Endlich war es soweit – der Spartan Winter Sprint Liberec stand vor der Türe. Nach ca. 3 Stunden seichtem Dahingedöse läutete der Wecker um 00:00 Uhr. Schnell noch einen Kaffee um die Vorfreude mit erhöhtem Blutdruck zu unterstützen. Mit Sack und Pack ging es dann direkt in das heutige union dirtrun.company-Taxi.
DIE ANREISE zum Spartan Winter Sprint Liberec
Die Crew bestand aus Pilot Andreas Dietrich und den Passagieren Lea Strieder, Lisa Brand und mir – David Herzog. Die 400 km Fahrtstrecke waren dank Bodennebel, eines sonderbaren Anhalters und einem Geistfahrer doch recht kurzweilig. Kurz vor 05:00 Uhr kamen wir in Liberec an und überforderten sogleich mal den Parkticketausstellbeauftragen, da dieser erst viel später mit zahlenden Spartan-Parkern rechnete.
Nachdem wir kollektiv noch eine Stunde im Auto schlummerten, packten wir unsere Ausrüstung und stiegen in einen der Shuttlebusse, die in kurzen Intervallen vom Parkplatz zum Startgelände pendelten. Die Shuttles kamen zum Einsatz, weil die Parksituation am Berge nicht auf zusätzliche 2.000 Spartaner zu den üblichen Skifahrern, ausgelegt war. Mit gefühlten 100 km/h brauste der Bus anfangs durch die leeren Straßen der Stadt und anschließend durch einen pechschwarzen Wald. Mitten im Nichts blieb das Shuttle stehen und öffnete die Türen.
Zirka ein Dutzend Mitfahrer stiegen aus und der Bus verschwand rasant in der Dunkelheit. So standen wir nun mitten im zappendusteren tschechischen Wald. Vor uns konnten wir die groben Konturen eines verschneiten Waldweges erkennen. Hmm, perfektes Intro in so manch einen klassischen Horrorfilm. Da uns die Option des Erfrierens an Ort und Stelle doch missfiel, übernahmen wir die Führung der planlosen Gruppe und stapften los in Richtung dunklen Wald. Schon nach wenigen Metern wurde uns bewusst, dass sich unter der Schneeschicht Eis befand, dass auch OCR-Läufer ungewollt breakdancen lies.
VOR ORT
Nach zirka 15 Minuten Fußmarsch Gebreakdance durch den unheilvollen Klischeehorrorwald, erblickten wir endlich Licht. Dieses Anzeichen von Zivilisation brachte uns wieder Hoffnung nicht von tschechischen Wölfen gefressen zu werden. Und tatsächlich standen wir kurz darauf im taghell ausgeleuchteten Auslaufbereich der Skisprungschanze, in dem sich der Start, ein paar Hindernisse, sowie das restliche administrative Geschehen für den Spartan Winter Sprint Liberec abspielten.
Mitten im Schnee durften wir schon ein paar Appetizer wie Multi-Rig, Z-Traverse, Slippery Wall u. Stairway to Sparta beäugen. In nicht allzu weiter Ferne konnte man in der Dunkelheit den Schein der Stirnlampen sowie die Schreie der Hurricane-Heat-Partie hören, die seit 3:00 Uhr nach Strich und Faden geschändet wurden. Die union dirtrun.company wurde hierbei tatkräftig von Wolfgang Orsolits und Stefan Gößnitzer vertreten. Nach dem klassischen Registration-Kaffee-Klo-Prozedere begutachteten wir die Z-Traverese und stellten fest, dass es sich hierbei um die „geliebte“ Ostversion handelte.
Während man bei West-Spartans zumeist entspannt die Arme durch guten Stand auf den Tritthölzern entlasten kann, hat man bei Ostspartans immer das Gefühl auf einem Alibitrittstück in DVD-Hüllenstärke zu kauern. Es fing nun auch in dicken Flocken an zu schneien – die Perfekte Stimmung für einen Winter Spartan kam auf.
Jetzt aber genug des Vorspiels – ab zum Höhepunkt…
DER LAUF
Nachdem wir unsere Taschen beim Bag-Check, nach einer gefühlten Stunde abgeben durften ging es zum Start. Während wir seitlich von einem Bassboxen-LKW mit voller Lautstärke durch Motivationsmusik penetriert wurden, checkte ein Volunteer unsere Startzeitenbändchen, um uns gleich darauf über die übliche kleine 4ft.-Wand in den Startbereich springen zu lassen.
Da wir mit 11:15 Uhr in einer späten OPEN HEAT-Startwelle des Spartan Winter Sprint standen, war das Publikum bunt gemischt. Noch ein kleines kurzes kollektives Aufwärmprogramm durch zwei Ostanimateure in Jogginghosen und los ging es. Kaum aus dem Nebel der Startnebelgranate heraus, kam die Over-Under-Trough Kombination gefolgt von einem steilen, eisig, schneeigen Trampelpfad. Nach ein paar Metern war klar: „Das wird jetzt länger so weitergehen“. Und so stapften wir unweit der Skisprungschanze den Berg in seiner gnadenlosen Steilheit hinauf.
