Hurricane Heat in Svit 18.02.2017 … 6 Stunden Plackerei

„Und was planst du so für 2017?“ So etwas Ähnliches wurde ich irgendwann im Oktober 2016 mal gefragt. Ich kann mich auch noch sehr gut an den Moment erinnern, an dem ich sagte „Spartan race Hurricane Heat nie im Leben, was soll ich da, so ein Schmarrn…“ Tjo und wieder einmal kam es anders. 2017 will ich eine Endurance Trifecta denn Race Trifectas habe ich in den letzten Jahren ja zur Genüge gesammelt. Was brauch man für eine Endurance Trifecta wohl? Einen kleinen Hurricane Heat, einen 12 Stunden Hurricane Heat und ein UltraBeast … also 2x das was ich eigentlich nicht machen wollte. Naja irgendwie wachsen wir ja alle in diesem Sport mit der Zeit über uns hinaus also probierte ich kurzer Hand bei meinem Trip nach Indonesien im November einen kleinen HH aus. Es waren 4 sehr schweißtreibende Stunden am Strand von Bintan Island. Die Hitze ist definitiv nichts für mich, also musste ein anderes Klima her.

Gott sei Dank hatte Spartan Race Osteuropa Anfang 2017 2 Winter HHs im Angebot und diese sogar 6 Stunden lang. Und so kam es wie es kommen musste, d.c Kollegen mussten her für den Wahnsinn. Seinen Anfang nahm es bei der Vienna Auto Show. Gerd wurde mit meinem üblichen Überzeugungsgeschick bearbeitet „He du ich will den Winter HH in Svit am 18.02. ned alleine machen, mach mit“ …. „Was die haben einen Winter HH?“ …. „Ja sogar 6 Stunden lang“ … „Paaa muss das sein“ … „Ja“ … „Du fährst aber“ … „Ok“ … und schon war Gerd dabei. In den nächsten Tagen folgten auch noch Tom, Rene und Roman der Idee. Es schickte sich also an eine unterhaltsame Runde zu werden. Die Wochen vergingen und wir schauten uns Fotos und die Ausrüstungsliste des ersten Winter HH’s in Dolni Morava genauestens an.

Genau eine Woche vorher kam dann das Video mit der offiziellen Ausrüstungsliste für Svit ins Netz. Aja … Sandsack, 15m Seil, Essbesteck, div. Kleinzeugs und was zum Teufel … 4 Ziegelsteine. Die Diskussionen gingen los … wozu, woher, waaaaaas? Bei einem Ausflug ins nahe gelegene Bauhaus stellte ich fest, dass die gewünschten Ziegelsteine auch einzeln für € 0,50 erhältlich sind. 9 Stück wurden gekauft und 7 steuerte Gabi aus ihrem Hinterhof bei. Dann war es soweit, Freitag um 14:30 Uhr traten 4 hoch motivierte und schwer beladene Burschen die Reise nach Svit an. Es folgte eine kurze Nacht welche der Wecker um 03:00 Uhr jäh beendete. Ein kleines Frühstückssackerl von der Rezeption geholt und ein paar Bissen eingeworfen, ging es zum Startbereich.

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Nach einer flotten Registrierung (waren ja nur 40 Teilnehmer) begann das Abenteuer pünktlich um 05:00 Uhr mit dem obligatorischen Ausrüstungscheck. Da alles passte, gab es zum Aufwärmen keine Burpees und es ging weiter mit der Teamauslosung. Per Knicklicht wurden 4 Teams zusammengelost. Ich war mit Roman, Rene und Thomas (vom befreundeten Suicide Squad) sowie diversen Ungarn und Slowaken im Team GELB. Gerd und Tom kamen ins Team GRÜN. Anstelle der erwarteten Aufwärmstunde mit Burpees&Co hieß es, „Jedes Team findet einen Haufen mit Ausrüstung markiert mit einem Knicklicht … ihr habt 5 Minuten bis zum Abmarsch“. Der Haufen bestand aus 12 Autoreifen, 2 Paletten, 1 Riesenreifen und 2 4m Holzlatten. Rasch wurden aus den Latten und Paletten Tragen gebaut und Reifen bzw. Ziegel drauf drapiert. Dann ging es auch schon los den Hügel hoch.

