Was der Asics Kayano für den Straßenläufer ist, ist der Salomon Speedcross für den Crossläufer. Sozusagen der VW Golf unter den Crosslaufschuhen um noch eine letzte Metapher anzubringen. Bei diesem Erfahrungsbericht steht nun eines der am weitest verbreiteten Modelle im Hindernislaufsport in der Version 3 auf dem Prüfstand.
Es führt fast kein Weg vorbei
Den Speedcross gibt es nun schon seit etlichen Jahren und in 2017 ging er in die Version 4. Nach wie vor ist aber auch die Version 3 anzutreffen, von welcher auch ich ein Paar mein Eigen nenne. Wenn man den Schuh kennt fällt einem die weite Verbreitung auf … na gut ein wenig darauf achten muss man halt schon. Ich schmunzle sehr oft, wenn ich diesen Schuh an den Füssen von Stadtmenschen sehe die vom Anschein her wenig sportliche Ambition ausstrahlen und ihn mehr als Styleschuh tragen als seine wahre Bestimmung zu suchen. Aber egal, es bleibt ja jedem selbst überlassen wozu er ihn trägt.
Farben und Designs gibt es vom Speedcross zahllose. Sie reichen von klassischem Schwarz über 2-färbig hin zu quietsche bunt, Spezialeditionen in Landesfarben, GoreTex, mit härterer Sohle (Vario) und und und. Für die olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi wurde bspw. eine eigene Team Austria Edition in der GoreTex Ausführung kreiert. Da aber die Umwelt-/Streckenbedingungen bei Hindernisläufen Farben ohnehin schnell in ein herrlich mattes Schlammbraun umwandeln ziehe ich Farben vor die auch eine mäßige Pflege nicht gleich verraten. Daher habe ich mir den Speedcross im Design Camo Titanium besorgt.
Schnitt, Profil und Gefühl des Salomon Speedcross 3
Salomon schneidert seine Schuhe eher für den schlanken Fuß was mir persönlich ja entgegenkommt, aber bei einigen meiner Teamkollegen schon zu Enttäuschungen geführt hat. Nebst dem eher schlanken geradlinigen Schnitt ist auch die Größendefinition bei Salomon eine eigene. Zum Vergleich ich laufe Schuhe von ASICS in Größe 44 bis 44 ½. Schuhe von Salomon benötige ich um gut eine Nummer größer. Mein erstes Paar Speedcross kaufte ich in Größe 44 und büßte es mit dem Verlust von 4 Zehennägeln. Daher lieber +1 bei der Größenwahl. Hat man zu seinem schlanken und geraden Fuß die passende Größe gefunden ist der Sitz sehr gut. Das Schnellschnürsystem hat gerade in unserem sehr dreckigen Sport seinen Reiz. Egal wie kalt, nass oder dreckig Finger und Schuhe sind, man bekommt die Schnürung so gut wie immer hin.
Das Profil des Speedcross ist aus einer sehr weichen Gummimischung mit von Vorderfuß zu Ferse gegensätzlich angeordneten V-förmigen Stollen. Das Profil fühlt sich auf Wald- und Schotterwegen und im Schnee am wohlsten und vermittelt hier immer eine gute Rückmeldung vom Untergrund. Asphalt und Beton lassen die Sohle sehr leiden und nutzen das Profil schneller ab. Auf sehr tiefen und rutschigen Böden ist die Traktion eher durchschnittlich. Hier sammelt sich schnell viel Dreck im Profil und läuft sich mehr und mehr fest sodass ein kurzer Zwischenstopp oft unvermeidlich ist. Die relativ hohe Sprengung von 11mm hat mich aber schon das eine oder andere Mal derbe im unebenen Gelände umknicken lassen, da auch die Seitenführung des Schuhs eher komfortabel ausfällt denn stützend. Auf der anderen Seite kann man sich mit dem Mehr an Dämpfung an der Ferse auch gut den Berg hinunterstürzen ohne allzu sehr auf seinen Laufstil zu achten.
Tauglichkeit im Hinderniseinsatz
Wie schon erwähnt ist der Speedcross im Hindernislaufsport sehr verbreitet und das auch zu Recht. Er ist ein guter Allrounder mit solider Verarbeitung und einer guten Traktion bei weicheren/lockeren Untergründen. Seine weiche Sohle in Verbindung mit den 2 Stollen auf der Zehenkappe erleichtern einem bei richtigem Einsatz das Erklimmen von Holz- und sonstigen Wänden.
Die eher weiche Seitenführung unterhalb der Knöchel vernachlässigt zwar die Stützfunktion, dafür dichtet sie gut gegen kleine Steine ab. Die mit Abstand nervigste Sache beim Speedcross 3 ist allerdings die Einlegesohle. Sobald die Schuhe durchnässt sind (Wasserpassagen sind ja Standard bei Hindernisläufen) beginnt sie zu rutschen und wandert vor in die Zehenregion. Hier bildet sie meistens genau unter dem Fußballen eine „schöne“ und deutlich spürbare Falte. Vor allem bei hügeligen/bergigen Läufen zerrt das sehr am Nervenkostüm.
Das Schnellschnürsystem kann dafür in nahezu jeder Lage (Frost, Hitze, Nässe, Dreck) einfach geöffnet oder nachgezogen werden und hält auch in der Regel sehr gut. Ich sehe immer wieder Leute im Wettkampf die anscheinend ihre Speedcross noch nie genau betrachtet haben. Wie ich darauf komme? Nun für die Versorgung des überstehenden Zugbandes gibt es ein praktisches kleines Täschchen auf der Zunge. Hierein lässt sich bequem und sicher das Gebändel verstauen.
Fazit
Der Speedcross ist in Version 3 und auch in Version 4 ein Schuh der vom Anfänger bis zum ambitionierten (Hindernis)Läufer seine Verbreitung zu recht gefunden hat. Er mag eher weichere aber nicht allzu tiefe/gatschige Untergründe und unterstützt gut bei der Bewältigung von Hindernissen. Preislich schlägt er in der Regel meist zwischen € 80 und € 100 zu Buche.
(Florian Zuschnig)
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