Der Untergrund war rutschig und unberechenbar. Immer wieder rutschten Leute aus bzw. kippten aus deren gewünschten Gänsemarschrichtungen. Es folgten enge Waldtrails auf denen man stellenweise durch den Tiefschnee kleine Überholmanöver durchführen konnte bis wir zu einer Skipiste gelangten. Während die Skifahrer und Boarder neben uns links und rechts dahinrutschten, querten wir die Skipiste und durften uns die Zeit mit zwei Schwebebalken auf Bauchhöhe vertreiben. Weiter durch den herrlichen Winterwald – mal bergauf – mal gerade – aber zumeist doch bergauf.
Nach einer kleinen 5ft.-Holzwand und der zirka einen Kilometer darauf folgenden Inverted Wall, die für Männer ohne Beine zu bewältigen war, erwartete uns der Memory Test in typischer Ostmanier. Heiter weiter überholend zirka einen weiteren Kilometer durch das verschneite Winterwonderwoodland zum Gummibandspringen Walkers Walk. Grob 50 Meter mit geschlossenen Beinen eine kleine Steigung hochhoppeln und wieder retour. Spartaner hoppeln nicht sie stoßen die Welt unter ihren Beinen weg. 😉
Über die engen Wintertrails gelangten wir dann zu einem Highlightpoint der das Laktat höherspringen ließ. Das A-Frame gefolgt von der 7ft.-Wall, Speerwurf und anschließender herrlich vereister Slackline. Für die Wissenschaft habe ich kurzerhand beschlossen die Schneebeschaffenheit bei der Slackline mit 30 Burpees zu testen. Ergebnis: Kalt, weiß, nicht liegenswert.
Gefälle
Langsam machte sich immer mehr Gefälle bemerkbar das einem verriet, dass es bereits Richtung Ziel ging. Nach einem kurzen Barbedwirecrawl im Schnee ging es auf der Lifttrasse so richtig bergab. Zumeist war dies im sitzend-rutschenden Modus am sinnvollsten, da die Strecke durch die vorherigen Spartanermengen bereits stark vereist war. Nur die Steine dazwischen erinnerten einen schmerzvoll daran, dass Spartaner nicht poporutschen. Also ging es großen Schrittes weiter ins Tal und man konnte nur hoffen, seine eigenen Beine nicht zu oft zu überholen.
Zu allem Überfluss fand sich mitten in der kometenhaften Talfahrt die Abfrage des Memorytests. Endlich war der Zielbereich mit einem Potpourri an Hindernissen zu sehen. Unten angelangt bekam man auch schon einen mit Folie überzogenen Strohsack, mit dem man grob 100 Meter die Skisprungschanze rauftrappeln durfte, um dann mit gefühlten 130km/h auf dem besagten Sack wieder gen Tal zu heizen. Unmittelbar danach galt es die Z-Traverse, eine 8ft.-Holzwand, den Stairway to Sparta sowie das Multi-Rig zu bezwingen. Noch ein kurzer knackiger Sandbagcarry über die Stiegen der Zuschauertribünen, gefolgt von einem kleinen Schrägnetz und finalisierend die Slippery Wall und das Ziel war erreicht. Dort gab es dann die sehr gelungene Spezialmedaille, eine handelsübliche gelbe Fairtrade-Banane, ein Getränk aus ausgepressten Bussibären und das langärmlige Winter Sprint Funktionsshirt in schwarz gehalten.
DAS FAZIT
Der Spartan Winter Sprint Liberec ist ein gelungener Winter Sprint mit einer großartig fordernden Streckenführung, nicht zu wenigen, abwechslungsreichen Hindernissen und einer spektakulären Location. Der Shuttledienst ist sehr gut organisiert. Anmeldung und Verpflegung sind in Ordnung. Nur für den Bag-Check gibt es einen Minuspunkt, weil eine Person auf einer Fläche von 3×6 Metern sowohl alle Taschen von je ca. 300 Leuten einlagern, sowie wieder ausgeben muss. Wer Lust auf einen klassischen Winter Sprint mit viel Schnee und reichlich Höhenmetern hat, ist beim Spartan Winter Sprint Liberec absolut richtig.
DIE HARDFACTS (lt. Spartan Race)
6,96 km (lt. SUUNTO 7,85 km)
576 hm (lt. SUUNTO 689 hm)
2.506 Starter /2.390 Finisher
1 Labestation
(David “The Duke” Herzog)
Fotos: hier
Hier geht es zum Bericht vom Winter Hurricane Heat in Liberec 2018.