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Ich reihte mich in die Tragegruppe mit den Holzlatten und eingefädelten Autoreifen ein. Es wurde gezogen, geschoben, gezerrt und geschleift. Eine Karawane schnaufender Träger setzte sich im Schein zahlreicher Stirnlampen in Bewegung. Die Latten bogen sich unter dem Gewicht der Reifen und schon bald gab es die ersten schmerzverzerrten Gesichter. Recht bald hieß es von den Betreuern, dass die Sachen geordnet abzustellen sind und flott die restlichen Teammitglieder sich einfinden sollten. Also wurden die Latten abgelegt und wir trotteten retour und halfen den anderen mit ihren Lasten. Der erste Zwischenstopp brachte die erste Aufgabe mit sich. Es galt pro Team einen Zettel mit Code zu finden und selbigen auswendig zu lernen. Die Zettel waren in angenehm zu erreichenden 4 m Höhe an Bäumen angebracht, weshalb die Teams zum lustigen Pyramidenspiel griffen. Wir nahmen einen Riesenreifen hochkant am Baum stellten einen mit dem Rücken am Baum darauf und ich erklomm seine Schultern.

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Der Code umfasste 100 Stellen. Es war eine wirre Menge aus Zahlen und Buchstaben die ich in 3er Gruppen laut vorlas, während Thomas diese auf einen Sandsack schrieb. Als alle Teams ihre Codes gefunden hatten, gab es 5 Minuten Lernzeit. Wann wir abgefragt werden würden sagte man nicht, aber meinem Gefühl nach würde es wohl am Ende sein. Alles andere wäre ja langweilig. Wir teilten die 100 Stellen relativ gleichmäßig auf und da ich durch die vielen Rennen im Codemerken schon recht gut trainiert bin, saß der Code schnell im Geiste … 2RQ GKG 5SZ … Sachen aufnehmen und wieder weiter den Weg hoch. Nächster Halt am nächsten Plateau. Hier übernahm Niki das Kommando und die Ziegel kamen aktiv zum Einsatz. Jumping Jacks mit Ziegeln sind echt Kacke aber sicher unterhaltsam anzusehen. Liegestütz, SitUps folgten und zum Drüberstreuen ein paar Squads.

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Gut durchgewärmt und schneegebaded wurden die Ziegel wieder verstaut, die sonstigen Utensilien wieder aufgenommen und weiter zog die Karawane. Nächster Halt auf der nächsten Anhöhe diesmal aber mit ernstem Hintergrund. Bei der Heimfahrt vom Wochenende in Dolni Morava kam es zu einem tödlichen Unfall mit einem Kleinbus mit 14 Personen. Wir gedachten den Verstorbenen mit einer Schweigeminute mit Kerzen. Es war eine traurige aber trotzdem sehr schöne Geste der Organisation. Auf der anderen Seite des Hügels erstreckte sich eine weite Ackerfläche die sich unter einer herrlich weißen Schneedecke verbarg. Wir wurden angewiesen uns in Teams aufzustellen und unsere Utensilien dazu zu verwenden, einen Schlitten zu bauen. Was zum Teufel, wie was hääh…? Die Verwunderung um nicht zu sagen Ratlosigkeit war groß.

Es galt einen Schlitten zu bauen auf welchem sämtliche persönliche Ausrüstung sowie sonstige Utensilien auf die andere Seite des Ackers zu transportieren waren. Es dauerte ein wenig und die Teams schauten sich gegenseitig die Ideen ab, aber recht bald kamen alle zum ähnlichen Designansatz. Die 2 Bretter als Kufen darauf die Paletten mit diversen Seilen fixiert um einem wilden Haufen Reifen eine Basis zu bilden. Dazwischen resp. darauf diverse Rucksäcke gaben dem Ganzen einen abenteuerlichen Touch. Tja da standen sie nun unsere 4 wilden Schlitten. Es wurde wild geschoben, gezogen, gehoben und geflucht aber langsam kämpften wir uns voran. Irgendwann hatten wir im Team die Mischung aus ziehen und schieben raus und kamen relativ gut voran.

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Mühsam gebaut und schon galt es den Schlitten wieder in seine Einzelteile zu zerlegen. Über eine kleine Anhöhe schleppten wir uns zur Laufstrecke des Sprints. Als wir alle wieder beinander waren, schallte Niki, dass sich jeder einen Reifen schnappen sollte und sich verteilen sollte. Es stand wieder eine Übungseinheit am Programm. Ähnlich wie zuvor mit Burpees, Liegestütz, Squads und „Wir halten den Reifen über den Kopf bis alle die Schnauze halten“.

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Wie man berechtigter Weise annehmen kann dauerte letzteres am Längsten. Sehr zu meinem Missfallen, da ich nicht unbedingt zu den Schultertieren gehöre. War ich froh als diese Einheit ihr Ende fand und wir uns im Laufschritt, wohlgemerkt ohne Utensilien“ ein stückweit den Weg entlang begaben. Die „Freude“ währte aber nur kurz als wir bei ein paar Baumstämmen Halt machten. Länge geschätzte 15m, Gewicht einfach nur mörderschwer. Ach wie schön war es, dass wir natürlich einen verkeilten Baumstamm zum Tragen zugewiesen bekamen. Die Orgas hielten sich grinsend raus und überließen uns unserem Schicksal. Planloses Gemurmel, verdutzte Blicke machten die Runde. Ich fasste mir ein Herz und beriet mich mit meinem Pionier vom Dienst (Gerd) wie die Sache erledigt werden könnte. Alle auf eine Seite und dann den oberen drüberrollen. Danach den unteren mit gleichem Ansatz rauswuchten. Erst wenn ein Österreicher auf Englisch lautstark Kommandos gibt wird ein HH zum HH (alte Weisheit aus Oberndorf 2016). Gerd und ich nahmen die Sache in die kommandierende Hand und diese Höllenaufgabe wurde gemeistert.

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Den „kleinen“ Baum ein gutes Stück des Weges mitsamt einer abenteuerlichen 180° Wende und wieder retour getragen, durften wir die Reifen zurücklassen um uns wieder dem normalen Tragewandern zu widmen. Einen knappen Kilometer querfeldein gab es den nächsten Stopp, bei dem nun der Code abgefragt wurde. 4 ½ Stunden waren mittlerweile vergangen und hatten bei dem ein oder anderen deutliche Spuren hinterlassen. Schwere Schritte, schmerzvoll verzogene Gesichter und zum Darüberstreuen natürlich auch Müdigkeit sah man die Runde machen. Egal, kurze Pause ein Müsliriegel, ein Schluck aus der Trinkblase und ein wenig Herumgealbert dann traten wir an zur Codeabfrage. Pro Fehler gab es für das jeweilige Team 5 Strafburpees. Team Gelb lieferte stark ab. 15 Burpees, also so gut wie nichts. Mit dem allseits bekannten und beliebten Uuup and Dooown dirigierte ich unsere Gruppe synchron durch die 15 Burpees.

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Links neben uns sah die Welt deutlich anders aus. Gerds Miene hatte sich schlagartig verfinstert. Der Grund hierfür war ein geistiger Totalausfall sowie diverse Einzelfehler. Summa Summarum 95 Burpees. Die Kollegen pumpten brav aber bei 2 zeichnete sich die Erschöpfung deutlich ab. Ich fragte in meinem Team ob es in Ordnung wäre, dass wir den Grünen zunächst 10 Burpees abnehmen. Team Gelb war motiviert und tapfer also fragte ich Niki ob es möglich wäre Team Grün zu unterstützen. Ein zustimmendes Nicken später waren wir wieder am pumpen. Kurze Pause und nochmal 10 für die Kollegen. Sehr dankbar über die Unterstützung gab Team Grün noch einmal alles und absolvierte die letzten Burpees wacker. Zum Verschnaufen gab es eine kurze Pause um dann wieder weiterzuziehen. Unweit des Start-/Zielbereiches kamen wir ein letztes Mal zum Stehen. Die letzte Aufgabe wurde erklärt. Mit 2 Latten, 1 Palette und ein paar Ziegeln musste eine tragbare Feuerstelle errichtet werden um ein Feuer bis ins Ziel zu tragen. Großer Dank an Tom an dieser Stelle, denn sein Panzerband ermöglichte uns hier eine halbwegs windgeschützte Feuerstelle zu errichten.

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Mit einem lodernden Feuer brachen wir auf zu unserer letzten Etappe. Ein knapper Kilometer trennte uns vom Ziel. Der Weg dahin hätte angenehm sein können … hätte wohlgemerkt. Da sich praktischerweise ein knietiefer Fluss entlang des Weges erstreckt wurde in selbigen auch gewatet. Die Zehen und Füsse wurden langsam aber stetig schmerzhaft kalt. Meine Neoprensocken sind halt auch nur so gut solange sie nicht komplett unter Wasser gesetzt werden.

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Unter Applaus zahlreicher Fans, Freunde und sonstiger Anwesender zogen wir HH’ler im Zielbereich ein und schafften es mit brennendem Feuer. Dies ersparte uns Burpees im Wasser, worüber ich zu dieser Zeit sehr froh war. Zu guter Letzt ging es noch den kleinen Zielhügel hoch zu einer kleinen Überraschung, zu welcher wir das Essbesteck beizubringen hatten. Es wurde ein kleiner Snack serviert. Ein ganz besonderer Snack, mehr oder weniger lebendige Mehlwürmer. Was solls, rein damit ein wenig gekaut und mit einem Schluck runtergespült. Von wegen das schmeckt nussig. Grauslicher Schlatz beschreibt es wohl am ehesten was sich da in meinem Mund an einem Geschmackserlebnis darbot.

Dann war es endlich zu Ende. 6 Stunden schleppen und ziehen waren vorbei. Eigentlich verging die Zeit dann doch recht schnell. Würde ich es wieder tun? Mit den Freunden der d.c auf jeden Fall!!!

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(Florian “Der Fürst” Zuschnig)

Fotos: hier